Kinderfilm | Deutschland 1994 | 68 Minuten

Regie: Cornelia Schwartz-Grünberg

Für den 13jährigen Paul, der in vierter Generation die elterliche Fleischerei übernehmen soll, ändert sich das Leben, als eine Frau mit vier Kindern ins Nachbarhaus zieht. Die locker und ungezwungen lebende Familie ist der spießigen Nachbarschaft ein Dorn im Auge. Klatsch und Tratsch führen bald zu Lügen und Gehässigkeiten, doch als eins der Nachbarskinder verschwindet, werden alle Zwistigkeiten überwunden. Eine dicht inszenierte Entwicklungsgeschichte, die unaufdringlich Fragen nach Außenseiter und Randgruppen stellt und Wertmaßstäbe/-vorstellungen ins Gespräch bringt. Ein poesievoller Kinderfilm, der das Porträt seines jungen Protagonisten mit großer Sensibilität zeichnet, in der Beschreibung des kleinstädtischen Bürgertums jedoch seltsam altbacken wirkt. (Fernsehtitel: "Paul Vier und die Schröders") - Ab 8.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
dffb/SFB/Kiefft-Politt Filmtheater
Regie
Cornelia Schwartz-Grünberg
Buch
Cornelia Schwartz-Grünberg
Kamera
Hermann Dernbecher · Sonja Rom
Musik
Andreas Grünberg
Schnitt
Barbara Gebler
Darsteller
Karl Grünberg (Paul Walser) · Marie Klabunde (Delphine Schröder) · Kathrin Walegura (Mutter Walser) · Axel Werner (Vater Walser) · Carl Kliefert (Erasmus Schröder)
Länge
68 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung
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IMDb

Diskussion
Paul ist 13 Jahre, nennt sich heimlich der vierte, obwohl er gar keine Lust hat, die große väterliche Fleischerei in der vierten Generation zu übernehmen. Für ihn hat sich das Leben seit gut einem halben Jahr grundlegend verändert. Da zog nämlich Frau Schröder mit ihren vier Kindern in das alte, seit langem leerstehende Nachbarhaus ein. Die neue, locker und ungezwungen lebende Familie ist der gutsituierten spießigen Nachbarschaft ein Dorn im Auge. Klatsch und Tratsch, Vorurteile und Gerüchte führen alsbald zu Lügen und Gehässigkeiten. Paul macht da nicht mit. Er mag den gleichaltrigen Erasmus gut leiden und in dessen Schwester Delphine nat er sich nicht nur verliebt, sie erwidert auch - obwohl deutlich älter und größer - seine Gefühle. All dies mögen Pauls Eltern gar nicht sehen, sie fürchten um ihren Ruf, um die Kundschaft aus der Nachbarschaft. Welche Geister solche Ängste heraufbeschwören können, wird Pauls Mutter nach einem Ehestreit plötzlich klar. Und so hilft sie mit bei der Suche nach dem kleinsten Schröder-Kind, das aus Angst vor weiteren Prügeln zweier Nachbarjungen weggelaufen ist. Wo sich der Junge namens Dandelion versteckt hat, kann Paul dem undeutlichen Traum von Sabrina entnehmen. Er weiß: das kleine Schrödermädchen kann in seinen Träumen hellsehen. Traum und Magie haben ein kleinen, aber festen und poesievollen Platz in diesem ansehnlichen Kinderfilm, den man sich auch gut auf der (Kinder-)Kinoleinwand vorstellen kann. Knapp und dicht wird eine Entwicklungsgeschichte aus der Perspektive eines Jungen erzählt, die didaktisch unaufdringlich dazu einlädt, 9- bis 13jährige für Themen wie "Außenseiter/ Randgruppen" und "Wertmaßstäbe/Wertvorstellungen" zu gewinnen. Etwas verstaubt wirkt leider die für den Film so wichtige Beschreibung des kleinstädtischen Bürgertums. Nicht nur, weil sie in ihrem teils karikierenden, teils entlarveraden Stil an die politisch engagierten deutschen Filme der 70er und frühen 90er Jahre erinnert, sondern weil ihr manchesmal der aktuelle Bezug zu heutigen bürgerlichen Lebensformen und zur heutigen Elterngeneration fehlt. Ganz anders dagegen das Porträt des Jungen. Es besitzt ein hohes Maß an Sensibilität und Glaubwürdigkeit. - Ab 9.
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