Jardín de Amapolas - Mohnblumenwiese

Drama | Kolumbien 2012 | 101 Minuten

Regie: Juan Carlos Melo Guevara

Ein neunjähriger Bauernjunge gerät in den Bergen Kolumbiens zwischen die Fronten von Drogenmafia und Militär, als er seinem Vater auf eine Mohnplantage folgt. Obwohl die Verstrickungen der Erwachsenen in den blutigen Drogenkrieg deutlich skizziert werden, schildert der elliptisch strukturierte Debütfilm das Geschehen primär aus kindlicher Sicht. Die Freundschaft zu einem gleichaltrigen Mädchen hilft dem jungen Protagonisten über manche Katastrophe hinweg. Der Film setzt auf eine beständige Spannungssteigerung, streut trotz aller Tragik aber auch humorvolle Passagen ein, die vor allem den beiden Kinderdarstellern zu verdanken sind. (O.m.d.U.) - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
JARDÍN DE AMAPOLAS
Produktionsland
Kolumbien
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Chirimoya Films
Regie
Juan Carlos Melo Guevara
Buch
Juan Carlos Melo Guevara
Kamera
Iván Quiñones
Schnitt
Gabriel Baudet
Darsteller
Luis Lozano (Ramiro) · Paula Paez (Luisa) · Juan Carlos Rosero (Wilson) · Luis Burgos (Simon) · Carlos Hualpa (Emilio)
Länge
101 Minuten
Kinostart
06.12.2012
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Drama
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Heimkino

Verleih DVD
Cine Global/Lighthouse & Cinespañol (16:9, 1.78:1, DD5.1 span.)
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Emilio schließt die Tür. Draußen ist Nebel, als er sein Dorf verlässt. Mit ihm geht sein neunjähriger Sohn Simón. Beide werden nicht zurückkehren, denn die paramilitärische Anti-Guerilla hat hier in den kolumbianischen Bergen die Mutter und die Geschwister getötet. Simón erinnert sich später: „Sie töteten sogar die Schweine auf dem kleinen Lastwagen; die verloren so viel Blut, das vermischte sich mit dem meiner Familie.“ Vater und Sohn ziehen weit weg, in ein anderes Bergdorf, wo ihr Vetter Wilson auf einer Plantage arbeitet. Hier wird Mohn angebaut und in der Nähe zu Opium verarbeitet. Ohne es zu wollen, wird Emilio immer tiefer in den Drogenanbau verstrickt, versucht aber, seinen Sohn von den Geschäften des „Patrons“ fern zu halten. Der Junge hat sich mit der gleichaltrigen Luisa angefreundet. Der Vater des Mädchens steht im Verdacht, mit der Guerilla zu sympathisieren. Luisa und Simón verbindet die Liebe zu einem kleinen Hund, der ihnen nicht gehört. Die Kinder entführen den Schnauzer immer dann, wenn seine Herrin nicht zu Hause ist, und bringen ihn abends wieder zurück. Der Krieg zwischen Guerilla und paramilitärischen Verbänden, Armee und konkurrierenden Drogenkartellen wird im kolumbianischen Film meist über die Opfer dargestellt, etwa in „Los colores de la montaña“ (2010), der von einem Alltag unter beständiger Bedrohung aus der Perspektive der Dorfkinder erzählt. Auch Juan Carlos Melo schlägt in seinem Regiedebüt diese Richtung ein: Er zeigt eine Erwachsenenwelt, die von gegenseitigen Abhängigkeiten, Bedrohungen und Lebensgefahren dominiert wird, schildert aber auch, wie dies das Leben der Kinder bedroht. Die Machtverhältnisse im Dorf sind eindeutig, Zuwiderhandlungen enden tödlich, aber selbst die Anpassung an die Verhältnisse rettet niemanden, wenn etwa die Regierungstruppen das Dorf von der Guerilla zurückerobern und Rache für den vermeintlichen „Verrat“ nehmen. „Hier muss man nicht sehr alt werden, um Tote zu betrauern“, kommentiert Emilios Vetter die tödliche Spirale aus Gewalt und Gegengewalt. Die Inszenierung versucht nicht, der grausamen Erwachsenenwelt eine heile kindliche Gegenwelt entgegenzustellen: Auch die Kinder haben die Bedrohung verinnerlich, wenn sie ein Minenfeld durchqueren, um einen abgelegenen See zu finden. Das Dorf mit seinen lebensgefährlichen Verstrickungen liegt inmitten einer beeindruckenden Gebirgslandschaft. Diese zeigt der Film gerne – mit der Botschaft, dass die Hölle auch ein Paradies sein kann. „Jardin de Amapolas“ verwendet keine sentimentalen Effekte, setzt vielmehr auf die beständige Steigerung der Spannungsmomente und eine elliptische Darstellung dramatischer Momente. Bei allen tragischen und dramatischen Szenen besitzt der Film auch leichte, humorvolle Passagen, was besonders den beiden Kinderdarstellern zu verdanken ist. Mutig ist zudem, den Film ohne falsches Happy End abzuschließen. Die glücklichen Momente erinnert Simón, als alles schon vorbei ist. Die kann ihm dann auch keiner mehr nehmen.
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