Filmgeschichte

Nach dem Alten. Jenseits des Neuen

Von Ralph Eue

Braune Schatten

Kurz vor der Berlinale 2020 deckten Nachforschungen eines Hobby-Historikers und ein „Zeit“-Artikel die NS-Vergangenheit des ersten Berlinale-Direktors Alfred Bauer (1911-1986) auf. Nun ist eine von der Berlinale in Auftrag gegebene Studie erschienen, die Details über Bauers Verstrickung in die Nazi-Verbrechen liefert und die gesellschaftlichen Umstände beleuchtet, die ihm halfen, seine Vergangenheit zu vertuschen. Doch andere Fragen bleiben offen.

Von Christian Hißnauer

Die Stille möglicherweise: Was ist das „Original“ bei Robert Bresson?

Der französische Filmemacher Robert Bresson war mit seinen asketischen, von seinem katholischen Glauben geprägten Werken ein Einzelgänger des Kinos. Noch immer herrschen in Publikationen und bei Retrospektiven eher einseitige Deutungen Bressons vor. Das ist schon deshalb verwunderlich, weil gerade bei seinen frühen Filmen oft zahlreiche, sich voneinander unterscheidende Fassungen existieren. Das erschwert die Rezeption, bietet aber auch sehr verlockende Ansatzpunkte.

Von Josef Nagel

Bela Lugosi - Schreckgestalt in der Sackgasse

Seine Verkörperung von Dracula ist ikonisch. Das Leben des aus Ungarn stammenden Hollywood-Stars Bela Lugosi (1882-1956) nahm auf dem Höhepunkt seiner Karriere jedoch eine tragische Wende. Eine Graphic Novel von Koren Shadmi zeichnet das Leben des Mimen in stilisierten Schwarz-weiß-Zeichnungen nach.

Von Christian Meyer-Pröpstl

Skizzen aus der Zauberwelt - Werner Herzog

Am 5. September 2022 wird der deutsche Filmemacher Werner Herzog 80 Jahre alt. Das war für ihn Anlass, autobiografische Skizzen zusammenzutragen, die nun als Erinnerungsbuch „Jeder für sich und Gott gegen alle“ erschienen sind. Statt eine große Bilanz zu ziehen, widmet sich Werner Herzog bekannten und weniger bekannten Episoden seines Lebens und Werks, Vorbildern und Wegbegleitern, wobei ihn insbesondere unfertige Projekte umtreiben. So ergeben sich auch für eingefleischte Herzog-Kenner immer wieder überraschende Lese-Enthüllungen.

Von Josef Schnelle

Imitation des Lebens: Douglas Sirk und das ironisierte Melodram

Der Filmwissenschaftler Thomas Brandlmeier hat aus seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Regisseur Douglas Sirk eine eingehende, sehr lesenswerte Monografie destilliert. Sämtliche Filme des Melodram-Spezialisten werden darin beleuchtet, wiederkehrende Motive offengelegt und Sirks Kunst der Ironie gefeiert, sodass hinter seinen künstlerischen Arrangements die Abgründe aufscheinen.

Von Jens Hinrichsen

Der Tod kommt in die Stadt

Am 4. März 1922 wurde Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ uraufgeführt, die erste Verfilmung von Bram Stokers "Dracula". In dem Stummfilm-Klassiker verkörpert der Vampir die Allmacht des Todes. Murnaus traumatische Kriegserlebnisse gingen ebenso in den Film ein wie das Massensterben an der Spanischen Grippe. Nach zwei Jahren Covid-Pandemie und ausgerechnet am Beginn eines neuen Kriegs in Europa feiert der Horrorfilm sein 100. Jubiläum.

Von Jens Hinrichsen

Lustige Ladys: „No Angels“: Die „Berlinale“-Retro 2022

In den 1930ern verkörperten Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard im Komödienfach sehr unterschiedliche Frauentypen – West als provokative Sexbombe, Russell als kompetentes Working Girl und Lombard als unkonventionell-bezauberndes Temperamentsbündel. Dabei fand jede auf ihre Weise Wege, Widerstand gegen hergebrachte Genderbilder zu leisten. Eigentlich sollte die „Berlinale“-Retrospektive bereits 2021 die drei Diven hochleben lassen; wegen der Corona-Turbulenzen wurde dies auf die Ausgabe 2022 verschoben, die am 10. Februar beginnt.

Von Jens Hinrichsen

Bergmans Titanenkämpfe

Mit seinen Filmen hat Ingmar Bergman Kinogeschichte geschrieben – immer stand die menschliche Psyche, die Sinnsuche seiner Charaktere im Mittelpunkt. Neu übersetzte Arbeitstagebücher geben jetzt Einblicke in die Arbeitsweise des Schweden, die von seinen eigenen Hoch- und Tiefstimmungen nicht zu trennen war.

Von Alexandra Wach