Lied der Ströme

Dokumentarfilm | DDR 1954 | 110 Minuten

Regie: Joris Ivens

Ein gleichnishaftes „Weltpanorama“ über das Leben von Arbeitern und Bauern rund um den Globus, deren Kämpfe und Hoffnungen sich symbolhaft in den Strömen Wolga, Jangtsekiang, Nil, Mississippi, Ganges und Amazonas spiegeln. Der siebte Strom ist die internationale Arbeiterbewegung, die sich im Kongress des Weltgewerkschaftsbundes 1953 in Wien manifestiert. Der poetische Dokumentarfilm stellt der Metaphorik einer in Blöcke gespaltenen Welt die Vision einer alle Grenzen überwindenden, „zusammenfließenden“ Menschheit entgegen. An dem zum DEFA-Prestigeprojekt erhobenen Mammut-Projekt waren neben Kameraleuten aus über 30 Ländern auch Bertolt Brecht als Textautor sowie die Sänger Ernst Busch und Paul Robeson beteiligt. Ein pathetisch-propagandistischer Kommentar zur Musik von Dimitri Schostakowitsch, voller großer Hoffnungen, Visionen und Bilder, der im historischen Rückblick auch zum Sinnbild für das parteiergreifende Schaffen des Dokumentaristen Joris Ivens wird. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
DDR
Produktionsjahr
1954
Produktionsfirma
DEFA
Regie
Joris Ivens
Buch
Vladimir Pozner
Kamera
Erich Nitzschmann
Musik
Dmitri Schostakowitsch
Schnitt
Ella Ensink · Traute Wischnewski
Länge
110 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Arbeiterfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
absolut (FF, Mono dt.)
DVD kaufen

Die Welt war Bewegung, Film war Bewegung: So revolutionär und schnell, wie die Avantgardisten es wollten, schien er vorwärtszutreiben – und hielt gleichzeitig die Poesie des Augenblicks fest. Im Jahr 1928 drehte der holländische Dokumentarfilm-Pionier Joris Ivens »Die Brücke«, 14 Minuten lang. Es war nicht sein erster Film, wohl aber der erste, der keine Fingerübung mehr war: ein Loblied auf die Moderne, die Industrialisierung, ihre Architektur, ihr Tempo.

Diskussion
Die Welt war Bewegung, Film war Bewegung: So revolutionär und schnell, wie die Avantgardisten es wollten, schien er vorwärtszutreiben – und hielt gleichzeitig die Poesie des Augenblicks fest. Im Jahr 1928 drehte der holländische Dokumentarfilm-Pionier Joris Ivens »Die Brücke«, 14 Minuten lang. Es war nicht sein erster Film, wohl aber der erste, der keine Fingerübung mehr war: ein Loblied auf die Moderne, die Industrialisierung, ihre Architektur, ihr Tempo. »Durch den Film habe ich gelernt, dass Filmen eine direkte körperliche Erfahrung ist: Wenn man einen Fluss filmen möchte, muss man mit der Kamera hineingehen.« Politischer als der Kommunist Ivens konnte ein Filmemacher kaum sein. Er war Herr der Metaphern und Chronist der Utopien des 20. Jahrhunderts. Vereinnahmen ließ er sich nicht. Er lebte in Moskau und den USA (ab 1956 dann in Paris), drehte zwischen 1945 und 1956 Filme für verschiedene osteuropäische Staaten, viele davon für die DEFA. Hier wie dort eckte er massiv an. Schon vor einigen Jahren erschien beim Label absolutMedien die DVD-Edition »Joris Ivens – Weltenfilmer« (vgl. FILMDIENST 23/2009), die einen unschätzbaren Überblick über sein Schaffen von 1912 bis 1988 gibt. Die DEFA-Filme fehlten darin. Seit Sommer 2015 ist nun aber zumindest das monumentale Arbeiterepos »Lied der Ströme« (1954) veröffentlicht, über das Hans Helmut Prinzler 1980 noch schrieb, es sei ein »schlechter Dokumentarfilm«, der sich so »in den Dienst einer Sache« stelle, »dass einem Zweifel an der Sache kommen können«. Aus dem Rückblick allerdings wird »Lied der Ströme« zum spannenden historischen Dokument (gleichwohl hätte es einer etwas differenzierteren Einordnung im Booklet bedurft): ein Mammut-Projekt mit Musik von Dmitri Schosta­kowitsch und einem Lied von Bertolt Brecht, ein pathetisch-propagandistischer Kommentar, große Hoffnungen, Visionen und große Bilder von den sechs Strömen Ganges, Jangtse, Mississippi, Nil, Amazonas und Wolga. Der siebte Strom ist die internationale Arbeiterbewegung, die sich hier im Kongress des Weltgewerkschaftsbundes in Wien manifestiert. Politik und Poesie schlossen sich in Ivens’ Werk nie aus, waren vielmehr nicht zu trennen: »Man sagt mir manchmal, dass ich zwei verschiedene Arten Filme mache: lyrische und politische. Ich protestiere gegen diese Wahnidee.«
Kommentar verfassen

Kommentieren