Film Inspirationen

In unseren Händen

Wer gestaltet die Welt? Die Mächtigen oder doch die Verbraucher und Konsumenten? Jugendliche machen oft vor, wie man sich die Teilhabe an der Welt zurückholt.

Wer gestaltet die Welt? Nur die wenigen an den Schalthebeln der Macht? Oder nicht doch wir Wähler, Verbraucher und Konsumenten? Mit der „Fridays for Future“-Bewegung haben auch Kinder und Jugendliche begonnen, eigene Themen zu setzen und sich öffentlich zu artikulieren. Mit ihnen kam ein frischer Wind in die Politik. Eine Weile sah es so aus, als ob ihre Initiative die Forderung nach Teilhabe mit neuem Leben erfüllen würde.

Das spiegelt sich auch in einer Reihe von Filmen, zumeist dokumentarische Arbeiten, die Jugendliche in den Mittelpunkt stellen, weil sie etwas bewegen wollen und sich einmischen. Besonders spannend daran ist, dass diese Filme nicht nur informieren, sondern auch inspirieren und selbst etwas in Bewegung bringen wollen. Sie porträtieren junge Menschen, die mutig ihren eigenen Weg gehen und etwas wagen. Das steckt an und ist bitter nötig, wenn Kriege und Populismus demokratische Werte herausfordern.

Kanada 2020 | R: Slater Jewell-Kemker

Youth Unstoppable - Der Aufstieg der globalen Jugend-Klimabewegung

Facettenreiche Langzeitbeobachtung der kanadischen Umweltaktivistin Slater Jewell-Kemker über die Entstehung der globalen Jugendklimabewegung. Seit 2008 filmt die junge Regisseurin ihre Erlebnisse auf UN-Klimagipfeln, führt Interviews und dokumentiert Aktionen Gleichgesinnter. Kombiniert mit Reise-Eindrücken und Stationen ihrer persönlichen Entwicklung entsteht daraus eine einzigartige Chronik des Kampfs um die Erhaltung der Umwelt, wobei der radikal subjektive Ansatz ein Höchstmaß an Authentizität gewährleistet und viele Denkanstöße liefert. - Sehenswert ab 10.
Zur Filmkritik

Deutschland 2010 | R: Antje Starost

7 oder Warum ich auf der Welt bin

Der Dokumentarfilm versammelt in thematisch strukturierten Parallelmontagen Interviews mit Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 13 Jahren, die in verschiedenen Weltteilen aufwachsen. Diese sprechen ebenso erfrischend wie aufschlussreich über sich, ihre Verhältnisse und ihre Träume. Dank der Kamera, die die Kinder beim Streifen durch ihre Lebenswelt begleitet, überzeugt der Film auch visuell, wobei er bei aller Schlichtheit vom Elan und Witz seiner Protagonisten lebt, während sich die Filmemacher selbst sehr zurücknehmen. - Ab 6.

Zur Filmkritik

Deutschland 2016 | R: Sigrid Klausmann

Nicht ohne uns!

16 Kinder aus 15 Ländern rund um den Globus erzählen aus ihrem Leben, über ihre Beziehungen zu Eltern und Geschwistern, ihre Angst vor Gewalt und Krieg, aber auch über Erfahrungen mit Krankheit und Behinderung. Ihr morgendlicher Weg zur Schule gibt die filmische Struktur vor. Trotz der immensen sozialen, geografischen und wirtschaftlichen Unterschiede überrascht die große Gemeinsamkeit ihrer Wünsche und Träume, Hoffnungen und Befürchtungen. Auch wenn die individuelle Vertiefung der Einzelporträts zwangsläufig etwas in den Hintergrund gerät, beeindruckt die weltumgreifende Sorge um den Planeten und die Sehnsucht nach Sicherheit, Frieden, Freundschaft und Glück. - Sehenswert ab 10.
Zur Filmkritik

Deutschland 2019 | R: Reetta Huhtanen

Die Götter von Molenbeek

Die Kinder Aatos und Amine sowie ihre Freundin Flo wachsen im Brüsseler Stadtteil Molenbeek auf, wo sie spielerisch mit dem Nebeneinander von Sprachen, Kulturen und Religionen umgehen. Die Unterschiede der religiösen Riten und Gottesbilder zwischen Islam, christlichen Konfessionen und nordischen Vorstellungen reizen insbesondere die beiden Jungen. Der Dokumentarfilm taucht schwerelos und stets auf Tuchfühlung in diese kindliche Fantasiewelt ein, in die durch die IS-Anschläge vom März 2016 auch verstörende Nachrichten von Gewalt und Tod dringen. Stärker inszenierte Momente dienen dazu, die Lebenswelt der Kinder plastisch erfahrbar zu machen. - Sehenswert ab 12.
Zur Filmkritik

Frankreich 2019 | R: Gilles de Maistre

Morgen gehört uns

Sieben Kinder aus Peru, Frankreich, Guinea, Indien und Bolivien setzen sich nachdrücklich für Umweltschutz, Obdachlose und Straßenkinder ein und wenden sich gegen Kinderehen und Ausbeutung. Indem sie teils mit Hilfe ihrer Eltern und mit alterstypischer Spontaneität klein und konkret beginnen, die Welt zu verändern, werden sie zu Vorbildern – für Jung und Alt. Engagierter Dokumentarfilm, der hingebungsvoll den Mut und die Beharrlichkeit der jungen Protagonisten schildert, gegen Missstände aufzustehen und ihre Rechte geltend zu machen. Indem der Film Probleme und Widerstände weitgehend ausblendet, driftet er allerdings bisweilen in Gefilde pathetischer Glorifizierung ab. - Ab 8.
Zur Filmkritik

Schweden 2020 | R: Nathan Grossman

I Am Greta

Die junge schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg will den Raubbau an der Natur nicht mehr hinnehmen und sagt trägen Politikern den Kampf an. Der Dokumentarfilm begleitet sie bei öffentlichen Auftritten und zeigt private Aufnahmen des perfektionistischen Mädchens mit Asperger-Syndrom. Mit scheinbar intimen Momenten und einer Ästhetik der Nähe vermittelt der Film eine Innenperspektive, die jedoch selten über Allgemeinplätze hinausreicht. Die Protagonistin bleibt letztlich ungreifbar und der Film in seiner Haltung teilweise zu naiv. - Ab 12.
Zur Filmkritik

Deutschland 2019 | R: Katja Benrath | Mit: Luna Marie Maxeiner

Rocca verändert die Welt

Eine aufgeweckte Elfjährige meistert problemlos ein Leben auch ohne Erwachsene, als ihr alleinerziehender Vater als Astronaut ins All fliegt und ihre Oma nach einem Unfall ins Krankenhaus kommt. In der neuen Schule fasst sie mit ihrer direkten Art rasch Fuß und schafft es in kurzer Zeit, dass die Außenseiter in ihrer Klasse Anschluss an die Gemeinschaft finden. Teils komisches, teils anrührendes Plädoyer für die Unterstützung aller Unterdrückten, das sich bis hart an der Grenze zum Plagiat bei Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“-Figur bedient. Dank einer talentierten Darstellerin und gelungenem Wortwitz geht das Kalkül aber dennoch weitgehend auf. - Ab 8.
Zur Filmkritik

Deutschland 2020 | R: Christian Theede | Mit: Emilia Flint

Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee

Im zweiten „Pfefferkörner“-Kinofilm suchen die Hamburger Jungdetektive nach einer entführten Biologin und ermitteln gegen einen Recycling-Unternehmer, der Plastikmüll ins Meer kippt. Die spannende Kombination aus Kinderkrimi und Abenteuerfilm kombiniert auf gefällige Weise Verfolgungsjagden, Recherchen, Rettungsaktionen und eine Prise Humor, zeigt aber auch, wie wichtig echter Teamgeist ist. Im Windschatten jugendorganisierter Umweltbewegungen kritisiert der Film zugleich die Vermüllung der Ozeane, zeigt mit einer cleveren Erfindung aber auch mögliche Lösungswege auf. - Ab 10.
Zur Filmkritik

Deutschland 2018 | R: Martin Tischner

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten

Das als Checker Tobi bekannte KiKA-Fernsehmoderator Tobi Krell reist um die halbe Erde, weil der das Geheimnis des Planeten ergründen will. Dabei findet er nicht nur Antworten auf Fragen nach speienden Vulkanen, seltsamen Unterwasserwesen oder das ewige Eis, sondern wirbt überzeugend für einen sorgsameren Umgang mit der Erde. Der auf liebenswerte Weise altmodische Dokumentarfilm punktet vor allem visuell mit bestechenden Aufnahmen, lässt den Bildern aber kaum Raum zum Atmen. Ungezwungene Unterhaltung und der Wunsch, Wissen zu vermitteln, halten sich dennoch die Waage. - Ab 8.

Zur Filmkritik

Deutschland 2021 | R: Franz Böhm

Dear Future Children

Drei junge Frauen aus Chile, Uganda und Hongkong kämpfen mit großem Einsatz und durchaus wehrhaft für Demokratie und Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt. Der Film heftet sich an ihre Fersen und stürzt sich mit ihnen mitten in Demonstrationen und andere Aktionen. Jenseits von Sensationshascherei und Agitation finden die aufwühlenden Porträts eine authentische Ebene, die das Engagement der drei Frauen begreiflich macht, ohne sie zu heroisieren. - Ab 14.
Zur Filmkritik