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Drama | Deutschland 2021 | 89 Minuten

Regie: Felix Karolus

Die Ehefrau eines berühmten Dirigenten hat ihrem Mann zuliebe die eigene Karriere als Konzertpianistin aufgegeben. Als beide nach einem langen Nomadenleben in ausländischen Metropolen zurück nach München ziehen, erhofft sie sich einen Neuanfang. Doch ein anklagender Brief ihrer erwachsenen Tochter und die Begegnung mit einem freundlichen, lebensklugen Witwer veranlassen sie, ihr Leben zu hinterfragen. Ein leises, unspektakuläres und sensibel erzähltes Drama, das vor allem durch die Leistungen der drei Hauptdarsteller, aber auch durch präzise Dialoge und die beiden gegensätzlichen, sorgfältig gezeichneten Milieus besticht. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Bavaria Fiction/ZDF/arte
Regie
Felix Karolus
Buch
Florian Iwersen · Felix Karolus
Kamera
Wolfgang Aichholzer
Musik
Renzo Vitale
Schnitt
Gerald Slovak
Darsteller
Senta Berger (Charlotte Kler) · Peter Simonischek (Walter Kler) · Thomas Thieme (Martin Scherer) · Antje Traue (Viola Frankenberg) · Marlene Morreis (Grit Scherer)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
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IMDb | TMDB

Leises Drama um die Frau eines berühmten Dirigenten, die nach einem langen Nomadendasein ihr Leben im Schatten ihres Mannes zu hinterfragen beginnt.

Diskussion

Eigentlich hatte es ein Neuanfang werden sollen. Nach einem Nomadenleben in ausländischen Metropolen kehren Charlotte Kler (Senta Berger) und ihr Mann Walter (Peter Simonischek), ein international anerkannter Dirigent, nach München zurück. Hier hat Walter, quasi als letzte berufliche Station, die Leitung des Konzerthauses übernommen. Denn Charlotte wünscht sich schon lange ein ruhiges Zuhause und freut sich auf mehr Kontakt zu ihrer erwachsenen Tochter Viola.

Doch als sie abends in die Villa kommt, stapeln sich die vollen Umzugskartons an den Zimmerwänden. Walter hat sich um nichts gekümmert; mit der auferlegten Sesshaftigkeit mag er sich nicht anfreunden. Im Gegenteil: Ihn hat schon ein neuer Ruf ereilt, an die „Met“ in New York. Seiner Frau hat er davon allerdings noch nichts erzählt.

Als sie es zufällig erfährt, ist sie zutiefst enttäuscht. Immerhin hatte sie ihre eigene Karriere als Konzertpianistin zugunsten ihres Mannes schon vor Jahren aufgegeben. Plötzlich klingelt ein älterer Herr (Thomas Thieme) an ihrer Tür, in der Hand einen grünen Eimer. Der Fremde stellt sich als Martin Scherer vor und fragt, ob er aus dem Garten der Klers für das Grab seiner kürzlich gestorbenen Frau ein wenig Erde entnehmen dürfe; sie sei in dieser Villa aufgewachsen. Anschließend hilft der pensionierte Bademeister aus dem Osten beim Auspacken der Kartons. Langsam lernen sie sich kennen. Walter reagiert mit hinterhältiger Eifersucht.

Leises Drama in genau getroffenen Milieus

Regisseur Felix Karolus hat die Geschichte einer späten Romanze bereits 2019 in seinem elfminütigen Kurzfilm „Menuett“ erzählt, schon damals mit Senta Berger und Thomas Thieme. Jetzt machte er daraus ein leises, unspektakuläres und sensibel erzähltes Drama, das in ruhigen Kameraeinstellungen und sorgfältig komponierten Bildern zwei gegensätzliche, vom Szenenbild genau verortete Milieus schildert. Sein Film besticht dabei vor allem durch seine Darsteller.

Senta Berger ist großartig als etwas weltfremde Angehörige der bildungsbürgerlichen Oberschicht, die durch den Beruf ihres Mannes keine finanzielle Not leidet. Auf Situationen, die sie unvorbereitet treffen, reagiert sie irritiert, zögerlich, nach Worten suchend. Sie ist eine Frau, die sich ganz über ihren Mann definiert, bei geselligen Zusammenkünften sitzt sie nur still am Tisch.

Peter Simonischek spielt hingegen den Maestro großspurig als extrovertierten Macher, dem beruflich niemand das Wasser reichen kann. Für die Probleme des Alltags bringt er kein Interesse auf. Seiner Frau begegnet er häufig lieb- und verständnislos; ihm geht es nur um seine Kunst und neue Herausforderungen.

Ein Brief der Tochter

Für zusätzliche Spannung sorgen die in einem Brief festgehaltenen Vorwürfe Violas, die als Kind von ihren Eltern in ein Internat gesteckt worden war und sich seitdem vernachlässigt fühlt. Durch die Figur des einfachen Witwers Scherer kommt sehr viel Bodenständigkeit in den Film. Der von Thomas Thieme sehr zurückgenommen verkörperte Mann ist von allen Figuren am lebensklügsten und einfühlsamsten. Zu den schönen Ideen zählt, dass auch er, in einer dramaturgisch geschickten Doppelung der Konfliktsituation, zu seiner erwachsenen Tochter ein kompliziertes Verhältnis hat. Seit dem Tod seiner Frau umsorgt sie ihn viel zu sehr, kauft sogar für ihn ein. Beide haben ihre Trauer noch nicht aufgearbeitet, sie müssen darüber sprechen.

Genau darum geht es hier: um das Miteinander, um aufrichtige Aussprache, um das gemeinsame Lösen von Problemen. Den präzisen Dialogen kommt darum eine große Bedeutung zu. In einer zentralen, emblematischen Szene erzählt Charlotte ihrem Mann am Telefon von einem afrikanischen Stamm, der einen Mann dadurch bestraft hätte, dass die anderen ihn nicht mehr gegrüßten. Die grausamste Strafe überhaupt, weil der Gruß auf Deutsch „Ich sehe dich!“ lauten würde. Charlotte will sichtbar sein und wahrgenommen zu werden. Auch dafür findet der Film am Schluss eine schöne Lösung.

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