Good Fortune - Ein ganz spezieller Schutzengel

Komödie | USA 2025 | 99 Minuten

Regie: Aziz Ansari

Ein wohlwollender, aber ungeschickter Engel mischt sich in das Leben zweier Männer aus gänzlich verschiedenen Klassen ein und sorgt dafür, dass ein lebensmüder Hilfsarbeiter und dessen in Luxus schwelgender Ex-Arbeitgeber die Körper tauschen. Als dies nicht die erhoffte Wirkung hat, kann er den Tausch nicht mehr rückgängig machen, da er für seine Eigenmächtigkeit selbst zum Sterblichen gemacht wurde, versucht jedoch auch als Mensch weiterhin, die beiden zu beeinflussen. Die lakonische Fantasy-Komödie fährt zwar patente Darsteller auf, kommt jedoch über amüsante Momente nicht hinaus. Zudem überhebt sie sich heillos beim Versuch, das spaßig-anstrengende Engelsdasein mit einem Kommentar zur harten Wirklichkeit des Grabens zwischen Arm und Reich zu verbinden. - Ab 12.
Zur Filmkritik Im Kino sehen

Filmdaten

Originaltitel
GOOD FORTUNE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
Oh Brudder Prod.
Regie
Aziz Ansari
Buch
Aziz Ansari
Kamera
Adam Newport-Berra
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Daniel Haworth
Darsteller
Aziz Ansari (Arj) · Keanu Reeves (Gabriel) · Seth Rogen (Jeff) · Keke Palmer (Elena) · Sandra Oh (Martha)
Länge
99 Minuten
Kinostart
16.10.2025
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Leonine
Verleih Blu-ray
Leonine
DVD kaufen

Lakonische Komödie um einen ungeschickten Schutzengel, der einen Armen und einen Reichen die Körper tauschen lässt, aber mit den Folgen seines Eingriffs überfordert ist.

Veröffentlicht am
14.10.2025 - 16:27:37
Diskussion

Gabriel (Keanu Reeves) ist Schutzengel. Nicht ein menschlicher Wohltäter im Krankenwagen oder von den Autoabschleppdiensten, sondern ein waschechter Engel, mit (wenn auch noch kleinen) Flügeln, Unsterblichkeit und weitestgehender Unsichtbarkeit. Er ist als Engel noch jung, dementsprechend unerfahren und wird daher seit geraumer Zeit nur auf dem Rücksitz diverser leichtsinniger Autofahrer eingesetzt, die einfach nicht verstehen, dass es auch das eigene Leben kosten kann, bei voller Fahrt Textnachrichten zu schreiben und zu lesen. Um das zu verhindern, sitzt Gabriel auf dem Rücksitz. Ein recht anspruchsloses Engel-Dasein, doch auf die Dauer unspektakulär und wenig ausfüllend.

Gabriel beneidet seine Kollegen mit den großen Flügeln, die echte Problemfälle lösen, also den andernfalls Todgeweihten durch Erkenntnisgewinn eine weitere Chance geben können. Das ist Erfüllung, erfordert aber auch Erfahrung. Doch Gabriel probiert es. Arj (Aziz Ansari) wird einer dieser Probierfälle sein, denen er sich gegen jedwede Anweisungen „von Oben“ widmen wird. Der Tropf ist gerade familiär, sozial und arbeitstechnisch völlig am Ende und will nicht mehr. Anhand eines Körpertauschs mit einem seiner superreichen Ex-Arbeitgeber will Gabriel Arj für eine Woche zeigen, dass Geld allein nicht alle Probleme lösen kann. Sein Plan geht allerdings nicht auf wie erhofft: Arj will nach einer Woche nicht in seinen alten Körper zurück.

Der Engel muss selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen

Sehr zum Leidwesen von Yuppie-Millionär und Lebemann Jeff (Seth Rogen), der nun in der Hülle seines ausgebeuteten Gehilfen Arj versauert. Wenig hilfreich ist, dass Gabriel versucht, das Leben unterhalb der Armutsgrenze auch für Jeff einigermaßen erträglich zu machen. Derweil bekommt der Engel auch die Konsequenzen seines Tuns zu spüren: Von seiner Engel-Chefin Martha (Sandra Oh) zum sterblichen Menschsein degradiert, muss er nun selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Wobei er immerhin von Jeff lernt, wie wertvoll das Geschmackserleben von Burger und Bier sein kann.

„Good Fortune - Ein ganz spezieller Schutzengel“ lässt mit seinem Plot unwillkürlich an die 1940er- oder 1950er-Jahre denken, als sympathische Leinwand-Engel in Hollywood eine Zeitlang in Filmen wie „Jede Frau braucht einen Engel“ oder „Ist das Leben nicht schön?“ Hochkonjunktur hatten. Immer wieder knüpften amerikanische Filme später daran an, hinzu kamen künstlerische Variationen, sogar aus Deutschland mit „Der Himmel über Berlin“. „Good Fortune“ ist vom Tonfall her indes ganz anders. Der Film ist ein Herzensprojekt von Aziz Ansari, der als indisch-tamilisches Immigrantenkind in South Carolina aufwuchs, bevor er nach dem Studium als Stand-up-Comedian Karriere machte, im TV als Serienstar mit „Parks and Recreation“ und „Master of None“ bekannt wurde und Leute wie Seth Rogen kennenlernte. Ansaris Humor-Verständnis und die Art und Weise der Umsetzung sind davon geprägt: wortreich, auch auf die Gefahr hin, dass viel Ausschuss produziert wird und manche Pointe nur noch mühsam die Kurve bekommt, begleitet von einem mimischen Ausdruck von stoisch bis zu resigniert-verzweifelt. Hinzu kommt noch der lakonische Tonfall mit mittelschwerem indischem Akzent. Und die absurden Situationen, die der Drehbuchautor Ansari und Regisseur Ansari dem Comedian in aller Breite zugestehen, tun ein Übriges tun.

Gestammel mit Hang zur Verzweiflung

Der Humor von „Good Fortune“ will außerdem ein wenig subversiv und anarchisch sein. Keanu Reeves wirkt mit seiner leicht debil rüberkommenden Sprechweise irgendwie lakonisch, aber auch fatalistisch. Wie ein Engel, der auf eine lange Drogenvergangenheit zurückblickt, jetzt aber clean und ein bisschen behäbig ist. Das funktioniert im Kontrast zu seinen wie aufgedreht wirkenden Mitspielern Rogen und Ansari durchaus gut. Die Chemie zwischen den dreien stimmt und ergibt daher eine veritable Fantasy-Komödie mit einigen gelungenen Pointen.

Doch wenn hier von Moral und Botschaft geht, wenn es politisch wird und die extreme Ungleichheit zwischen Arm und Reich thematisiert wird, wird die ganze Sache arg fadenscheinig. So gibt es etwa einen Baumarkt-Subplot rund um Arjs Geliebte Rosa (Blanca Araceli), die, während er dort aushilft, eine Art Betriebsrat ins Leben rufen will. Unabhängig vom Ausgang ist dieser Ausflug in die Arbeits- und Lebensrealität vom Drehbuch eigentümlich lieblos ausgearbeitet un bleibt im unausgegorenen Ansatz stecken.

Warum befreundest du dich nicht einfach mit einem Engel?

Die Schere zwischen denen, die fast alles besitzen, und denen, denen so gut wie nichts gehört, ist in den USA (und auch in Deutschland) groß und wird durch die Sorte Menschen, für die Jeff steht, immer größer. Was der Film jedoch in seiner weichgespülten Fantasywelt daraus macht, hat keinerlei politischen Biss, sondern ist letztlich nur eine fromme Variation des „Amerikanischen Traums“: Stell’ dich nicht so an! Wenn du einen Engel-Buddy wie Gabriel hast, dann kannst du es schaffen, denn er wird den Ausbeuter schon auf Linie bringen!

Kommentar verfassen

Kommentieren