Der bewegte Mann

Komödie | Deutschland 1994 | 94 Minuten

Regie: Sönke Wortmann

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Neue Constantin/Olga Film
Regie
Sönke Wortmann
Buch
Sönke Wortmann
Kamera
Gernot Roll
Musik
Torsten Breuer
Schnitt
Ueli Christen
Darsteller
Til Schweiger (Axel) · Katja Riemann (Doro) · Joachim Król (Norbert) · Rufus Beck (Walter) · Armin Rohde (Metzger)
Länge
94 Minuten
Kinostart
04.06.2024
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16 möglich.
Genre
Komödie | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras der BD umfassen u.a. längere Interviews mit Sönke Wortmann (15 Min.) und Rufus Beck (23 Min.) sowie einen Audiokommentar mit dem Regisseur. Das Mediabook enthält zudem noch ein 24-seitiges Booklet mit Texten zum Film.

Verleih DVD
VCL (1.66:1, DD5.1 dt.) Constantin (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Turbine Medien (16:9, 1.85: 1, dts-HDMA dt.)
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Diskussion
Doro liebt Axel, und eigentlich liebt Axel auch Doro. Es könnte alles bestens gehen mit ihrer Zweierbeziehung, hätte Axel nur seine Hormone etwas besser im Zaum. Als Doro den notorischen Seitenspringer wieder mal mit einer fremden Dame in flagranti erwischt, wirft sie ihn kurzentschlossen aus der gemeinsamen Wohnung. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe trifft Axel auf Waltraud. Waltraud heißt eigentlich Walter und liebt so ziemlich alles, was männlich ist, einen knackigen Po und ein paar Muskeln hat. Und Axel ist genau ihr/sein Typ. Doch weil der überzeugte Hetero mit Männern nichts im Sinn hat, übernachtet Axel dann doch lieber bei Waltrauds/Walters Freund Norbert. Der ist zwar auch homosexuell, erscheint ihm aber nicht ganz so exaltiert und vor allem weniger zudringlich. Während Axel sich in der Folgezeit mit dem heldenhaft vor sich hin leidenden (weil hoffnungslos in Axel verliebten) Norbert arrangiert, stellt Doro fest, daß sie schwanger ist und macht sich auf die Suche nach Axel, dem Vater in spe. Sie findet ihn in einer vermeintlich eindeutigen Situation - mit Norbert. Ein Mißverständnis. Denn eigentlich ist natürlich alles ganz anders.

Überhaupt spielen Mißverständnisse in Sönke Wortmanns Film eigentlich die Hauptrolle. Im Prinzip geht's hier zu wie in jenen Schwänken, mit denen man auf deutschen Volksbühnen so beharrlich für Brüller im Publikum sorgt. Da steht ein vermeintlicher Liebhaber zwischen den Mänteln, der eigentlich gar keiner ist, sondern nur da steht, weil der eine dachte, die andere könnte denken, er hätte nicht nur gedacht, sondern auch noch getan, was er keinesfalls hätte tun sollen und eigentlich ja auch gar nicht getan hat. Und so weiter. Doch auf dem Schnittmuster dieser schlichten dramaturgischen Grobmechanik zaubert Wortmann hier ein Lustspiel von gehobenem Unterhaltungswert. Zumindest, wenn man an dem mißt, was das deutsche Kino der letzten Jahre sonst so an komödiantischen Versuchen hervorgebracht hat.

Dabei läßt der nach Motiven der Erfolgscomics von Ralf König gedrehte Film nicht nur kein (Homosexuellen-)Klischee aus, sondern überpitzt sie derart, daß sich mit ihnen schon wieder spielerisch umgehen läßt. Ob da nun der homosexuelle Ästhet und Gourmet Norbert an seinem grobschlächtigen Verlegenheitsliebhaber leidet (der ist natürlich auch noch Schlachter) oder schwer verunsicherte Heteros in ihrer Männergruppe trotzig üben, "Titten" statt "grosche Brüscht" zu sagen (da sowas im Dialekt besonders komisch klingt, muß natürlich einer von ihnen auch noch schwäbeln), das alles ist mehr Karikatur denn subtile Milieuzeichnung, will aber auch gar nichts anderes sein. Und weil Wortmann in vielen Sequenzen ein sicheres Gespür für Situationskomik und szenische Auflösungen beweist, sieht man ihm letztlich auch nach, daß manche der Gags quasi mit Ansage kommen. Wenn sich beispielsweise die hochschwangere Doro schließlich aufmacht, um ihren Axel beim homosexuellen Seitensprung zu ertappen, und dann zwar alles ganz anders, aber noch weit chaotischer ist, als zu befürchten war, kann man schon darauf wetten, daß gleich ihre Wehen einsetzen. Doch dafür, daß derartige Plumpheiten kaum nachhaltig in Erinnerung bleiben, sorgt schon das beachtliche Screwball-Tempo, das Wortmann anschlägt. Und die Darsteller (wie sollte es in einem deutschen Film anders sein), in ihrer Mehrzahl gestandene Fernsehmimen, machen ihre Sache durchweg ordentlich. Ob Til Schweiger und Katja Riemann nun das Nonplusultra deutscher Schauspielkunst sind, sei dahingestellt. Doch Joachim Król ist eigentlich allein schon das Eintrittsgeld wert. Sicherlich ist "Der bewegte Mann" Mainstream-Kino, dem auch jener spröde Charme abgeht, den Wortmanns "Kleine Haie" noch verströmten. Und natürlich hat das wahrscheinlich auch mit Produzent Bernd Eichinger zu tun, der den Regisseur für insgesamt drei Produktionen unter seine Fittiche genommen hat. Aber Mainstream, bei dem das Fehlen von Tiefsinn nicht gleich mit Schwachsinn einhergeht, muß man schließlich auch erst mal können.
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