Save the Last Dance

- | USA 2000 | 113 Minuten

Regie: Thomas Carter

Eine junge Frau gibt sich die Schuld am Tod ihrer Mutter, versagt sich eine Karriere als Ballett-Tänzerin und zieht zu ihrem geschiedenen Vater nach Chicago. In einem vornehmlich von Schwarzen bevölkerten Viertel knüpft sie neue Freundschaften, fasst über den HipHop neuen Lebensmut und meistert ihre Familiensituation. Ein formal wie inhaltlich bemerkenswerter Film für ein jugendliches Publikum: Glaubhaft vermittelt er seine Botschaft von der Unsinnigkeit tradierter Ressentiments sowie der Kraft der Träume. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SAVE THE LAST DANCE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Paramount/MTV-Film
Regie
Thomas Carter
Buch
Duane Adler · Cheryl Edwards
Kamera
Robbie Greenberg
Musik
Mark Isham
Schnitt
Peter E. Berger
Darsteller
Julia Stiles (Sara) · Sean Patrick Thomas (Derek) · Kerry Washington (Chenille) · Fredro Starr (Malakai) · Terry Kinney (Roy)
Länge
113 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreichen Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelten Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Paramount (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Saras Karriere ist bereits vorbei, bevor sie begonnen hat. Während sie sich auf das Vortanzen in Manhattans Juliard School for Dance vorbereitet, verunglückt ihre Mutter, deren Anwesenheit Sara gefordert hatte, auf dem Weg nach New York tödlich. Erschüttert gibt sich die junge Frau die Schuld an dem Unglück, verwirft ihre Träume und begibt sich in ein ungewisse Zukunft zu ihrem Vater in Chicago, zu dem sie, seit der Trennung der Eltern, keinen Kontakt mehr hatte. In der vornehmlich von Schwarzen bewohnte South Side Chicagos lernt der auf dem Land aufgewachsene Teenager ein ganz neues Leben kennen. Der Eingang seiner Schule ist mit Metalldetektoren gesichert, in Saras Klasse zählt sie als Weiße plötzlich zur Minderheit, und die ruppigen Umgangsformen auf dem Campus setzen ihr zu. Vor ihrem Vater, der sich neben seinen unregelmäßigen Auftritten als Jazz-rompeter nur mit Alkohol über Wasser hält, schottet sich Sarah weitgehend ab. Moralische Unterstützung erfährt sie lediglich von ihrer Klassenkameradin Chenille. Kaum älter als Sarah, wird die in der Chicagoer Bronx aufgewachsene Mutter eines einjährigen Kindes zum Anker in Saras Leben. Durch Chenille wird sie in die schwarze Clubszene eingeführt, zudem entwickelt sich die anfangs frostige Beziehung zu Chenilles intellektuellem Bruder Sean zu einer tiefen Freundschaft. Zusammen mit Sean taucht Sarah in die Subkultur des Hip-Hop ein, und dank der neuen Tanzerfahrung bröckeln allmählich ihre aufgestauten Aversionen gegen das Ballett. Doch bevor das emotional instabile Mädchen an einen neuen Karrierestart denken kann, gilt es, gegen Neid, Kleingeistigkeit und Vorurteile anzukämpfen. Seans zwielichtiger Freund Malakai, aber auch die vormals so loyale Chennile haben etwas gegen die schwarz-weiße Liaison zwischen Sarah und Seans. Kaum in einem anderen Sub-Genre wird mit so reißbrettartigen Formeln und Ingredienzen der Kassenerfolg gesucht wie im Teenie-Film. Und in kaum einem anderen Genre wird sich weniger Mühe gegeben, einem auf äußerliche Reize fixierten Zielpublikum filmische Kunstfertigkeit oder intellektuelle Tiefe zu präsentieren. Der unerschütterliche Handlungskern – die durch äußere Faktoren hinausgezögerte perfekte Liebe – wird in stupider Gleichförmigkeit durch diverse nichtige Subplots kaschiert, die mehr oder weniger geschickt das Erleben eines „neuen“ Films vorgaukeln. Schließlich ist das Einzige was zählt, die Attraktivität des Hauptdarstellerpaares. Umso erstaunlicher, dass gerade die auf äußeren Schein abonnierte Produktionsfirma MTV-Film mit „Save the Last Dance“ einen Film vorlegt, der sich überdurchschnittlich weit über das Stereotyp „Teenie-Film“ hinauswagt. Trotz des bekannten Grundgerüsts sind es nicht die leicht verdaulichen Bilder und die Oberflächenreize, die hier den Ton angeben, sondern die mitunter unbequemen Schattierungen dazwischen. Nicht wie jüngst in „Black & White“ (fd 34 149) dient der schwarz-weiße Culture Clash als grobschlächtige Anbiederungsmasche, sondern fungiert als Hintergrund, vor dem sich eine gänzlich unpolitische Annäherung zweier Menschen vollzieht, deren einzige Motivation die Neugier und die Faszination für Unbekanntes ist, hier für Musik und Tanz. Den in ähnlichen Produktionen sonst eher blassen Nebenfiguren wird deutlich mehr Tiefe zugestanden. So ist Seans Freund Malakai nicht das personifizierte Böse, Sarahs Vater kein grobschlächtiger Versager, sondern die vergleichsweise subtile Beschreibung eines von gesellschaftlichen Zwängen überforderten Menschen. Auf formaler Ebene vermeidet der Film dank der „kantigen“ Hauptdarsteller die handelsübliche „Anhimmlungsebene“, für die das Teen-Idol Freddy Prince jr. inzwischen steht. Dank der unverkrampften Tanzchoreografie sowie einem präzisen Jazz-Underscoring durch Mark Isham wird dabei eine übertrieben kitschige Annäherung der „U“- und „E“-Kulturen HipHop und Ballett vermieden.
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