Die Verurteilten

Gefängnisfilm | USA 1994 | 142 Minuten

Regie: Frank Darabont

Gewalt und Korruption in einem Gefängnis setzen ein unschuldig Verurteilter und ein Mitgefangener Kameradschaft und Hoffnung entgegen. In betulichem Rhythmus führt der Film die Eintönigkeit und die Härte des Lebens hinter Gittern vor. 19 Jahre vergehen ohne spürbare Wandlungen der Figuren, ohne äußere Effekte, aber auch ohne prägnante Zuspitzungen jenseits der üblichen Konfrontationen. Ein durch seine unspektakuläre Erzählweise beachtlicher Film; in der Konzentration auf die Schlußpointe aber über weite Strecken zu lässig. (Videotitel: "Stephen King - Die Verurteilten") - Ab 16 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SHAWSHANK REDEMPTION
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Castle Rock Entertainment
Regie
Frank Darabont
Buch
Frank Darabont
Kamera
Roger Deakins
Musik
Thomas Newman
Schnitt
Richard Francis-Bruce
Darsteller
Tim Robbins (Andy Dufresne) · Morgan Freeman (Ellis Boyd "Red" Redding) · Bob Gunton (Gefängnisdirektor Samuel Norton) · William Sadler (Heywood) · Clancy Brown (Captain Hadley)
Länge
142 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16 möglich.
Genre
Gefängnisfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
VCL/Laser Paradise (16:9, 1.66:1, DD2.1 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Ist er schuldig oder nicht? Frank Darabont läßt bis zum zweiten Drittel des Films im Ungewissen darüber, ob Andy zu Recht in den Knast gewandert oder ob er doch einem Justizirrtum zum Opfer gefallen ist. Andy selbst scheint sich nicht mehr genau erinnern zu können, was in der Nacht geschah, als seine Frau und ihr Liebhaber brutal niedergeschossen wurden. Motiv und Absicht waren da, aber hat er tatsächlich abgedrückt? Die Indizien gegen ihn sind erdrückend.

Das Gefängnis von Shawshank ist nicht Alcatraz. Aber sonst geht es so zu, wie man es aus anderen "Prison-Escape"-Filmen kennt: das "Zucht"-Haus als ein rechtsfreier Ort, an dem ein skrupelloser Direktor sein hartgesottenes Personal auf die Gefangenen losläßt - von Rehabilitation kann keine Rede sein. Und da Stephen King Autor der literarischen Vorlage ist, dürfen auch einige Seitenhiebe auf abstrusen religiösen Fanatismus, losgelöst von jedem menschlichen Empfinden, nicht fehlen. In seiner Rolle als Gottvater des Gefängnisses verbittet sich der Direktor jede Blasphemie und schwört auf Disziplin und Bibel. Andy ist gerissen genug, seinen Gewinn daraus zu ziehen: des Direktors Rat, die Rettung in der Bibel zu suchen, wird er wortwörtlich und zu seinem Vorteil umsetzen. Außerdem packt er seine Widersacher an ihrer schwächsten Stelle, da nämlich, wo die Gier am größten ist:

Als ehemaliger Bankfachmann weiß er um so manchen Trick, wie auch die Gehälter des Gefängnispersonals gewinnbringend anzulegen sind. Klar, daß er dadurch für sich und seine Freunde eine bevorzugte Behandlung erfährt.

Einen verläßlichen Freund findet Andy in "Red", der sich mit kleinen Geschäften und Schmuggeleien unter den freundlicher gesonnenen Häftlingen eine Anhängerschaft erworben hat. Ihm verdankt Andy sein Werkzeug, ein kleines Hämmerchen, mit dem er nicht nur Schachfiguren herstellt. Dieses unscheinbare Gerät und ein ungleich auffälligeres Rita-Hayworth-Plakat werden zu seinen wichtigsten Utensilien auf dem Weg aus dem Dilemma. Doch bis dahin sind noch viele Widerstände und Demütigungen zu überstehen.

Frank Darabont, der von Castle-Rock-Chef Rob Reiner allein für das Skript 2,4 Millionen Dollar angeboten bekam und sich dann sogar seinen ersten Regie-Job sicherte, macht die langen Jahre im Gefängnis durch einen betulich-unaufgeregten Erzählrhythmus einigermaßen nachvollziehbar. Der Lauf der Zeit wird fast ausschließlich durch die Plakatfolge in Andys Zelle deutlich: 1947 ist es besagte Rita Hayworth, Ende der 50er Jahre Marilyn Monroe und 1966 schließlich Raquel Welch, die unverdächtig und erfolgreich Andys Ausbruchsvorhaben kaschieren helfen. Die Abgründe des Alltags hinter den Gefängnismauern macht der Film jedoch selten spürbar, dazu sind die meisten Insassen denn doch zu gutmütig (alles Justiz-Irrtümer?) und die Wächter zu bösartig. Etwas weniger Schwarz-Weiß-Malerei wäre angemessener gewesen. So machen die Figuren denn auch kaum eine spürbare Wandlung durch - sieht man von den oberflächlichen Anpassungen an die äußeren Umstände ab. Und kaum ein "ernsthafter" Gefängnisfilm, der nicht den stärkenden Einfluß eherner Kulturgüter beschwören würde. So auch hier: Andys subversiver Widerstand äußert sich am wirksamsten im Aufbau der Gefängnisbücherei, und als er eine Stelle aus "Hochzeit des Figaro" durch die Anstalt tönen läßt. Solch ein kultivierter Knastbruder muß ja einfach unschuldig sein - und rächen darf er sich am Ende dann sogar auch noch.

Tim Robbins erhält am ehesten Gelegenheit, seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen; die meisten anderen Rollen sind viel zu stereotyp angelegt, als daß die Darsteller zur Geltung kämen. Morgan Freeman, so hat man den Eindruck, könnte noch hundert weitere Jahre in Shawshank verbringen, ohne seine stoische Ausgeglichenheit und sein sanftes Lächeln zu verlieren. Eine der Spannung auch nicht gerade zuträgliche Strategie ist der regelmäßige allwissende Off-Kommentar aus Freemans beziehungsweise "Reds" Perspektive, der eher einen Hauch von "Jack Daniels"-Nostalgie und Lässigkeit verbreitet, dramaturgisch aber verzichtbar gewesen wäre. Seine überzeugendsten Momente hat der Film da, wo er die Schwierigkeiten des Neuanfangs nach dem Gefängnis in Gestalt einer Nebenfigur kurz andeutet.
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