Dokumentarfilm | USA 1992 | 96 Minuten

Regie: Ron Fricke

Eine bildgewaltige Reise zu den Naturschönheiten, den Kulturen, Religionen, aber auch Zivilisationssünden der Erde. Der meditativ angelegte Bild- und Klangteppich zieht den Zuschauer in einen "berauschenden" Sog, ist aber nicht frei von einem voyeuristischen bis belehrenden Blick. Vor allen Dingen in der Montage verschenkt er die Möglichkeiten eines sozialkritischen Aspektes zugunsten filmtechnischer Raffinessen. (70mm) - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
BARAKA
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Mark Magidson Films
Regie
Ron Fricke
Buch
Bob Green · Ron Fricke · Mark Magidson
Kamera
Ron Fricke
Musik
Michael Stearns
Schnitt
David E. Aubrey · Ron Fricke · Mark Magidson
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der technisch auf Referenzniveau befindlichen Blu-ray umfassen neben einem Feature zur Restaurierung des Films ein ausführliches und erhellendes "Making Of" ('A Closer Look', 76 Min.). Die ebenfalls bei Buschproduction erschienene DVD ist bezüglich des Bonusmaterials mit der Blu-ray vergeichbar. Die Blu-ray ist mit dem Silberling 2009 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Atlantis (16:9, 2.35:1, DD5.1), Buschproduction (16:9, 2:20:1, DD5.1 & dts)
Verleih Blu-ray
Buschproduction (16:9, 2.21:1, dts-HDMA)
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Diskussion
Eine Herde Paviane badet in einer heißen Quelle. Als der Kopf eines Affen in Großaufnahme eingefangen ist, schließt er die Augen, und der Gesichtsausdruck erinnert an den eines meditierenden Mönches. Der unterlegte zarte Klang einer Pan-Flöte verstärkt noch die beruhigende Wirkung auf den Betrachter, der sich in den nächsten 95 Minuten in einen Bilderstrom hineingezogen sieht, dessen optische Schönheit einen geradezu erschlägt. Ron Fricke hat jede Einstellung, vom Blickwinke] über die Wahl des Objektivs bis hin zur Farbdramaturgie wie ein Gemälde komponiert. Extrem langsame Fahrten und behutsame Schwenks bestimmen den Rhythmus des Films, der nur ab und an durch "stehende" Bilder unterbrochen wird. Dann konzentriert sich die Kamera meist auf Gesichter oder prägnante Details. "Baraka" bedeutet soviel wie Segen oder Gnade in der Sprache der Sufe, einer mystischen Glaubensrichtung des Islams. Von der Gnade, auf diesem Planeten leben zu können, erzählt der Film, und von der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Erde. Aber auch von der Unfähigkeit des Menschen, diesen Segen anzunehmen und zu begreifen. Ron Prikke, der schon bei Godfrey Reggios ähnlich gelagertem Kultfilm "Koyaanisqatsi" (fd 24 271 ) für Buch, Kamera und Schnitt mitverantwortlich war, scheint mit allen Mitteln den Erfolg seines "Vorbildes" übertreffen zu wollen. Hatte sich Reggio noch auf den nordamerikanischen Kontinent und das 35mm-Normal-Format beschränkt, so bereiste Ron Fricke mit seinem Team 69 Drehorte in 24 Ländern auf allen Kontinenten dieser Erde und bannte seinen "Reisebericht" auf das tiefenscharfe und bildgewaltige 70mm-Format. Zusammen mit dem eindringlichen Soundtrack Michael Stearnes, der eigene Kompositionen mit ethnischer Musik verband, ergibt das einen epischen Bilderbogen, der manchmal knapp am Pathos belehrender und "hochnäsiger" Kulturfilme vorbeischlittert: etwa dann, wenn er die Stammesriten afrikanischer Ureinwohner fast voyeuristisch ausbeutet. Auch seine Kritik an den Auswüchsen der modernen Zivilisation -wenn er "Hühner-Legebatterien" mit Fließbandarbeit in einer asiatischen Zigarettenfabrik kontrastiert oder in Zeitraffertechnik Autos durch Wolkenkratzerschluchten und Menschen durch U-Bahn-Stationen "hetzen" läßt - wirkt, abgesehen von der weder neuen noch originellen filmischen Auflösung, wenig erhellend, geschweige denn kritisch. Denn eine gesellschaftspolitische Analyse liefern Frickes Bilder auch durch die Montage nicht. Der Blick in die an Leichenschauhäuser erinnernden "Schlaf-Nischen" in einem Tokyoer "Hotel" und auf die unmenschlichen Wohnsilos des total überbevölkerten Hongkongs wirken letztlich eher pittoresk. Wenn man sich diesem Klang- und Bildteppich dennoch nicht ganz entziehen kann, dann liegt das vor allem an jenen wunderbaren Naturschönheiten unseres Planeten, die der Film noch einmal ins Gedächtnis ruft; und er weckt Lust, sie mit den eigenen Sinnen zu entdecken, ehe sie der Mensch in seinem Fortschrittswahn noch weiter zerstört.
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