Am Ende eines viel zu kurzen Tages

Drama | Deutschland/Irland/Österreich 2011 | 97 (24 B./sec.)/93 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Ian FitzGibbon

Ein an Krebs erkrankter Teenager kanalisiert seine Ängste durch die Kreation eines Comic-Universums, in dem sein Alter Ego als Superheld gegen personalisierte Formen seines Leidens antritt. Gegenüber seinen Eltern und Therapeuten schottet sich der Junge entschieden ab, doch dann findet ein Psychiater endlich einen Zugang zu ihm. Realszenen wechseln in diesem Coming-of-Age-Drama mit animierten Sequenzen, wobei die Fülle an Ideen und Handlungselementen den Film dramaturgisch mitunter überfrachtet; trotzdem findet er, auch dank des großartigen Hauptdarstellers, zu einem eindringlichen Ausdruck für die Befindlichkeit seines jungen Helden. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DEATH OF A SUPERHERO | SUPERHERO
Produktionsland
Deutschland/Irland/Österreich
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Bavaria Pic./Grand Pic./Trixter Film/CinePostproduction/Picture Circle
Regie
Ian FitzGibbon
Buch
Anthony McCarten
Kamera
Tom Fährmann
Musik
Marius Ruhland
Schnitt
Tony Cranstoun
Darsteller
Andy Serkis (Dr. Adrian King) · Thomas Sangster (Donald Clarke) · Aisling Loftus (Shelly) · Michael McElhatton (James Clarke) · Sharon Horgan (Renata Clarke)
Länge
97 (24 B.
sec.)
93 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
30.08.2012
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1. DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 1.78:1. dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Eskapismus kann man dem 15-jährigen krebskranken Donald nicht vorwerfen. Sein Paralleluniversum – eine mit breiten, dynamischen Strichen gezeichnete Fantasiewelt, ebenso düster wie Gotham City und mit Charakteren, die den Schurken aus Comicerzählungen in nichts nachstehen – funktioniert im Gegenteil wie ein Verstärker, der seine ungebändigten Ängste in konkrete Bilder umwandelt, in mitunter recht gewalttätiges Action(comic)-Kino. Anstatt sich also mit Metastasen und anderen abstrakten Gegnern, die seine Krankheit mit sich bringt, zu plagen, baut er personalisierten Feinde in Comic-Erzählungen ein, die dem Feind in seinem Körper und den damit verbundenen psychischen Krisen eine greifbare Gestalt geben: Worsey Nursey, der verschlingende Vamp, und der drogensüchtige Chirurg The Glove. Er selbst leistet den finsteren Mächten erbitterten Widerstand – als muskelbepackter Superheld Miraculousman. Mit der animierten Comicebene, die immer wieder die Erzählung von „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ unterbricht, versucht die Inszenierung von Ian FritzGibbon einen anderen, deutlich jugendaffinen Umgang mit der Krankheit als die anderen „Krebs“-Filme, die in den vergangenen Jahren dieses „Genre“ zu einem regelrechten konjunkturellen Aufschwung geführt haben. Donalds wütende Spraydosen- und Filzmarker-Aktionen auf Fenster und Häuserwände und seine fiebrigen Zeichnungen in Skizzenbücher bringen seinen Kampf mit der Krankheit allerdings wesentlich plastischer zum Ausdruck als die zwar handgezeichneten, aber doch überproduzierten Animationsbilder, die sich mit den Realszenen mehr schlecht als recht verbinden. Was unter anderem daran liegt, dass das Element der Zeichnung nur eine Idee unter zu vielen ist. Sympathisch ist, dass „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ – was für ein umständlicher Verleihtitel im Gegensatz zu dem originalen „Death of a Superhero“ – auf einen aufdringlichen Authentizismus verzichtet und Figuren und Erzählung nicht ausschließlich dem Krankheitsthema unterordnet. Doch die auf dem Jugendbuch „Superhero“ des neuseeländischen Autors Anthony McCarten basierende Verfilmung leidet an ihrer Überfrachtung. So möchte Gibbon nicht nur die Fantasiewelt des obsessiv gegen seinen bevorstehenden Tod anzeichnenden Donald abbilden, sondern auch noch sämtliche Kämpfe eines Coming-of-Age-Dramas verhandeln, von der ersten Liebe und der Aussicht auf ersten Sex über suizidäre Neigungen bis hin zum Konflikt mit den Eltern, die ihren Sohn zu einem Psychiater nach dem anderen schicken. Dr. Adrian King oder „Dr. Death“, wie sein renitenter Patient ihn nennt, gelingt es im Gegensatz zu seinen Vorgängern zwar, Donalds Vertrauen zu gewinnen; allerdings ist der Super-Psychiater in seinem Unkonventionell-Sein fast schon wieder so konventionell, dass das Verhältnis der beiden vom ersten Moment an überaus vorhersehbar erscheint. Auch dramaturgisch ist der Film eine ziemlich holprige Angelegenheit. Der schlaksige Hauptdarsteller Thomas Brodie Sangster, der seiner Figur eine störrische Kraft und unsentimentale Verletzlichkeit verleiht, hält den Film zwar einigermaßen zusammen, doch zu oft springt die Geschichte von einer dramatischen Situation zur nächsten, so dass sich bis zum Ende kein Erzählfluss oder Rhythmus einstellt; möglicherweise ist manche Idee dieser mitunter doch recht zusammengeschustert wirkenden deutsch-irischen Co-Produktion auch das Ergebnis von Fördergelderverteilung (etwa der Auftritt von Jessica Schwarz). Wenn die offensichtlichen Schwächen des Films einen interessanten Nebeneffekt haben, dann diesen: Gus Van Sants merkwürdig realitätsferner „Restless“ (fd 40 690), der sich so ausschließlich auf seine beiden Hauptfiguren konzentriert, macht plötzlich erstaunlich viel Sinn.
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