Cold Blooded (1994)

Komödie | USA 1994 | 91 Minuten

Regie: Wallace Wolodarsky

Ein in sich gekehrter junger Killer entdeckt erst die Liebe und dann die Moral. Ebenso sorgfältig gemacht wie überraschend, benutzt der Film Versatzstücke eines Genres einmal anders. Das Ergebnis ist eine bissige, aber nicht minder fantasievolle kleine Gangsterkomödie.
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Filmdaten

Originaltitel
COLD BLOODED
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Brad Krevoy & Steve Stabler Prod./Snowback
Regie
Wallace Wolodarsky
Buch
Wallace Wolodarsky
Kamera
Robert Yeoman
Musik
Steve Bartek
Schnitt
Craig Bassett
Darsteller
Jason Priestley (Cosmo) · Kimberly Williams (Jasmine) · Peter Riegert (Steve) · Robert Loggia (Gordon) · Jay Kogen (John)
Länge
91 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 18; f
Genre
Komödie | Gangsterfilm
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Diskussion
Der Erfolg Quentin Tarantinos hat zu einer Renaissance des Gangsterfilms in unseren Kinos geführt. Obwohl diese Filme klassische Genremuster variieren, zeigen sie ein ambivalentes Verhältnis zu ihren Vorbildern. Man könnte diese Entwicklung mit der Spätphase des Western vergleichen, als die klassischen Formen nur noch als Zitate ihrer selbst Bestand hatten, als ruinöse Kulissen eines vergangenen Kinos, in denen ein modernes Stück gespielt wurde. Der Tarantino-Schule geht es freilich weniger um das Einbringen neuer Inhalte, als um das oftmals verblüffende und pietätlose Spiel mit den Versatzstücken selbst, der Dekonstruktion, um im Bilde zu bleiben, jener längst überkommenen Kulisse.

Dieser Debütfilm zeigt einen ähnlich unbefangenen Blick auf die Konventionen des Genres, dem gleichwohl ein gründliches Studium seiner Funktionsweise vorausgegangen sein muß. Die Erzählung selbst basiert auf einem denkbar reduzierten Handlungsmotiv: Der introvertierte Buchmacher Cosmo läßt sich leicht überreden, einen besser dotierten Job anzunehmen - als Profikiller. Sein Lehrer, ein Gangster, hat keine Mühe, ihm die Furcht vor der Waffe zu nehmen. "Waffen töten keine Menschen", sagt er "Killer töten Menschen." So soll es sein. Der neue Beruf wird zur Routine, die Cosmos monotones Dasein kaum verändert. Abgesehen vielleicht von den nächtlichen Albträumen - und dagegen rät ihm eine Bekannte zu einem Yoga-Kurs. Obwohl Calvin kaum je Gefühle zeigt, verliebt er sich auf den ersten Blick in die natürliche, unbefangene Meditationslehrerin Jasmine, die längst ihres lieblosen Geliebten überdrüssig ist. Ein furchtbarer Auftrag läßt Cosmos an seinem Job zweifeln: man verlangt von ihm, seinen Mentor zu liquidieren.

Eine Wahl läßt man ihm nicht. Für Jasmine, die sich schnell in Cosmo verliebt hat, ist sein Geständnis, ein Killer zu sein, allerdings inakzeptabel. Fast greift Cosmo daraufhin zum Selbstmord. In letzter Minute aber fallt ihm ein Ausweg ein: Wäre es Jasmine zuzumuten, wenn er zwei allerletzte Morde an seinen ruchlosen Auftraggebern beginge?

Wolodarsky ist ein ungewöhnlicher Moralist. Ihn interessiert die Integrität eines Helden, der erst langsam zu sich selbst findet. Daß zu diesem Zeitpunkt bereits etliche Morde geschehen sind und ein weiterer verübt werden wird, der ihm selbst das Leben rettet, schließt die Absolution nicht aus, die ihm seine Geliebte stellvertretend erteilt. Der äußerliche Verzicht auf die gewohnte Bewertung von Recht und Unrecht verbindet Wolodarsky in der Tat mit Quentin Tarantino, verbunden mit einer Liebe für makabre Momente. Dennoch interessiert ihn dessen Verve ebensowenig wie verwobene Handlungsstränge, treibende Musik und Genre-Zitate. Viel eher ist sein Film mit dem langsamen, handvermessenen Kino des New Yorkers Hal Hartley zu vergleichen. Jedes einzelne der sorgfältig komponierten Bilder hat einen Zweck. Eine einfache, aber gerade deshalb anrührende Farbdramaturgie charakterisiert die Spielräume wie in einem sorgsam gestalteten Comic strip: so ist Cosmos armselige Kellerwohnung in schmutzigen Farben gestrichen, ein gräuliches Oliv scheint jedem Gegenstand beigemischt. Sein sympathischer Mentor bevorzugt dezent-modische Mischfarben, während ein leutseliges Liebespaar, das Cosmo kurz mit finsterer Absicht aufsucht, ganz offenbar ein Faible für Rosa, Gelb und Hellblau hegt. Von solch einnehmender Detailversessenheit lebt der gesamte Film, der mit einfachsten Mitteln zusehends Vertrauen schafft, während er zugleich von grotesken Schrecknissen erzählt. Bis zur überraschenden Pointe unterhält er ebenso stilsicher wie erfindungsreich.
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