Forgotten Silver

- | Neuseeland 1995 | 53 Minuten

Regie: Peter Jackson

Akribische "Dokumentation" über den neuseeländischen Filmpionier Colin McKenzie, der 1908 ein funktionierendes Tonfilmverfahren entwickelte und einige der ersten Farbsequenzen der Filmgeschichte schuf. McKenzie starb als Kameramann im Spanischen Bürgerkrieg und geriet in Vergessenheit, bis in den frühen 1990er-Jahren verschollenes Filmmaterial auftauchte, darunter sein vierstündiges Lebenswerk "Salome". Der ebenso spannende wie humorvolle Film lässt Zeitzeugen und prominente Filmschaffende zu Wort kommen und zeigt rekonstruierte Originalaufnahmen. Dabei hat die Sache einen Haken: McKenzie und seine Geschichte sind von A bis Z erfunden. So entpuppt sich der Film als übermütiges Spiel mit der Manipulierbarkeit filmischer "Wahrheit", das amüsiert, ohne einen eigenen Erzählfluss zu etablieren. (Früherer Fernsehtitel: "Kein Oscar für McKenzie - Ein Filmpionier und seine Erfindung", DVD-Extras: Audiokommentar von Peter Jackson, Making of: "Behind the Bull", geschnittene Szenen) - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
FORGOTTEN SILVER
Produktionsland
Neuseeland
Produktionsjahr
1995
Produktionsfirma
Wingnut Films/New Zealand Film Commission/New Zealand on Air
Regie
Peter Jackson · Costa Botes
Buch
Peter Jackson · Costa Botes
Kamera
Alun Bollinger · Gerry Vasbenter
Musik
Dave Donaldson · Steve Roche · Janet Roddick
Schnitt
Eric De Beus · Michael Horton
Darsteller
Peter Jackson · Harvey Weinstein · Jonathon Morris · Costa Botes · Leonard Maltin
Länge
53 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras beinhalten u.a. einen Audiokommentar der Regisseure Costa Botes und Peter Jackson sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (9 Min.).

Verleih DVD
Pro-Fun (FF, DD2.0 engl./dt.) Koch (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Koch (16:9, 1.78:1, dts-HDMA2.0 engl./dt.)
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Diskussion
Seit der „Herr der Ringe“-Trilogie hat der Name Peter Jackson auch auf dem deutschen Video- und DVD-Markt Zugkraft. Daher wurde nun mit neun Jahren Verspätung ein kleiner Dokumentarfilm veröffentlicht, den der Regisseur aus Neuseeland einem Kollegen und Landsmann gewidmet hatte, dem der große Ruhm verwehrt blieb. Colin McKenzies Beitrag zur Kinogeschichte war jahrzehntelang verschollen, bis Jackson durch Zufall in den Besitz alter Filmrollen gelangte, auf denen sich das komplette Lebenswerk des bis dato unbekannten Regisseurs befand. McKenzie wurde kurz vor der Jahrhundertwende in Neuseeland geboren und entdeckte schon in jungen Jahren seine Liebe zu den technischen Möglichkeiten des Kinos. Er entwickelte Methoden, Bild und Ton parallel aufzunehmen, experimentierte mit Farbfilm und nutzte die emotionale Kraft des Close Ups, lange bevor man in Hollywood von diesen Errungenschaften zu träumen wagte. Doch immer wieder sorgte die Macht des Zufalls dafür, dass McKenzies geniale Erfindungen keine große Öffentlichkeit fanden. Dieses Schicksal ereilte auch sein Magnus Opus, eine Verfilmung der Bibel-Geschichte um Salome und Johannes, den Täufer, für das er im Dschungel Neuseelands eine gigantische Kulisse erbauen ließ, das er aber nie vollendete und zur Aufführung brachte.

Auch wenn Branchenkenner wie Leonard Maltin und Harvey Weinstein vor laufender Kamera beteuern, dass die Filmgeschichte nach Jacksons sensationellem Fund neu geschrieben werden müsse – es stimmt nichts von all dem! Vielmehr handelt es sich bei „Forgotten Silver“ um ein so genanntes Mockumentary, einen Film, der die Methoden des Dokumentarfilms nutzt, um eine fiktive Geschichte zu erzählen. Die hohe Kunst dieses kleinen, aber feinen Subgenres besteht darin, offenkundige Lügen mit dem Anschein tiefen Ernstes vorzutragen, die Form zu wahren, während der Inhalt in die Absurdität abgleitet. Filme wie „This is Spinal Tap!“ (fd 25 182) und Woody Allens „Zelig“ (fd 24 217) sind gerade in dieser Hinsicht Meisterwerke. „Forgotten Silver“ ist es leider nicht. Jackson hat zwar große Mühe in die visuelle Gestaltung des vermeintlich historischen Materials investiert, dafür aber die Entwicklung des Scripts vernachlässigt. Das Leben des fiktiven Filmpioniers ist eine Aneinanderreihung skurriler Großtaten und bizarrer Zufälle, die von einer Episode zur nächsten springt, ohne einen eigenständigen Erzählfluss zu etablieren. Zudem sind nur wenige Gags so komisch, dass der Film als Komödie funktionieren würde. Aufgrund des fehlenden Elans des Drehbuch-Teams Peter Jackson und Costa Botés ist nach 53 Minuten dann auch schon Schluss. Der Wissensdurst in Sachen Colin McKenzie ist zu diesem Zeitpunkt bereits nachhaltig gestillt.

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