Full Metal Village

Dokumentarfilm | Deutschland 2006 | 94 Minuten

Regie: Sung-Hyung Cho

Dokumentarfilm über das schleswig-holsteinische Dorf Wacken, dessen ländliche Stille alljährlich vom weltweit größten Metal-Musikfestival unterbrochen wird. Die Dramaturgie konzentriert sich ebenso aufmerksam wie amüsant auf das Aufeinandertreffen der bäuerlichen Kultur mit jugendlichen Musikliebhabern, wobei es um keine problemorientierten Tiefenbohrungen geht, sondern eher um vergnügliche Exkurse in Befindlichkeiten, deren Charme nicht nur den Protagonisten, sondern nicht zuletzt auch dem Talent der Regisseurin im Umgang mit ihren Interview-Partnern geschuldet ist. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Flying Moon Filmprod.
Regie
Sung-Hyung Cho
Buch
Sung-Hyung Cho
Kamera
Marcus Winterbauer
Musik
Peyman Yazdanian
Schnitt
Sung-Hyung Cho
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar mit Mille Petrozza von der Metalband KREATOR.

Verleih DVD
GMfilms (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
In dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Wacken treffen sich Jahr für Jahr Heerscharen von jugendlichen Metal-Liebhabern. Das mittlerweile weltgrößte Open-Air-Festival für harte Musik lockt Fans aus aller Welt in dieses beschauliche Nest, das abseits der Festivaltage nur verschlafener wirkt. Die in Korea geborene und in Deutschland lebende Filmemacherin Sung-Hyung Cho beobachtet und befragt die Dorfbewohner, überwiegend ältere Menschen, die sich der Landwirtschaft verschrieben haben. Mit einer Mischung aus großstädtischer Naivität und Neugierde entdeckt sie skurril wirkende Eigenbrödler, skeptische Damenkränzchen und einen großmäuligen Bauern, der die organisatorischen Fäden in der Hand hält und sich in der Szene, in der er auf etwaige Freundinnen angesprochen wird, in Bezug auf seine Ehefrau beinahe um Kopf und Kragen redet. Auch zwei junge Dorfbewohnerinnen werden beobachtet, die sich die Zeit mit Fitnessübungen vertreiben und das Rock-Festival als ihre Passage zur Welt beschreiben, als Ausbruch aus der ländlichen Tristesse, die mit gleichaltrigen Jungs geizt. In einer Sequenz erzählt eines der Mädchen von ihrer Faszination für den Zweiten Weltkrieg – was durchaus irritierend ist, zumal der Teenager fast ins Schwärmen gerät, wegen der illustrierten Bildbände, die überall im Mädchenzimmer verteilt sind. Trotz eines solch „militanten“ Steckenpferdes sind beide jedoch brave Mädchen, die sich indes pünktlich zu Beginn des Open Air in Schwarz verhüllen und die Fingernägel dunkel lackieren, um in der Masse der Metal-Jünger aufzugehen. Der überwiegende Teil der Szenen des Films ist unkommentiert; nur ab und zu hört man die Regisseurin eine Frage stellen. Insbesondere die Feinheiten der Landwirtschaft haben es ihr angetan, und sie trifft auf Bauern, die froh scheinen, dass man sich für ihr beschauliches Leben interessiert. Zu kurz kommt dagegen die Seite der Veranstalter des Festivals – zwar wird eines der ehemaligen Gründungsmitglieder interviewt, der auch Interessantes von den Anfängen zu berichten weiß, während er an seinem Motorrad herumbastelt, doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Organisatoren des „W.O.A.“ der Produktion skeptisch gegenüberstanden und deshalb kaum Raum bekamen. Auch an der Musik selbst ist die Regisseurin nicht interessiert, ihr ging es allein um den „Clash of Cultures“, um das Aufeinandertreffen der älteren, ländlichen Generation auf die große Bewegung der jugendlichen Musikliebhaber. „Full Metal Village“ ist ein erfrischender, über weite Strecken sehr witziger Dokumentarfilm, der innerhalb des letzten Jahres reihenweise Preise einheimste, unter anderem den 28. Max Ophüls Preis – als erster Dokumentarfilm überhaupt. Die vergnüglichen Exkurse in die Landwirtschaft, der große Charme, den Sung-Hyung Cho im Umgang mit ihren Interviewpartnern beweist, und die Vielzahl an spannenden Personen ergänzen sich zu einem leicht konsumierbaren Film, dessen Festivalerfolg sich vielleicht mit der Harmlosigkeit des Themas begründen lässt; zu neuen Weltanschauungen wird der Zuschauer nicht gelangen.
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