Winnetou – Eine neue Welt

Abenteuer | Deutschland 2016 | 117 Minuten

Regie: Philipp Stölzl

Ein junger Ingenieur aus Sachsen arbeitet 1860 in Arizona für ein Eisenbahnunternehmen. Während er mit Intrigen, Geld- und Besitzgier sowie skrupellosen Indianerhassern konfrontiert wird, gerät er in Gefangenschaft der Apachen, lernt den Häuptlingssohn Winnetou und dessen Schwester kennen, verliert seinen Idealismus und wird zum Kämpfer gegen Ungerechtigkeit. Aufwändiger (Fernseh-)Abenteuerfilm nach Motiven der „Winnetou“-Romane von Karl May, mal (melo-)dramatisch, mal humorvoll, stets spannend und emotional. Glaubwürdig verbindet er schwelgerische Referenzen an die „Winnetou“-Filme der 1960er-Jahre mit der anti-kolonialistischen und anti-kapitalistischen Haltung der nicht minder klassischen DEFA-Indianerfilme; dabei bietet er keine kritische Revision des Stoffs, unterhält aber als selbstbewusste Hommage an die Wildwest-Romantik. Die Balance zwischen Auffrischung und Verbeugung vor den Vorbildern überzeugt auch in den Rolleninterpretationen. (Fortsetzungen: "Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee" und "Winnetou – Der letzte Kampf") - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Rat Pack Filmprod./Rialto Film/Tabbenocca/Mythos Film/Beta Film/RTVS Radio/Television Slowakei
Regie
Philipp Stölzl
Buch
Jan Berger
Kamera
Sten Mende
Musik
Heiko Maile · Martin Böttcher
Schnitt
Sven Budelmann
Darsteller
Wotan Wilke Möhring (Karl May/Old Shatterhand) · Nik Xhelilaj (Winnetou) · Iazua Larios (Nscho-tschi) · Milan Peschel (Sam Hawkens) · Henny Reents (Belle)
Länge
117 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Western
Externe Links
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Heimkino

Auf DVD und BD nur als Trilogie unter dem Titel "Winnetou - Der Mythos lebt" zusammen mit "Das Geheimnis vom Silbersee" und "Der letzte Kampf" erschienen. Die Extras der Box umfasssen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Darstellers Wotan Wilke Möhring (zu "Eine neue Welt" und "Der letzte Kampf"), ein Feature mit im Film so nicht verwendeten Szenen zu "Eine neue Welt" (7 Min.), "Das Geheimnis vom Silbersee" (13 Min.) und "Der letzte Kampf" (2 Min.) sowie die zweiteilige "Making of"-Dokumentation "Winnetou - Eine Legende wird zum Leben erweckt" (63 & 64 Min.).

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 1.78:1, dts-HD dt.)
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Es kann nur einen geben: Das dürfte die Meinung eingefleischter Fans sein, wenn es um den Häuptling der Apachen geht, der in den 1960er-Jahren dank der „Winnetou“-Filme und der Interpretation durch Pierre Brice zur popkulturellen Ikone aufstieg. Die Neubesetzung in Philipp Stölzls Dreiteiler, Nik Xhelilaj, hat deshalb keinen leichten Stand.

Diskussion
Es kann nur einen geben: Das dürfte die Meinung eingefleischter Fans sein, wenn es um den Häuptling der Apachen geht, der in den 1960er-Jahren dank der „Winnetou“-Filme und der Interpretation durch Pierre Brice zur popkulturellen Ikone aufstieg. Die Neubesetzung in Philipp Stölzls Dreiteiler, Nik Xhelilaj, hat deshalb keinen leichten Stand; sein Winnetou bleibt tatsächlich etwas blass, was nicht unbedingt daran liegt, dass der albanische Schauspieler jenseits schwindelerregend hoher Wangenknochen, Schmollmund und Waschbrettbauch nichts zu bieten hätte, sondern vor allem daran, dass Stölzl („Nordwand“, „Der Medicus“) und Drehbuchautor Jan Berger ihm wenig Spielraum für eigene Akzente geben; der Fokus liegt statt dessen auf Old Shatterhand (Wotan Wilke Möhring). Dass damit die Indianer einmal mehr zugunsten eines weißen Helden marginalisiert werden, kompensieren Buch und Regie, indem sie die anti-kolonialistische und anti-kapitalistische Message übernehmen, die einst das Konkurrenzunternehmen der DEFA-Indianerfilme verbreitete (entsprechend darf deren Star Gojko Mitić als Winnetous Vater auftreten) und sich dezidierter als die alten Winnetou-Filme mit der Vertreibung und Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner auseinandersetzen (die von Old Shatterhand explizit als „Völkermord“ angeprangert werden). Außerdem wird die Frauenfigur, Winnetous Schwester Nscho-tschi, aufgewertet und neben ihrem Vater und Bruder zur Führungspersönlichkeit des Stammes. Soweit, eine kritische Revision des Stoffs zu liefern, geht die Neuinterpretation freilich nicht. Vielmehr ist Stölzls Film eine selbstbewusste Hommage an die Wildwest-Romantik, was Zitate aus Martin Böttchers unsterblicher Winnetou-Musik ebenso bekräftigen wie diverse Cameo-Auftritte (u.a. von Mario Adorf und Marie Versini) und die einmal mehr in Kroatien gedrehten Landschaften als „jungfräulicher“ Naturraum, den es gegen den Zugriff der Industrialisierung zu schützen gilt. Eine Balance zwischen Auffrischung und Verbeugung vor den Vorbildern finden auch viele Rolleninterpretationen: Wotan Wilke Möhring als sympathisch unheroisches „Greenhorn“, Milan Peschel als Sam Hawkens mit dunklem Twist, Jürgen Vogel und Georg Friedrich als genüsslich überspitzte schurkische Schlägertypen, die einem irgendwie auch leidtun können, und Rainer Bock und Leslie Malton als zynisches Großbürger-Ehepaar im Dienste einer gierigen Eisenbahngesellschaft, die hinter höflicher Fassade die eigentlichen Bösewichter des Films sind.
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