Everything will change

Dokumentarfilm | Deutschland/Niederlande 2021 | 92 Minuten

Regie: Marten Persiel

Im Jahr 2054 ist die Erde durch die Folgen des Klimawandels in einen Dauernotstand verfallen, mit dem die meisten Menschen sich arrangiert haben. Durch Zufall entdecken drei junge Freunde jedoch das Foto einer Giraffe und forschen dem ihnen unbekannten Tier nach. Dabei entdecken sie weitere Archivvideos ausgestorbener Arten und die Versäumnisse, die trotz der bekannten Gefahr in den 2020er-Jahren gemacht wurden. Der als Mischung aus emotionaler Science-Fiction und Experten-Interviews angelegte Film will aufklären und aktuelle Klimaschutzbewegungen anfeuern. Die Ebenen gehen aber nicht harmonisch zusammen, zudem ist der fiktionale Teil dramaturgisch schleppend und geradezu märchenhaft optimistisch. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Flare Film/Windmill Film
Regie
Marten Persiel
Buch
Marten Persiel · Aisha Prigann
Kamera
Felix Leiberg
Musik
Gary Marlowe
Schnitt
Maxine Goedicke · Bobby Good
Darsteller
Noah Saavedra (Ben) · Jessamine-Bliss Bell (Cherry) · Paul G. Raymond (Fini) · Vibeke Hastrup (Elisabeth)
Länge
92 Minuten
Kinostart
14.07.2022
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm | Drama | Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Lighthouse
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Eine Mischung aus Science-Fiction-Handlung und Experten-Interviews über drei junge Menschen, die auf der verheerten Erde im Jahr 2054 von den blühenden Pflanzen- und Tierwelten erfahren, die dem Klimawandel seit den 2020ern zum Opfer gefallen sind.

Diskussion

Wie wird die Erde in dreißig Jahren aussehen? Für einen in die Zukunft schauenden Science-Fiction-Film eigentlich eine kurze Zeitspanne, weswegen das Jahr 2054, das Regisseur Marten Persiel in dystopische und zugleich erstaunlich gefällige Bilder taucht, nicht wirklich Schrecken verbreitet. Wasserknappheit, immer länger dauernde Hitzephasen, Waldsterben und eine schrumpfende Artenvielfalt sind Phänomene, die längst auch auf der Nordhalbkugel präsent sind. Persiel denkt sie in „Everything will Change“ nur zu Ende und zeigt Landschaften, die keine mehr sind, verbrannte Erde, die kein Leben mehr hervorzubringen vermag.

Die meisten Menschen haben sich mit dem Notstand arrangiert und in digitale „Meta“-Welten zurückgezogen. Schwer fällt es ihnen nicht, schließlich können sich nur noch die wenigsten an Lebewesen erinnern, die von ihnen selbst abweichen. Es bedarf eines Zufalls, damit sich der 30-jährige Ben, seine Freundin Cherry und sein bester Freund Fini mit einer anderen Spezies konfrontiert sehen. Beim Kauf einer alten Schallplatte entdecken sie das Foto einer Giraffe. Ist sie nur ein Fake? Lügen und mediale Manipulationen sind in der Zukunft erwartungsgemäß immer noch an der Tagesordnung. Sie forschen weiter nach, begeben sich in einem alten Mercedes auf eine Reise durch die von der Kamera spektakulär eingefangene Ödnis und treffen in einem alten Bunker auf greise Wissenschaftler, die ein Archiv einst bekannter Tier- und Pflanzenarten angelegt haben.

Als eine Rettung noch möglich war

Die Fotos und Videos sind überwiegend Tierdokus der vergangenen Jahrzehnte entnommen. Sie versetzen die drei Vergangenheitsarchäologen in die 2020er-Jahre, als eine Rettung noch möglich war. Das Näherrücken des Klimawandels war dank fundierter Vorhersagen bekannt und auch längst erlebbar. Hätten genug Politiker rechtzeitig die Dringlichkeit erkannt, wäre die Gegenwart des Trios eine andere geworden.

Spielfilmelemente, die emotional packen sollen, wechseln sich ab mit dokumentarischen Teilen, in denen Experten und Expertinnen, darunter auch prominente Laien wie Wim Wenders und Markus Imhoof, das Ausmaß der millionenhaft bedrohten Biodiversität rekapitulieren, flankiert von Aufnahmen blühender Pflanzen- und Tierwelten, die mit ihrer die „natürliche“ Schönheit feiernden Werbeclipästhetik überwältigen sollen. Die drei hybriden Ebenen harmonieren aber nicht wirklich miteinander, wenn der Strom aus Fakten, Zahlen und Gesichtern nicht abreißt, die Fiktion den Drama-Part nur schleppend voranbringt und die Sprünge in der Zeit von einem geradezu märchenhaften Optimismus umklammert werden, der sich weigert, das heute viel zu langsam einsetzende Umdenken auf seine Wirksamkeit hin realistisch abzuklopfen.

Ein Feelgood-Katastrophenfilm

Die Generation Fridays for Future soll ihren Elan nicht verlieren, so die Botschaft des aufklärenden und zugleich auf publikumswirksame Schauwerte setzenden Feelgood-Katastrophenfilms. Das wirkt etwas unentschieden, denn eigentlich sprechen die von Meteorologen, Evolutionsbiologen oder Klimaforschern vorgetragenen Analysen eine andere Sprache. Sie sind die investierte Aufmerksamkeit wert. Der Rest ist atmosphärischer Zuckerguss.

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