Fisch & Chips

Literaturverfilmung | Großbritannien 1996 | 100 Minuten

Regie: Stephen Frears

Um einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit zu finden, machen zwei Freunde eine mobile Imbißbude auf und erleben unerwartete Erfolge, aber auch Spannungen in ihrer Beziehung. Der dritte, etwas schwächere Teil der sogenannten Barrytown-Trilogie ("Die Commitments", "The Snapper") nach Romanen des irischen Autors Roddy Doyle, der mit den beiden Hauptdarstellern ein glänzendes Komikerpaar vorstellt und die Werte von Freundschaft, Familie und Gemeinschaft und die Kunst des Lebens und Überlebens feiert. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE VAN
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
BBC Films/Fox Searchlight Pict.
Regie
Stephen Frears
Buch
Roddy Doyle
Kamera
Oliver Stapleton
Musik
Eric Clapton · Richard Hartley
Schnitt
Mick Audsley
Darsteller
Colm Meaney (Larry Curley) · Donal O'Kelly ("Bimbo" Reeves) · Ger Ryan (Maggie Reeves) · Caroline Rothwell (Mary Curley) · Neilí Conroy (Diane)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
e-m-s (FF, DD2.0 dt.)
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Diskussion
Alles beginnt in depressiver Stimmung: Bimbo erzählt seinem Freund Larry in der Stammkneipe, daß man ihn entlassen hat, und er fragt verzweifelt, was er nun tun soll. Ein Schnitt, und schon ist man in einer lachenden Männerrunde. Bimbo und Larry, von Freunden umringt, heben die Biergläser und stoßen an: Auf die Arbeitslosigkeit! Der Auftakt ist Programm. Depression und Lebensfreude liegen nur eine Schnittsekunde auseinander in Stephen Frears neuem Film, der nach "Die Commitments" (fd 29 158) und "The Snapper" (fd 30 608) die Trilogie nach den Barrytown-Romanen des irischen Autors Roddy Doyle (vgl. den Beitrag in fd 2/1994) beschließt.

Um die Freude am Leben und die Kunst des Überlebens geht es in allen Barrytown-Geschichten: wie der Sohn, der eine Soul-Band gründet ("The Commitments"), die Tochter, die sich zu ihrem unehelichen Kind bekennt ("The Snapper"), so findet im neuen Film nun der Vater mit seinem Freund einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation der Arbeitslosigkeit. Larry kommt mit dem Herumhängen scheinbar gut zurecht, wenn ihm Zeit und Geld für ein Bier in der Stammkneipe und ein Golfspiel am Nachmittag bleiben. Aber Bimbo will sich nicht mit der Untätigkeit abfinden. Fast ist er schon so weit, daß er sich bei "McDonald's" bewerben will, da kommt ihm jedoch eine bessere Idee: Er will eine eigene Imbißbude eröffnen. Ein Freund besorgt ihm einen völlig heruntergekommenen Lieferwagen. Nachdem der Wagen auf Vordermann gebracht ist, beginnen sie während der Fußballweltmeisterschaft 1990 mit ihrer Geschäftstätigkeit. Irland feiert im World Cup Erfolge, und die hungrigen Fußballfans stürmen "Bimbo's Burgers". Mit dem wachsenden Erfolg ergeben sich jedoch auch Spannungen. Bimbo, der sein Geld für die Anschaffung des Wagens investiert hat, führt sich zunehmend als Arbeitgeber auf, seine Frau agiert als Managerin im Hintergrund. Larry fühlt sich zurückgesetzt, da er sich immer als gleichwertiger Partner verstanden hat, und kontert mit Widerstand, indem er auf seine gewerkschaftlich zugesicherten Rechte pocht. Aber bevor die Freundschaft vollends zerstört ist, "tötet" Bimbo lieber den Wagen. Im volltrunkenen Zustand fährt er ihn ins Wattenmeer.

Die Geschichte an sich ist kaum der Rede wert, kleine alltägliche Vorgänge und Konflikte stehen im Mittelpunkt, es werden keine tiefschürfenden Probleme gewälzt. Aber es geht auch in erster Linie mehr um die liebevoll gezeichneten Charaktere und deren Lebensgefühl. Die Curleys leben nicht auf der Sonnenseite des Lebens, sie müssen hart sparen und selbst auf Weihnachtsgeschenke verzichten, aber sie und ihre Freunde geben nie auf. Der Lieferwagen steht geradezu symbolisch dafür. Wenn man zum ersten Mal das vor Dreck strotzende, völlig heruntergekommene Fahrzeug sieht, kann man sich kaum vorstellen, daß daraus jemals eine ansehnliche mobile Imbißbude werden kann, aber mit vereinten Kräften wird die zentimeterdicke Schicht von Fett und Schmutz entfernt. So kehren auch die Figuren in ihrem Leben den Dreck beiseite und bringen die schöneren Seiten zum Glänzen. Der Film konzentriert sich stark auf Larry und Bimbo, die ein glänzendes Komikergespann abgeben, aber setzt auch bei Nebenfiguren Akzente. Larrys Frau Mary ist der ruhige Pol in der Familie, eine besonnene und warmherzige Frau, die ganz unspektakulär ihren eigenen Weg geht und sich in Abendkursen weiterbildet. Und Maggie, Bimbos Frau, ist fast wichtiger als ihr Mann: sie plant und managt alles und leidet darunter, daß Larry sie ablehnt.

Aber die Figuren sind nie ganz allein auf sich gestellt. Sie sind Teil einer Gemeinschaft, die an ihrem Schicksal Anteil nimmt, auch wenn sich gute Freunde mal böse Scherze ausdenken. Als der verdreckte Lieferwagen zu Bimbos Haus gebracht wird, ist das ein Triumphzug, der die ganze Anwohnerschaft aus den Häusern holt, und die Fußballspiele der irischen Nationalmannschaft vereinen Männer und Frauen im irischen Freudentaumel. Die positive Stimmung, die die Figuren ausstrahlen, überträgt sich auf den Zuschauer. Frears Film hat sicherlich auch seine Schwächen, die dünne Story, die der Autor Roddy Doyle selbst für die Leinwand bearbeitet hat oder die enttäuchend langweilige Musik von Eric Clapton, aber nur zu selten sieht man im Kino heute Filme, die eine derart positive Lebenseinstellung vermitteln. Frears Film hat seine Qualitäten, sein Problem ist nur, daß die beiden anderen Filme der Trilogie noch besser waren.
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