Richie Rich

Komödie | USA 1994 | 94 Minuten

Regie: Donald Petrie

Ein Zwölfjähriger, der plötzlich den Weltkonzern seiner Familie leiten muß, weil seine Eltern als Opfer eines Flugzeug-Attentats gelten, muss sich der Intrigen eines Abteilungsleiters erwehren, der den Konzern an sich reißen will. Er meistert seine Aufgabe mit Bravour. Ein mit unaufdringlichen sozialkritischen Tönen perfekt inszenierter Film nach einem erfolgreichen Comic; sorgfältig auch in Charakterzeichnung und Darstellung. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
RICHIE RICH
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Silver Pictures/Warner Bros.
Regie
Donald Petrie
Buch
Tom S. Parker · Jim Jennewein
Kamera
Don Burgess
Musik
Alan Silvestri
Schnitt
Malcolm Campbell
Darsteller
Macaulay Culkin (Richie Rich) · John Larroquette (Lawrence Van Dough) · Edward Herrmann (Mr. Rich) · Christine Ebersole (Mrs. Rich) · Jonathan Hyde (Cadbury)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Diskussion
Wieder dient ein erfolgreicher Comic als Vorlage für einen Hollywoodfilm. Nach "Superman", "Batman", "Dick Tracy" und "Shadow", alle zur Blütezeit der Comics in den 30er Jahren entstanden, kommt jetzt »Richie Rich« in die Kinos, der in den 60er Jahren seinen Durchbruch erlebt hatte: der zwölfjährige, gewitzte, als reichstes Kind Amerikas apostrophierte und dennoch ganz »normale« Sproß einer Familie von Superreichen mit deutlichen Bezügen zu den mächtigen Clans der Rockefellers, Vanderbilts, Rothschilds. Hier heißen sie schlicht Rich, und die darin bereits ausgedrückte, entwaffnende Direktheit des Humors machte sich der Film grundlegend zu eigen. Dabei fallen zunächst einige wohltuende Auslassungen auf, um so mehr, wenn man bedenkt, daß dieselben Drehbuchautoren am Werk waren, die zuvor wortreich und einfallsarm den "Flintstones" jeglichen Charme der frühen Jahre ausgetrieben hatten: weder wird das Leben der Reichen langwierig illustriert und mit dem spöttischen Blick eines Anwalts der Nichtreichen ironisiert noch wird allzu sehr das Klischee bemüht, Reiche hätten es auch nicht leicht, und reiche Kinder seien die einsamsten überhaupt. All dies wird zu Recht als vielfach kolportiert vorausgesetzt. Und als das soziale Gefälle zur Sprache kommt, das es Richie erschwert, Freunde zu finden, gibt es keine peinlichen Milieuschilderungen. Es bedarf nur einiger weniger Textzeilen, und all diese Prämissen der Geschichte sind glaubhaft festgestellt.

Nur ab und zu ist das königliche Ausmaß des Vermögens der Riches Anlaß für einen Gag, der aber dazu dient, die Personen zu charakterisieren und die Handlung voranzutreiben. Vater Rich etwa ist sichtlich schockiert, als das geforderte Familienporträt in Stein das Ausmaß von Mount Rushmore erlangt hat (weshalb es fortan Mount Richmore heißt). Der Felsen ist später dann auch Schauplatz des Showdowns zwischen der Familie und dem abtrünnigen, geldgierigen Abteilungschef - natürlich in deutlicher Anspielung auf Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte", denn ohne Rückbezüge auf die eigene Geschichte kommen Hollywoodfilme derzeit kaum noch aus.

Richie Rich gerät in die Situation, den Weltkonzern seines Vaters leiten zu müssen, denn seine Eltern fallen einem Bombenattentat an Bord ihres Flugzeugs zum Opfer. Daß ihr Absturz mit einer Achterbahnfahrt im Garten der Riches parallel montiert wird und sie nicht sterben, sondern sich im Schlauchboot Champagner trinkend und im besten Zwirn auf ihre Rettung vorbereiten, gehört zu den zahlreichen vergnüglichen Einfällen von Drehbuch und Regie. Richie, der wie sein Vater nie eine Entlassung aussprechen will, steht dem genannten Bösewicht im Weg, der die Firma übernehmen und als erstes einen Großteil der Beschäftigten entlassen will. Daraus ergibt sich ein trickreiches Spiel, bei dem beide ihre jeweiligen Möglichkeiten voll ausschöpfen; was bei Richie auch den im Keller des Anwesens arbeitenden, für abstruse Erfindungen zuständigen Professor einschließt.

Der perfekt inszenierte und getimte Film (Petries drittes Werk, "Ein verrücktes Paar", zeugte von weitaus geringerem Aufwand an Mühe und Budget) ist aber auch von gewisser strategischer Bedeutung: als erster Jugendfilm des ehemaligen Kinderstars Macaulay Culkin (alias "Kevin"). Zwar spielt er hier, mit gewohntem Charme und verhaltener denn je, einen Zwölfjährigen, aber daß er in diesem Jahr 15 Jahre alt wird, ist kaum noch zu übersehen. Wurde er in "Der Pagemaster" (fd 31 185) noch notdürftig mit einer Riesenbrille als kleiner Junge kostümiert, reagierte das Studio diesmal zweigleisig auf das Altern seines Stars: einmal "kosmetisch", indem sein Umfeld mit Darstellern besetzt wurde, die allesamt eine überdurchschnittliche Körpergröße aufweisen (vorgeblich, um der Welt des "Richie-Rich"-Comics gerecht zu werden); zum anderen mit einer Flucht nach vorn, indem "Mac" erstmals mit zaghaften Anzeichen von Pubertät ausgestattet wird. Zunächst entdeckt er einen Pickel, einen wohlgemerkt, zu dem ihm Butler wie Vater -dieser direkt vom Oval Office aus - gratulieren; dann darf er wie ein richtiger Mann mit Stielaugen reagieren, als ihm seine neue Aerobic-Lehrerin vorgestellt wird: die leibhaftige Claudia Schiffer.
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