Drama | Deutschland 2013 | 78 (24 B./sec.)/75 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Anne Zohra Berrached

Ein lesbisches Paar würde gerne ein Baby bekommen, wobei eine der beiden Partnerinnen diesen Wunsch stärker fühlt als die andere. Sie ist es auch, die schwanger werden will. Die beiden entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung. Als "dokumentarischer Spielfilm" folgt der Debütfilm den beiden Frauen schnörkellos, aber doch sensibel durch die bürokratischen und medizinischen Prozesse und beleuchtet, wie sich dieses "Mutter-Werden" unter erschwerten Bedingungen auf den Emotionshaushalt und die Beziehung der Protagonistinnen auswirkt. Die beiden Hauptdarstellerinnen agieren glaubwürdig und überzeugend. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Filmakademie Baden-Württemberg/ZDF (Das kleine Fernsehspiel)
Regie
Anne Zohra Berrached
Buch
Anne Zohra Berrached
Kamera
Friede Clausz
Musik
Jasmin Reuter
Schnitt
Denys Darahan
Darsteller
Sabine Wolf (Katja Maria Maisch) · Karina Plachetka (Isabella Bürgelin)
Länge
78 (24 B.
sec.)
75 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
30.05.2013
Fsk
ab 12 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Salzgeber (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Isa und Katja wünschen sich ein Kind. Isa wünscht sich das Kind ein bisschen mehr als Katja; sie ist auch diejenige, die schwanger werden will. Aktuell sind Kinder aus sogenannten Regenbogenfamilien in den Medien sehr präsent, was vermutlich mit der politischen Diskussion um das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare zusammenhängt. Oft geht es dabei darum, mit welchem Selbstverständnis diese Kinder aufwachsen. Wie sie zustande kamen, mit welchen Problemen, Ängsten und Schwierigkeiten ihre Eltern vor der Geburt oder Adoption zu kämpfen hatten, wird häufig nur am Rande behandelt. Anne Zohra Berrached konzentriert sich in ihrem Spielfilmdebüt „Zwei Mütter“ genau auf diese Vorgeschichte. Die Euphorie, die das verheiratete Paar Isa und Katja nach der Entscheidung für ein gemeinsames Kind verbindet, weicht schnell der Ernüchterung. Die meisten Samenbanken weigern sich aus Furcht vor Regressansprüchen, lesbische Paare zu behandeln. Kinder oder Eltern könnten später finanzielle Forderungen an die Samenbank stellen; diese haben sich gegenüber den Spendern verpflichtet, deren Anonymität zu wahren und sie vor rechtlichen Ansprüchen zu schützen. Auf dem Filmplakat ist „Zwei Mütter“ mit dem Zusatz „Ein dokumentarischer Spielfilm“ versehen. Grenzgänge zwischen Dokument und Fiktion sind schon lange nichts mehr Ungewöhnliches. Anne Zohra Berrached gelingt die Verschmelzung allerdings besonders gut. Die Erfahrungsberichte lesbischer Paare waren für den Film so wichtig, dass die Auflistung dieser Frauen den Abspann eröffnet. Die junge Regisseurin drehte ihr stilistisch und inszenatorisch sicheres Debüt im dritten Studienjahr an der Filmakademie Baden-Württemberg. In „Zwei Mütter" bezieht sie politisch eindeutig Stellung, ohne überspannt ideologisch zu argumentieren. Die demütigende bürokratische Odyssee, die Isa und Katja durchlaufen, ist exzellent recherchiert. Die Regisseurin blickt nicht weg, wenn Isa beim Arzt künstlich befruchtet wird, sie zeigt dabei, wie die beiden Partnerinnen versuchen, sich während des doch recht technischen Vorgangs ein wenig Intimität zu schaffen. Auch der Sex zwischen beiden ist schnörkellos und gleichzeitig sensibel gefilmt – wie der ganze Film in farbentsättigten, hellen Bildern formal dem Anspruch einer ehrlichen, realitätsnahen Darstellung Rechnung trägt. Der Fokus liegt auf der emotionalen Ebene, darauf also, wie sich die ganzen Hindernisse, die Zeit und das Geld, beispielsweise, das der ganze Spießrutenlauf kostet, auf die Beziehung auswirken: Spannungen zwischen den beiden bleiben natürlich nicht aus. Dass Isa sich das Kind ein bisschen mehr wünscht als Katja, wird zum Problem. Die Hauptdarstellerinnen, Karina Plachetka als naive Isa und Sabine Wolf als abgeklärte, rationale Katja, agieren glaubwürdig und überzeugend. Insbesondere gilt dies für das Zusammenspiel mit den Laiendarstellern; es ist auch eine Leistung der zurückhaltenden Inszenierung, dass hier keine Fallhöhen stören. Die Laiendarsteller spielen, mit wenigen Ausnahmen, sämtlich sich selbst – so etwa der Samenspender Flo, den Katja und Isa schließlich im Internet finden. Er hat in drei Jahren 20 Kinder gezeugt und verlangt 100 Euro pro Ejakulation in einen Becher. Allerdings macht er zur Bedingung, dass er ein potenzielles Kind alle drei Monate sehen möchte. Katja und Isa waren sich hingegen einig, dass sie keinen Vater zu ihrem Kind möchten. Neue Konflikte sind mit „Go for Gold“, wie sich Flo im Internet nennt, vorprogrammiert.
Kommentar verfassen

Kommentieren