The Woman in Cabin 10

Krimi | Großbritannien/USA 2025 | 92 Minuten

Regie: Simon Stone

Eine Journalistin wird von einem Millionärsehepaar auf einen dreitägigen Yacht-Ausflug eingeladen; sie soll von den Plänen der Gastgeberin berichten, die an Krebs erkrankt ist und ihr Vermögen einer Krebsstiftung hinterlassen will. Unterwegs wird die Journalistin Zeugin, wie nachts eine Frau über Bord geht; sie vermutet Mord, aber niemand glaubt ihr und auf dem Schiff wird niemand vermisst. Der Murder-Mystery-Plot, der als Paranoiastudie angelegt ist, bewegt sich schwerfällig durch ein Schiff voll wenig markanter, klischeehaft gezeichneter Figuren. Über die Zahl der Verdächtigen wird mühsam versucht, Spannung herzustellen, ohne dass der Film gegen die allzu große Offensichtlichkeit der Story ankommt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE WOMAN IN CABIN 10
Produktionsland
Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
CBS Films/Sister Pictures/Gotham Group
Regie
Simon Stone
Buch
Joe Shrapnel · Anna Waterhouse · Simon Stone
Kamera
Ben Davis
Musik
Benjamin Wallfisch
Schnitt
Mark Day · Katie Weiland
Darsteller
Keira Knightley (Laura Blacklock) · Guy Pearce (Richard Bullmer) · Lisa Loven Kongsli (Anne Bullmer) · Kaya Scodelario (Grace Phillips) · Gugu Mbatha-Raw (Rowan)
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Literaturverfilmung | Thriller
Externe Links
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Murder-Mystery-Thriller um eine Journalistin, die eine todkranke Millionärin und deren zahlreiche Gäste bei einer Yacht-Fahrt durch Norwegens Fjorde begleitet und einzige Zeugin ist, als eine Frau über Bord geht.

Aktualisiert am
13.10.2025 - 13:16:03
Diskussion

 Was Investigativjournalistinnen so erleben, oder was Regisseur Simon Stone denkt, dass Investigativjournalistinnen erleben: viel Traumatisches, aus dem sie dann für ihre Zeitung Reportagen destillieren und Preise gewinnen. Wobei der Ursprung dieses Berufsbilds nicht bei Stone liegt, sondern in der Romanvorlage von Ruth Ware. Man bekommt also mit dem Thriller „The Woman in Cabin 10“ die Verfilmung eines psychologischen Krimis, der eine Investigativjournalistin beschäftigt – vielleicht auch mit der Idee, das sei glamouröser als eine Privatdetektivin, da müsse nicht jeder Zuschauer sofort an die verstaubte Agatha Christie denken. Obwohl man bei der dann doch relativ schnell landet, gedanklich, während die Investigativjournalistin investigiert.

In einem Boot mit Steinreichen und Snobs

Die Reporterin heißt Laura Blacklock (Keira Knightley). Sie wird am Beginn der Geschichte eingeladen zur Jungfernfahrt einer Luxusyacht, damit sie darüber schreibt – eigentlich was Leichtes, eher Stoff für die Klatschspalte. Auf dieser Yacht fahren etliche schwerreiche Menschen drei Tage durch die norwegischen Fjorde, Gastgeber sind Anne Bullmer (Lisa Loven Kongsli), eine Millionärin, und ihr Ehemann Richard (Guy Pearce). Anne hat eine Stiftung für Krebskranke gegründet, auch sie selbst hat Krebs und wird nicht mehr lang am Leben sein. Nach ihrem Tod soll alles Geld in diese Stiftung fließen, davon soll Lauras Text erzählen. Großmut und Menschlichkeit, ein Blick auf die gute Seite der Welt, denkt Laura, und drei Tage Luxus kann sie sowieso brauchen.

Das Milieu, in das Laura kommt, ist reduziert aufs Klischee. Das Schiff ist eine Art schwimmende Burg mit endlosen Gängen im Innern, die von der Kamera stetig abgefahren werden. Die Reichen sind zickig und versnobt. Zumindest anfangs geben sie sich damit Mühe, später werden sie hauptsächlich zum lebenden Mobiliar. Die Security-Jungs sind effizient, das Personal hält loyal zum Geldgeber, bloß die Überwachungskameras dürfen nicht eingeschaltet werden, und das Internet funktioniert nicht. Also mittelmäßige Glaubwürdigkeit, aber das Prinzip wird klar: Ein Ort, von dem es kein Entkommen gibt; eine Kranke, die ihr Geld aus der Familie zieht und verschenkt; Laura als Fremde mittendrin. Dann fällt nachts eine Frau ins Wasser, aber auf dem Schiff wird niemand vermisst.

Ein Murder-Mystery in klaustrophobischem Setting

Nur Laura hat die Frau fallen sehen. Das glauben ihr jedoch weder die Gäste noch die Besatzung, im Gegenteil, man unterstellt ihr Wichtigtuerei. Also macht Laura sich auf, um erst zu beweisen, dass jemand von Bord gestoßen wurde, und um dann den Täter zu finden. Da will der Film nah ans klassischen Murder-Mystery, in dem alle verdächtig sind, niemand davonlaufen kann, der Handlungsort die Klaustrophobie befördert.

In Stones Film allerdings klappt davon wenig, da hilft auch der ganze Hochglanz von Schiff und Schauspielern nicht. Keira Knightley spielt Laura nahezu unsympathisch, manisch auf der Suche nach Mordopfer oder Mörder, Guy Pearce als Richard läuft wenigstens in den letzten Minuten der Geschichte zu ein bisschen Wahnsinn auf.

Während Laura immer einsamer ihre Nachforschungen anstellt, mittlerweile von Anschlägen bedroht, versucht der Film, sich in eine Paranoia-Studie zu verwandeln. Dafür hat er aber zu wenig Stoff, vor allem zu wenig Geheimnis. Wer die Augen offen hält, weiß nach zehn Minuten, was warum passiert ist, Laura erfährt es nach der ersten Stunde. Dann schippert die Yacht weitere 30 Minuten über den Bildschirm, Laura muss ja auch wieder heil vom Schiff herunterkommen. Dafür lässt der Film noch den Rest Wirklichkeitsnähe hinter sich, was seinen Unterhaltungswert deutlich beschädigt. Lediglich die Fjorde sind schön anzusehen – aber selbst die verheizt Stone unter Wert, indem er sie meistens bei Nacht filmt.

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