Drama | Südafrika 2022 | 100 Minuten
Regie: Mandlakayise Walter Dube
Filmdaten
- Originaltitel
- SILVERTON SIEGE
- Produktionsland
- Südafrika
- Produktionsjahr
- 2022
- Regie
- Mandlakayise Walter Dube
- Buch
- Sabelo Mgidi
- Kamera
- Shaun Harley Lee
- Musik
- Rashid Lanie
- Darsteller
- Thabo Rametsi (Calvin Khumalo) · Noxolo Dlamini (Mbali Terra Mabunda) · Stefan Erasmus (Aldo Erasmus) · Arnold Vosloo (Johan Langerman) · Sarah Kozlowski (Madeleine)
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Thriller
Thriller nach realen Begebenheiten: Drei Freiheitskämpfer einer paramilitärischen südafrikanischen Rebellengruppe verschanzen sich nach einer gescheiterten Sabotagemission in einer Bank und nehmen Geiseln, um die Freilassung Nelson Mandelas zu erpressen.
Silverton ist ein unscheinbarer Vorort von Pretoria. 1980 wurde er zum Schauplatz eines spektakulären Vorfalls: Drei Mitglieder des paramilitärischen Flügels der für die Gleichberechtigung Schwarzer kämpfenden Partei African National Congress (ANC) verschanzten sich nach einem gescheiterten Sabotageakt in einer Bank. Während sie die Anwesenden als Geiseln hielten, forderten sie von der Polizei unter anderem die Freilassung des inhaftierten Nelson Mandela. Das Unterfangen scheiterte zwar und die Belagerung endete blutig, prägte sich aber durch das entschiedene Aufbegehren gegen das Apartheid-Regime ein.
Mandlakayise Walter Dube hat sich für sein Regiedebüt nun von diesem Ereignis inspirieren lassen. Das Trio, das die Bank besetzt, besteht hier aus dem dominanten Anführer Calvin (Thabo Rametsi), der zu allem entschlossenen Terra (Noxolo Dlamini) sowie dem nervösen Aldo (Stefan Erasmus). Das Wissen, das es bei diesem Himmelfahrtskommando vor allem um die Symbolkraft ging, setzt „Silverton Siege“ dementsprechend in Bilder um. Zu afrikanischen Popsongs wie Fela Kutis „Zombie“ verbrennen die Geiselnehmer vor der Bank Geld und rufen zur Befreiung Mandelas auf. Eine Menge, die sich vor dem Gebäude versammelt hat, hebt dazu kämpferisch die Fäuste in die Höhe. Wo diese vielen Unterstützer in der Abgeschiedenheit auf einmal herkommen sollen, ist dabei nur eine von mehreren Fragen, die sich Dube scheinbar nicht gestellt hat.
Die Inszenierung scheitert daran, Thriller-Dynamik zu erzeugen
Die konfliktgeladene Ausgangssituation müsste für den Film eigentlich eine Steilvorlage sein. Dube spitzt die Handlung sogar noch mit mehreren Motiven zu. So kommt etwa raus, dass das Trio von einem Verräter unterwandert wird und dass sich unter den Geiseln die Tochter des Justizministers befindet, die zudem auch noch mit dem schwarzen Befreiungskampf sympathisiert. Und der ermittelnde Cop Langerman (Arnold Vosloo), der im Grunde seines Herzens weiß, dass die Aktivisten ehrenwerte Gründe verfolgen, bekommt einen rassistischen Vorgesetzten, der nur Zerstörung will.
Verheerend an „Silverton Siege“ ist nicht, dass er solche etwas abgeschmackten Genre-Kniffe nutzt, sondern dass er ihnen letztlich überfordert gegenübersteht. Fast bekommt man den Eindruck, als müssten Thriller-Dynamik und dramatische Intensität nicht sorgfältig entwickelt werden, sondern würden sich von ganz allein einstellen. Bereits der gescheiterte Sabotageakt mit anschließender Verfolgungsjagd gerät zu einem ziemlichen Durcheinander aus möglichst schnell geschnittenen Bildern, ohne dass dabei Spannung entsteht.
Eindimensionale Figuren
Vieles in „Silverton Siege“ entwickelt sich nicht aus der Geschichte, sondern kommt aus heiterem Himmel. Das Warum interessiert den Film kaum. Die Hintergründe des Verräters spielen zum Beispiel keine Rolle und die Idee, sich für Mandela einzusetzen, folgt keiner strategischen Überlegung, sondern ist eine spontane Eingebung aus dem Nichts.
Es wird geschwitzt, geschrien und geweint in „Silverton Siege“, aber letztlich wirkt es doch immer so, als würde man in leere Gesichter schauen. Die Figuren wirken ausnahmslos wie am Reißbrett entworfen, sind nur Hüllen ohne jegliches psychologische Fundament. Die Aktivisten etwa sind abwechselnd wütend und verzweifelt, bleiben in ihrer Erregung aber konsequent eindimensional. Und während der stoisch milde Langerman wirkt, als wisse er bereits, dass er sich auf der guten Seite der Geschichte befindet, ist sein cholerischer Vorgesetzter eine reine Schießbudenfigur.
Zumindest versucht Dube, an einigen Stellen etwas von der Wut zu vermitteln, die seine Aktivisten antreibt. Wie sehr ihre Handlungen von ungerechten äußeren Umständen geprägt sind, wird durch zwei Schwellenfiguren deutlich: ein afroamerikanischer Boxpromoter (Shane Wellington), der das Privileg eines US-Amerikaners mit dem Stigma eines Schwarzen vereint, sowie eine schwarze, aber hellhäutige Südafrikanerin, die sich mit ihrer blasierten Art die Arroganz des Unterdrückers einverleibt hat. Doch auch diese beiden Nebenfiguren bleiben einzig auf die Aufgabe reduziert, eine dramaturgische Funktion erfüllen zu müssen. Ein tränenreicher Monolog der hellhäutigen Frau am Ende handelt zwar vom Schmerz der Unterdrückung, gerät aber derart floskelhaft, dass er nichts von diesem Gefühl vermitteln kann.