Die Kehrseite der Medaille (1995)

Thriller | USA 1995 | 95 Minuten

Regie: Steven Soderbergh

Ein glücksloser Glücksritter kommt nach Jahren in seine Heimatstadt zurück und will seine frühere Ehefrau zurückgewinnen, die nun mit einem Gangster verheiratet ist. Unversehens gerät er in einen Raubüberfall. Als ihm die Sache über den Kopf wächst, gibt es Tote und nur noch sehr brüchige Koalitionen. Ein verschachtelt aufgebauter Thriller, der geschickt die Versatzstücke des "film noir" zitiert, um über die Gier als die Haupttriebfeder der 90er Jahre zu erzählen. Er beschreibt eine Atmosphäre absoluten Mißtrauens und somit eine von traurigen Gestalten bevölkerte Welt, in der die Einsamkeit vorherrscht. (Remake des Thrillers "Gewagtes Alibi" von Robert Sidomak, 1948.) - Sehenswert.
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Filmdaten

Originaltitel
THE UNDERNEATH
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1995
Produktionsfirma
Gramercy Pic.
Regie
Steven Soderbergh
Buch
Sam Lowry · Daniel Fuchs
Kamera
Elliot Davis
Musik
Cliff Martinez
Schnitt
Stan Salfas
Darsteller
Peter Gallagher (Michael Chambers) · Alison Elliott (Rachel) · William Fichtner (Tommy Dundee) · Adam Trese (David Chambers) · Joe Don Baker (Clay Hinkle)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert.
Genre
Thriller
Externe Links
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Diskussion
Steven Soderbergh erzählt nach wie vor artifizielle Geschichten, ein wenig kompliziert und in ihrer Struktur ungewohnt. "Die Kehrseite der Medaille", auf den ersten Blick eine Gangsterballade, die geschickt die Versatzstücke des "film noir" zitiert, ist die auf mehreren Zeitebenen verschachtelt erzählte Geschichte des Heimkehrers Michael, eines Zockers und Drückebergers, der wider besseres Wissen glaubt, ganz allein seines Glückes Schmied sein zu können und doch immer wieder in sein Unglück schlittert. Michael, der nach seiner Rückkehr einen Job als Fahrer eines Werttransportunternehmens erhält, ist ein Mann ohne Freunde und Heimat. Als er seine Ex-Frau, zunächst Gangsterliebchen, später Ehefrau einer lokalen kriminellen Größe, zurückgewinnen will, sieht er sich unversehens in einen Raubüberfall verwickelt, der zwar seine Haut und Liebe retten soll, ihn jedoch nur immer tiefer in ein Leben verstrickt, das er zu meistern nie gelernt hat. Mißtrauisch beäugt von seinem Bruder, einem bigotten Polizisten, wächst ihm die Sache rasch über den Kopf, Profis steigen in den Job ein, es gibt Tote, darunter sein Stiefvater, und als Michael, nun als Krüppel an den Rollstuhl gefesselt, glaubt, der Situation doch noch Herr zu werden, findet er seine Meisterin. Doch auch sie ist nur ein kleiner Fisch, dem die Haie schon auf der Spur sind. Soderbergh hat vielleicht einen der interessantesten Kriminalfilme der letzten Jahre geschaffen, einen Film über die Gier als Triebfeder der 90er Jahre. Beziehungen degenerieren in diesem Umfeld zu Geschäftsverbindungen, Loyalität bezieht sich nur auf das eigene Wohlleben, soziale Bindungen sind Gewohnheit, keine Herzensangelegenheit, und wer über den eigenen Tellerrand hinausschaut, wird angreifbar. In einer solchen Gesellschaft muß der Mensch einsam bleiben. Soderbergh macht dies durch eindrucksvolle Großaufnahmen sichtbar, die den einzelnen immer aus seinem Umfeld herauslösen, nutzt monochromatische Einfärbungen, um Einsamkeit zu unterstreichen und schafft eine Atmosphäre des absoluten Mißtrauens, in der sich niemand des anderen sicher sein darf. Ein faszinierender Genrefilm, der ein Schlaglicht auf unsere Gesellschaft wirft - ein grelles Licht, in dem sich traurige Gestalten tummeln. - Sehenswert.
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