Mr. Scorsese
Dokumentarisches Porträt | USA 2025 | 287 Minuten (5 Folgen)
Regie: Rebecca Miller
Filmdaten
- Originaltitel
- MR. SCORSESE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2025
- Produktionsfirma
- Apple Studios/Expanded Media/LBI Ent./Moxie Pict./Round Films
- Regie
- Rebecca Miller
- Kamera
- Ronan Killeen
- Musik
- Jamie Lawrence · Michael Rohatyn
- Schnitt
- David Bartner
- Länge
- 287 Minuten (5 Folgen)
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarisches Porträt | Serie
- Externe Links
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Ein fünfteiliges Doku-Porträt über Leben und Werk von Regisseur Martin Scorsese
Er ist eine der prägenden Gestalten des New Hollywood, das in den 1970er-Jahren die darniederliegende Traumfabrik revitalisierte. Viele Male war er für den „Oscar“ nominiert, verliehen wurde er ihm einmal, 2007 für „Departed – Unter Feinden“. Das Filmemachen ist sein Lebenselixier. Spiel- und Dokumentarfilme umfasst sein Werk. Bis heute ist er auf hohem Niveau als Regisseur tätig. Es sind die großen amerikanischen Mythen, um die es ihm geht. Immer wieder kreisen seine Werke darum, wie gesellschaftliche Gruppen mit Formen der Gewalt mächtig wurden. Auch sein letzter Film „Killers of the Flower Moon“ widmet sich eindrücklich diesem Thema. Die fünfteilige Dokumentation „Mr. Scorsese“ erzählt nun von den wesentlichen beruflichen und privaten Stationen dieses bewegten Künstlerlebens. In fünf schlüssig und klug gewählte Kapitel gegliedert, zeichnet Regisseurin und Schriftstellerin Rebecca Miller („Maggie’s Plan“) Leben und Karriere Martin Scorseses nach.
Cinephilie und Arbeitswut
Nachdem er zuerst Priester und dann Lehrer werden wollte, entschied sich der junge Martin Scorsese mit dem Filmstudium für ein Metier, das er mit seinen erstaunlichen Zeichnungen und Storyboards schon als Kind durchaus vorbereitete. Seine ersten Produktionen „Wer klopft denn da an meine Tür?“ (1967) und „Die Faust der Rebellen“ (1972) lassen noch die Suche nach seiner Handschrift erkennen. Es war die Begegnung mit Robert De Niro (und auch Harvey Keitel), die ihn seine Themen und seine Ästhetik finden ließen. „Hexenkessel“ (1973) und „Taxi Driver“ (1976), mit dem er die „Goldene Palme“ in Cannes gewann, machten ihn berühmt. Doch die Kehrtwende folgte auf dem Fuße.
Kaum war er auf den Olymp des Films gehoben worden, erlebte Scorsese sein erstes Waterloo. Nach „Taxi Driver“ standen ihm alle Türen offen, mit dem nachfolgenden „New York, New York“ gerieten ihm die Dreharbeiten jedoch so ziemlich aus dem Ruder. Die zweite Episode der Serie zeigt eindrucksvoll, wie er vor Kreativität regelrecht platzte, aber nicht das rechte Maß fand, um auch im neuen Hollywood die Studiobosse zu überzeugen. Gegen Ende der Dreharbeiten zu „New York, New York“ begann er zudem, an dem Dokumentarfilm „The Last Waltz“ über das legendäre Abschiedskonzert der kanadisch-amerikanischen Rockband „The Band“ zu arbeiten. Diese Phase seines Lebens wurde ihm fast zum Verhängnis. Sein Körper machte die Strapazen und den Drogenkonsum (hauptsächlich Kokain) nicht mehr mit, und Scorsese erlitt einen Zusammenbruch. Im Krankenhaus bescheinigte man ihm, der innere Blutungen hatte, er sei dem Tode geweiht. Wie schlecht es ihm wirklich ging, wird in der Serie deutlich zum Ausdruck gebracht. Letztlich sprang er dem Tod nur knapp von der Schippe.
Totales Kino
Rebecca Millers Porträt verdeutlicht, wie es Scorsese immer wieder gelang, auf den Misserfolg oder, wie im Fall von „Die letzte Versuchung Christi“, auf die Verunglimpfung durch gesellschaftliche Interessensgruppen zu reagieren und die Filmsprache in neue Sphären zu bewegen. So folgte nach seinem Film mit Jesus als Antiheld sein erster Film, der ihm den Ruf des Meisters von Mafia-Filmen einbrachte: „Goodfellas“. Es ist der Regisseur Ari Aster, der im Interview auf dieses Werk die Bezeichnung „Total Cinema“ anwendet, die auch der Episode der Doku-Serie ihren Namen gab.
Bis dahin waren seine Filme stark von der Zusammenarbeit mit Robert De Niro geprägt. Im neuen Jahrtausend setzte die Zusammenarbeit mit Leonardo DiCaprio ein. Beide Schauspieler kommen in der Serie ausgiebig zu Wort. Mit Leonardo DiCaprio als Superstar konnte Scorsese nun auch richtig teure Filme drehen. Das erste spektakuläre Ergebnis war 2002 „Gangs of New York“. Endlich konnte er den Film, den er schon in den 1970er-Jahren geplant hatte, umsetzen.
Privatleben
Die Gewalt in „Gangs of New York“ und in all den Gangsterfilmen, die Martin Scorsese in seiner Karriere drehte, kommt nicht von ungefähr. Als 1942 in New York geborenes Kind und als Teenager war die Mafia Teil seines Lebens, vor allem, als die Familie von Queens nach Little Italy umzog. Auch der Bezug zur Kirche und zum Katholizismus, der in vielen seiner Filme zum Ausdruck kommt, findet sich in seiner Biographie. So wollte er lange Zeit Priester werden, weil ihr Einfluss auf die Menschen ebenso stark war wie der der Mafia. Sein Vorbild war ein Priester in Little Italy, der auch in der Doku zu Wort kommt.
Für Scorsese war es daher auch obligatorisch, zu heiraten. Doch das Ehegelübde hatte für ihn weniger Bedeutung als seine eigentliche Liebe, die für den Film. In den 1970er- und den 1980er-Jahren waren die Ehen mit Isabella Rossellini und der Filmproduzentin Barbara de Fina schwierig. Isabella Rossellini erzählt im Interview sehr wohlwollend über diese Zeit und zeigt Verständnis dafür, dass für ihren Ex-Mann das Filmemachen immer an erster Stelle kam. Martin Scorsese war insgesamt fünf Mal verheiratet. Die Ehe mit der Filmproduzentin Helen Morris ist die langlebigste. Seit 1999 sind die beiden ein Paar.
Aus der Doku geht hervor, wie wichtig es für Scorsese war, endlich eine Ruhe in seinem Leben zu finden, ohne seine künstlerische Kreativität zu vernachlässigen. Sein Privatleben hat Scorsese auf vielerlei Art in seine Filmarbeit integriert. So wirkte seine Mutter in mehreren seiner Filme mit. Am genialsten ist ihm dies in „Goodfellas“ gelungen, wo sie die Mutter des von Joe Pesci gespielten Gangsters Tommy spielt.
Beeindruckende Interviews
Es ist imposant, wen Rebecca Miller alles vor die Kamera gebracht hat. Für die ersten beiden Episoden sind sogar eigens Treffen von Scorsese mit früheren Weggefährten arrangiert worden. Sogar ehemalige Gangster aus Scorseses Kindheit treten vor die Kamera. So entsteht durch das serielle Format das umfassende Porträt eines Regisseurs, der, wie im Titel der letzten Episode formuliert, in der Tat als „Method Director“ bezeichnet werden kann. Er lebte mit seinen Filmen, tauchte tief in seine Welten ein. Es ist eine Methode, die man eher aus der Schauspielzunft kennt, etwa von Daniel Day-Lewis, der Scorseses „Zeit der Unschuld“ und „Gangs of New York“ mit seiner Schauspielkunst prägte. Mit ihm ist die Regisseurin der Doku-Serie seit 1996 verheiratet. Bekanntlich hat er sich von der Schauspielerei zurückgezogen. Hier erlebt man wieder einen großen, weil sehr bescheidenen Auftritt. Für einen der bedeutendsten Regisseure des modernen US-Kinos: Martin Scorsese.