Hold Your Breath
Drama | USA 2024 | 94 Minuten
Regie: Karrie Crouse
Filmdaten
- Originaltitel
- HOLD YOUR BREATH
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Mad Dog Films/Searchlight Pic./Secret Engine
- Regie
- Karrie Crouse · William Joines
- Buch
- Karrie Crouse
- Kamera
- Zoë White
- Musik
- Colin Stetson
- Schnitt
- Luke Ciarrocchi
- Darsteller
- Sarah Paulson (Margaret Bellum) · Amiah Miller (Rose Bellum) · Alona Jane Robbins (Ollie Bellum) · Annaleigh Ashford (Esther Smith) · Ebon Moss-Bachrach (Wallace Grady)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Horror | Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Horrordrama um eine in der Wüste von Oklahoma lebende Frau in den 1930er-Jahren, die von einem Trauma gequält wird und sich immer mehr in Wahnvorstellungen verliert.
Als die Sonne durchs Fenster scheint, sieht man winzige Staubpartikel im Licht tanzen. Ein völlig alltägliches Phänomen, das Margaret (Sarah Paulson) jedoch die Gesichtszüge entgleiten lässt. „Hold Your Breath“ spielt in den 1930er-Jahren in der Oklahoma Panhandle, einer nur sehr lose besiedelten Wüstenlandschaft. Dort wohnt die notorisch angespannte Frau mit ihren beiden Töchtern, während ihr Mann in der Ferne Geld verdient. Die Gegend wird häufig von heftigen Sandstürmen heimgesucht, die nicht nur wegen ihrer Wucht lebensgefährlich sind, sondern auch kleine Staubteilchen in die Atemwege blasen. Der Sohn von Margarets Schwägerin leidet deshalb an einem hartnäckigen Husten. Und sie quält jede Nacht derselbe Albtraum, in dem sie von einem Sandsturm begraben wird.
Margarets Furcht ist überwältigend und irrational. Weil sie ein Kind verloren hat, sorgt sie sich fast krankhaft um ihre Töchter. Unter anderem auch, weil eine Geistergeschichte die Runde macht. In den Wirbelstürmen soll der unheilvolle „Gray Man“ lauern, der über den Staub in die Menschen eindringt und sie zu schlimmen Dingen treibt. Die überwiegend weibliche Bevölkerung erzählt sich bei einer Nähstunde von einem grausamen Doppelmord, der auf das Konto des „Gray Man“ gehen soll.
Ein von Paranoia vergiftetes Setting
Die Regisseure Karrie Crouse und William Joines siedelt „Hold Your Breath“ inmitten eines menschenfeindlichen Szenarios an. Das Wasser ist knapp, die Landschaft völlig vertrocknet, und draußen sind Menschen fast nur mit Mundschutz unterwegs. Die meiste Zeit verbarrikadieren sie sich in ihren Hütten und stopfen sämtliche Ritzen mit Stofffetzen zu, um sich von der Außenwelt zu isolieren.
Für einen Gruselfilm ist dieses von Paranoia vergiftete Setting eigentlich ideal. In jedem Staubkorn wird eine Bedrohung vermutet, und das laut scheppernde Sounddesign lässt dank knarzender Dielen und pfeifender Stürme, die wie menschliche Schreie klingen, stets mit dem Schlimmsten rechnen.
Von dieser unheimlichen Energie verliert der Film einiges, als plötzlich der Priester Wallace (Ebon Moss-Bachrach) vor der Tür steht, der sich als Bekannter von Margarets Gatten ausgibt und im Haushalt helfen möchte. Die Matriarchin bleibt zwar skeptisch und vermutet in dem Fremden sogar den „Gray Man“. Doch der scheinbar mit heilenden Kräften ausgestattete Wanderer wirkt zu banal, um dem zuvor gesäten Unbehagen gerecht zu werden.
Man vermutet schon, der Erzählung hier auf den Leim gegangen zu sein, weil sie eigentlich woanders hinwill. Denn langsam drängt sich die Ahnung auf, dass die Bedrohung vielleicht gar nicht von außen kommt, sondern sich erst in der Isolation zusammenbraut. Der „Gray Man“ ist bald als Metapher entlarvt, und der Film konzentriert sich zunehmend auf die von Wahnvorstellungen heimgesuchte Margaret.
Das Trauma bleibt schwammig
Für die Schauspielerin Sarah Paulson bietet diese Entwicklung eine gute Gelegenheit, sich mit Haut und Haaren ins Zeug zu legen. Immer fahler und eingefallener sieht die sich sorgende Mutter aus und versucht mit weit aufgerissenen Augen und zusammengepressten Lippen erfolglos die Fassade zu wahren. Ihrer
engagierten Darbietung vermag „Hold Your Breath“ allerdings kein entsprechendes psychologisches Fundament zu verleihen. Das Trauma, das Margaret durch den Tod ihres Kindes erlitten hat, sowie die Angst, dass sich dieser Verlust wiederholen könnte, bleiben zu schwammig, um bei ihrem zunehmenden Realitätsverlust wirklich mitfühlen zu können.
Ähnlich nachlässig widmen sich die Regisseure dem Dilemma der zurückgelassenen Ehefrau, die in der gottesfürchtigen Gemeinde nicht unangenehm auffallen darf. Bei einem Tanzabend spürt man regelrecht die Anstrengung der Familie, nach außen normal zu wirken. Doch auch der soziale Druck macht in „Hold Your Breath“ nur eine kurze Episode aus.
Was neben dem unheilvollen Setting, der gemarterten Protagonistin und Momenten zwischenmenschlicher Grausamkeit von diesem Film bleibt, sind letztlich viele halbgare Motive und eine etwas unentschlossene Dramaturgie. „Hold Your Breath“ beweist mitunter handwerkliches Gespür und einen Sinn fürs Unheimliche, aber es fehlt ihm an Konzentration und Konsequenz, um seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Der Versuch, in eine gesellschaftlich isolierte, spezifisch weibliche Erfahrungswelt einzutauchen, verliert sich letztlich im Sandsturm.