Luther: The Fallen Sun

Als die Serie „Luther“ im Jahr 2010 anlief, herrschte allgemein ein großes Interesse an hochbrillanten und gleichzeitig menschlich komplizierten Ermittler-Figuren: Da spielte Benedict Cumberbatch als moderner Sherlock Holmes und „functioning sociopath“ groß auf; die Zeit von Hugh Laurie als „Dr. House“ war noch lange nicht vorbei, und der WDR entwickelte in Anlehnung an diese Antihelden den Dortmunder „Tatort“ um den von Trauer und Wut zerfressenen Kommissar Faber (Jörg Hartmann) herum. Selbstverständlich war es meist nur das zweifelhafte Genie der Männer, dem jedwede Exzentrik und soziale Unverträglichkeit verziehen wurde. Charismatische Ekel eroberten die Serienwelt. Für das serielle Erzählen eröffnen diese komplexen, doppelbödigen und unberechenbaren Figuren große Spielräume fürs Ausloten menschlicher Dramen und brüchiger Existenzen.

Unter all diesen Figuren war Idris Elbas John Luther der Straßenköter, weit entfernt von der aristokratischen Arroganz eines Sherlock Holmes. In „Luther“ regierte die Straßenschläue, siegte die Emotion über den Verstand. Eben weil der Ermittler