Familienfilm | Tschechien 2012 | 97 Minuten

Regie: Karel Janák

Ein auf Reisen reich gewordener Junggeselle kehrt in sein Bergdorf zurück. Um sich der vielen heiratswütigen Frauen zu erwehren, ersinnt er drei unerfüllbare Aufgaben, die seine künftige Braut lösen soll. Dabei verliebt er sich in ein unscheinbares Mädchen, das nach dem Tod seines Vaters unter dem hartherzigen Regiment der Stiefmutter zu leiden hat. Die tschechische (Fernseh-)Verfilmung einer russischen „Cinderella“-Variation wartet mit kindgerechtem Humor und kleineren magischen Effekten auf. Das mit viel Herz inszenierte Wintermärchen glänzt besonders durch die zwölf alten Herren, die auf einem Berg das Wetter bestimmen. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
DVANÁCT MESÍCKU
Produktionsland
Tschechien
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Ceská Televize
Regie
Karel Janák
Buch
Karel Janák · Jana Janíková
Kamera
Martin Preiss
Musik
Ondrej Brzobohatý
Schnitt
Martin Kirov
Darsteller
Marie Majkusová (Maruska) · Roman Vojtek (Karel) · Veronika Zilková (Macecha) · Jan Komínek (Nosek) · Ivana Korolová (Kveta)
Länge
97 Minuten
Kinostart
08.12.2016
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Familienfilm | Märchenfilm
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Tschechischer Märchenfilm über einen reichen Jüngling, der drei unerfüllbare Wünsche ausheckt, um sich der heiratswütigen Frauen seines Dorfes zu erwehren.

Diskussion
Eigentlich ist es in der Welt der Mythen und Märchen das Privileg des weiblichen Geschlechts, sich Verehrer mit unerfüllbaren Wünschen vom Leib zu halten. Odysseus’ Frau Penelope bestand auf dem Durchschießen der Öhren von 12 Äxten. In „Die Goldene Gans“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ lockt nach dem Erfüllen dreier Aufgaben die Königstochter als Lohn – oftmals versprochen vom Vater, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will: sein Königreich von Ungemach zu befreien und einen Thronnachfolger zu finden. Für Prinzen-Anwärterinnen gibt es statt der schwierigen Prüfungen oftmals magische Wünsche, die wie in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (fd 20 112) einer Vermählung aber eher zuarbeiten, als sie zu torpedieren. Die Anleihen bei der tschechisch-deutsche DEFA-Produktion aus dem Jahr 1973 wie auch bei dessen Vorbild, dem Grimmschen Märchen „Aschenputtel“, sind auch in „Die 12 Monate“ unübersehbar. Auch wenn es hier ein bürgerlicher „Traumprinz“ ist, der sich einer heiratswütigen Meute zu entziehen versucht. Schließlich will Karel, nachdem er von einer langen Weltreise mit viel Erfahrung und noch mehr Geld in sein kleines tschechisches Bergdorf zurückgekehrt ist, die neue Freiheit nicht gleich wieder aufgeben. Also folgt er der Idee seines kleinen Bruders: Karels Zukünftige soll ihm drei Wünsche erfüllen, die im tiefsten Winter schlichtweg nicht zu erfüllen sind. Nur wer ihm frische Veilchen, tiefrote Erdbeeren und einen erblühenden Apfelbaum präsentiere, darf an Karels Seite bleiben. Selbstredend rufen diese Wünsche eine junge Frau auf den Plan, die der Natur so liebevoll gegenübertritt, dass sie sich erweichen lässt. Marie heißt das herzensgute Mädchen, dem seine Stiefmutter und deren leibliche Tochter Flora übel mitspielen. Die Stiefschwester ist so eitel wie dumm, die Mutter so kratzbürstig wie gemein. Vor Karels Haus sind sie beim Schmeicheln und Werben aber ganz vorne mit dabei. Zuhause aber wird Marie mit der Drohung, sich ohne die erwünschten Gegenstände bloß nicht mehr blicken zu lassen, in die dunkle Kälte geschickt. Marie fügt sich und folgt wie „Alice im Wunderland“ einem schneeweißen Kaninchen, das sie aus einer Falle befreit hat. Zum Dank führt das magische Tier das Mädchen zu altehrwürdigen Herren, die auf einem Berg über das Jahresklima herrschen und bereit sind, der verzweifelten Marie zu helfen – mit viel Wettereinsatz und ein bisschen Liebeszauberei durch den bärtigen April, was in der Menschenwelt viel Chaos anrichtet. Ob man die Einführung eines reichen Junggesellen, den alle Frauen durch ihre Backkunst und ihre hochtoupierten Frisuren für sich zu gewinnen versuchen, nun als emanzipatorischen Rückschritt oder als erfrischende Umkehrung der Geschlechterrollen interpretieren muss? Zumindest findet sich der umworbene Junggeselle nicht im Originalmärchen von Samuil Jakowlewitsch Marschak. Das erzählte die Geschichte eines aufgrund seiner Schönheit geknechteten Mädchens, das aus purer Genusssucht und Bösartigkeit von seinen Angehörigen in die tödliche Kälte geschickt wird. Auch die 1956 entstandene Zeichentrickverfilmung von Iwan Iwanow-Wano federte den familieninternen Hass durch die Wünsche einer kindsköpfigen Königin ab. Den Kniff der von außen aufoktroyierten Zumutungen, der kindgerechte Humor und die grummelig-hilfsbereiten Wetter-Männer machen „Die 12 Monate“ hingegen auch für ein junges Publikum goutierbar. Dass die tschechische Fernsehproduktion dabei inszenatorisch weniger schweres Geschütz auffährt als moderne Filmmärchen um „Harry Potter“ & Co., könnte dafür verantwortlich sein, dass der Film von Karel Janák trotz des Kinderjury-Preises beim Filmfestival Schlingel im Jahr 2013 so lange gebraucht hat, bis seine mährischen Winterlandschaften auf der großen Leinwand erstrahlen. Allein dafür musste wegen mangelnden Schneefalls mehrere Winter lang gedreht werden. Doch auch wenn das Wetter dem Film weniger hold war, so schlägt sein Herz doch genauso bescheiden am rechten Fleck wie das von Marie.
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