Madame Butterfly (1995)

Drama | Frankreich 1995 | 135 Minuten

Regie: Frédéric Mitterrand

Eine konsequent der Vorlage von Giacomo Puccini verpflichtete Opernverfilmung, in der die Geschichte der tödlich endenden Liebe der Geisha Cio-Cio-San deckungsgleich zur Bühnenvorlage erzählt wird. Unter großem Aufwand in eine atemberaubend schöne Kulisse versetzt, kann die Oper durch gefühlvolle Kamerafahrten, erlesene Großaufnahmen, präzise Plansequenzen und perfekte Sänger/Darsteller ihre ganze Faszination entfalten. Ein Erlebnis nicht nur für Opernfreunde. (Musikalische Leitung: James Conlon.) - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
MADAME BUTTERFLY
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
1995
Produktionsfirma
Erato Films/Idéleaudience/Imalyre-VTCOM/France 3 Cinema/Sony Classical/Samsung Nice/Canal +/BBC/S4C/ZDF
Regie
Frédéric Mitterrand
Buch
Frédéric Mitterrand
Kamera
Philippe Welt
Musik
Giacomo Puccini
Schnitt
Luc Barnier
Darsteller
Ying Hang (Cio-Cio-San/Butterfly) · Richard Troxell (Pinkerton) · Ning Liang (Suzuki) · Richard Cowan (Sharpless) · Jing Ma Fan (Goro)
Länge
135 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama | Musikfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Die Übersetzung einer Oper in das Medium Film gehört zu den schwierigsten Balanceakten, die sich ein Regisseur zumuten kann. Zum einen sind die Zielgruppen beider Kunstrichtungen altersbedingt kaum noch miteinander in Einklang zu bringen, zum anderen ist die Gefahr allzu groß, selbst die wenigen Liebhaber dieses filmischen Subgenres zu entzweien. So haben sich schon renommierte Filmemacher wie Franco Zeffirelli oder Francesco Rosi von Opernfans eine Trivialisierung der traditionellen Kunstform Oper vorwerfen lassen müssen, während das Gros des "normalen" Filmpublikums oft die sujetbedingt mangelnde Komplexität der Handlung oder schlichtweg das einfallslos abgefilmte Theater kritisiert. Der bislang fürs Fernsehen tätige Regisseur Frederic Mitterrand ist nicht den Weg eines faulen Kompromisses gegangen. Er hat sich konsequent mit dem Opernpublikum verbündet und sich ganz in den Dienst Puccinis gestellt: Seine "Madame Butterfly" ist Oper in ihrer reinsten Form. Inhaltlich ist es die deckungsgleiche Adaption des Bühnenstücks des italienischen Meisterkomponisten, in dem die tragische Geschichte der tödlich endenden Liebe der Geisha Cio-Cio-San erzählt wird. Sie wird in Nagasaki erst widerwillig dem amerikanischen Marineleutnant Franklin Pinkerton als Braut anvertraut, lernt ihn dann aber lieben, um aber schließlich bitterlich enttäuscht zu werden.

Mitterand versucht, die Handlung der Oper weder durch zusätzliche Dialoge oder Erzählebenen zu verwässern noch durch bemühte Zusammenfassungen oder Kürzungen zu straffen. Von daher kann sich der Kinogänger ganz wie in der Vorstellung eines Opernhauses fühlen: 135 Minuten konzentrierte Musik ohne Pause. Formal indes könnte seine Filmversion kaum weiter von der inszenatorischen Eindimensionalität herkömmlicher Operninszenierungen entfernt sein. Der Film wurde komplett auf einer Halbinsel im Norden Tunesiens gedreht, und mit viel Aufwand entstand dort eine atemberaubend schöne Kulisse, täuschend echt einem fiktiven Küstenstreifen Nagasakis kurz nach der Jahrhundertwende nachempfunden. Angeregt von den genauen Vorstellungen Mitterands ist es den Produzenten sowie dem musikalischen Leiter James Conlon gelungen, die Rollen ideal nach Charakterzeichnung und Aussehen zu besetzen. Solche Art von "type casting" kann gar nicht hoch genug bewertet werden, ist doch hier die Wahrung der perfekten Illusion gelungen, die mit einer Starbesetzung à la Carreras/Bartoli unmöglich geworden wäre. Auch deren Sangeskünste vermißt man kaum, da Ying Huang als Cio-Cio-San, aber auch Ning Liang und Richard Troxell Vortreffliches leisten. James Conlon hat das gesamte Ensemble souverän eingestellt und offensichtlich so mühelos im Griff, daß die anläßlich des Films entstandene Einspielung zu den interessantesten CD-Veröffentlichungen der letzten Jahre gehört. Unterstützt durch Kamera und Schnitt beweist Mitterrand außerordentliches Fingerspitzengefühl, indem er den melodramatischen Duktus der Oper nicht durch optischen Bombast zerstört, sondern ihn, ganz im Gegenteil, durch gefühlvolle Kamerafahrten, auserlesene Großaufnahmen und präzise Plansequenzen zu neuen Höhen führt. Mit seinem filmischen Annäherungsversuch wird er sicherlich all diejenigen zufriedenstellen, die die Passion zum Film und zur Oper gleichermaßen teilen - und sicherlich nicht nur diese.
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