Ambitionierter Dokumentarfilm, der über einen Zeitraum von zwei Jahren die Schicksale von sieben Migranten auf vier Kontinenten verfolgt, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen haben. Die Protagonisten und ihre Geschichten erscheinen nicht unbedingt repräsentativ für die weltweit Millionen von Flüchtlingen, zudem hält sich der Film mit politischen Analysen der Fluchthintergründe zurück. Indem er auch auf die stereotypen Bilder insbesondere der westlichen Medienrezeption des Flüchtlingsproblems verzichtet, macht er aber deutlich, dass dieses beileibe kein rein europäisches Phänomen ist.
- Ab 14.
Exodus - Der weite Weg
Dokumentarfilm | Brasilien/Deutschland 2016 | 105 Minuten
Regie: Hank Levine
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- EXODUS - WHERE I COME FROM IS DISAPPEARING
- Produktionsland
- Brasilien/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- O2 Filmes/Hank Levine Film/WDR/rbb/Claraluz Filmes/Globo Filmes/Globo News
- Regie
- Hank Levine
- Buch
- Hank Levine
- Kamera
- Yuri Salvador · Klaus Betzl
- Musik
- Hauschka
- Schnitt
- Katja Dringenberg
- Länge
- 105 Minuten
- Kinostart
- 29.03.2018
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Ambitionierter Dokumentarfilm, der über einen Zeitraum von zwei Jahren die Schicksale von sieben Migranten auf vier Kontinenten verfolgt.
Diskussion
Weltweit gelten derzeit mehr als 40 Millionen Menschen offiziell als Flüchtlinge. Exakte Daten sind schwer zu ermitteln. Das Flüchtlings-Hilfswerk der Vereinten Nationen schätzt ihre Zahl gar auf rund 200 Millionen. Und der Großteil dieser Migranten ist durchaus nicht unterwegs nach Europa oder gar Deutschland, wie xenophobe Panikmacher glauben zu machen versuchen.
Der Dokumentarfilm „Exodus – Der weite Weg“ begleitet über einen Zeitraum von zwei Jahren sieben Menschen auf vier Kontinenten, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen haben. So wie die junge Syrerin Dana, die in ihrem Land nicht mehr leben wollte, ihre Familie verließ und über die Türkei schließlich nach Sao Paulo gelangte. Auch den palästinensischen Studenten Nizar hat es nach Brasilien verschlagen, weil er wusste, dass Brasilien Flüchtlingen bei Arbeits- und Studienerlaubnissen weniger Steine in den Weg legt als europäische Staaten.
Von diesen Hemmnissen kann Bruno aus Togo ein Lied singen. Sieben Jahre hat er untätig in einem Wohnheim in Mecklenburg-Vorpommern verbracht, bevor er einen Job bei einem Hilfswerk annehmen durfte. Im Film streift er durch das inzwischen aufgegebene Heim, berichtet von den Schicksalen ehemaliger Mitbewohner und schildert die Tortur der erzwungenen Langeweile.
Tarcha, eine Frau aus der Westsahara, lebt seit Jahren in einem algerischen Lager und hat kaum noch Hoffnung, je wieder in ihre von Marokko annektierte Heimat zurückkehren zu können. Und dann ist da noch das Paar in Myanmar mit seinen Kindern, das als Angehörige einer Minderheit von der Armee aus seinem Dorf vertrieben wurde, sowie Napuli aus dem Südsudan, die inzwischen einen Deutschen geheiratet hat und sich in Berlin für Flüchtlinge engagiert.
In Parallelmontage verfolgt der Film die unterschiedlichen Schicksale seiner Protagonisten, die nur bedingt repräsentativ sein dürften. Zumindest nicht die Schicksale derjenigen, die sich ein Flugticket leisten konnten, um ihre Heimat zu verlassen. Überhaupt fehlt die gängige, westliche (Medien-)Perspektive hier nahezu gänzlich. Überfüllte Schlauchboote bekommt man so wenig zu sehen wie Flüchtlingstrecks zu Lande. Und von Schleusern und ihren Geschäften ist auch nicht die Rede. Die politisch-gesellschaftlichen Hintergründe der jeweiligen Fluchten werden meist lediglich in knappen Schrifttafeln erläutert.
Was der ambitionierte Film nicht leistet (und nicht leisten will), ist so etwas wie eine humanitäre und politische Analyse des Flüchtlingsproblems. Die Stärke der Dokumentation von Hank Levine, bislang vornehmlich als Produzent („City of God“ (fd 35 938)) hervorgetreten, liegt in erster Linie darin, ein paar Vertretern aus der heterogenen Masse der Migranten Gesichter und Geschichten zu geben und deutlich zu machen, dass die Probleme der Migration wahrlich kein rein europäisches Phänomen sind.
Kommentar verfassen