Dokumentarfilm | Spanien 2013 | 112 Minuten

Regie: Juan Manuel Cotelo

Ein Agent Luzifers reist um die Welt, um Informationen über Menschen zu sammeln, die durch die Begegnung mit der Gottesmutter Maria zum Glauben gefunden haben. Der spanische Dokumentarfilmer Juan Manuel Cotelo schlüpft dabei selbst in die Rolle des „Advocatus diaboli“, der im Wallfahrtsort Medjugorje schließlich bekehrt wird. Sein naiver religiöser Propagandafilm nutzt den parodistischen Rahmen einer Agenten-Story, um biblische Heilsgeschichte und dokumentarische Interviews miteinander zu verbinden, wobei er durch die vielen Ebenen, Personen und Orte immerhin recht kurzweilig gerät. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MARY'S LAND - TIERRA DE MARÍA
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Infinito+1
Regie
Juan Manuel Cotelo
Buch
Juan Manuel Cotelo · Alexis Martínez
Kamera
Alexis Martínez
Schnitt
Alexis Martínez
Länge
112 Minuten
Kinostart
19.01.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Agent des Teufels spürt Marienerscheinungen nach und wird bekehrt

Diskussion
Es beginnt wie bei James Bond. In einer Kirche in Valencia treffen sich die Chefin und ihr Agent Juan Cotelo. Sie erzählt ihm von einer seltsamen sozialen Bewegung, deren Mitglieder Vater, Sohn und Mutter verehren und an ein Leben nach dem Tode glauben. Ihre Weltanschauung ist in einem dicken Dossier festhalten, doch Cotelo erhält eine filmische Kurzfassung. Gottvater hat die Welt erschaffen, aber seine besondere Liebe gilt seiner letzten Schöpfung: dem Menschen. Das lässt den Engel Luzifer eifersüchtig werden, weshalb er Adam und Eva in Versuchung führt. Die missbrauchen ihre Freiheit und verspeisen die Khaki-Frucht. Damit ist es mit dem Paradies vorbei, aus Luzifer wird Satan und kämpft mit Gott um die Seelen der Menschen. Aus Liebe wird Gott schließlich selbst zum Menschen, wird von Maria (Elena Sánchez) geboren und stirbt am Kreuz. Seitdem tritt die Muttergottes als Fürsprecherin der sündigen Menschen bei Gottvater ein. Cotelo soll als „Advocatus diaboli“ mehr über die Gruppe in Erfahrung bringen. In London trifft er John Rick Miller, der einst ein erfolgreicher Manager war, jetzt aber als „Botschafter Gottes“ unterwegs ist. Ihm ist im bosnischen Medjugorje die Jungfrau erschienen. Sie, so Miller, sei die wahre Anwältin, Gottes Advokatin. In Bogota begegnet Cotelo dem ehemaligen Topmodell Amada Rosa Pérez. Sie besaß eine Traumkarriere, war reich, aber nicht glücklich, wurde schwanger, trieb das Kind ab und fiel in eine tiefe Depression. Da hörte sie die Stimme der Muttergottes: „Bete mein Kind, das kann man nie genug tun...“ Jetzt, so Amanda Rosa Pérez, sei der Rosenkranz ihre Peitsche, mit der sie den Teufel vertreibe. Aber gilt die Liebe der Muttergottes auch den Armen und denen, die in der Hölle leben? Im mexikanischen Guadalajara besucht Cotelo den Krankenpfleger Salvador Iñiguez, der Prostituierten Rosenkränze und Marienbilder schenkt, da auch sie die Liebe der Muttergottes erleben. Der Priester Francisco Verar kümmert sich mit seinem Sozialprojekt „Aldea Maria“ ebenfalls um Kinder und Jugendliche, die Missbrauch und Prostitution erlebten. In Washington schließlich trifft Cotelo den Arzt John Bruchalski. Er war für Abtreibungen verantwortlich, bis ihn die Stimme Mariens auf den rechten Weg brachte. Heute betreibt er gemeinsam mit seiner Frau eine Geburtsklinik. Er empfiehlt Cotelo eine Wallfahrt nach Medjugorje. Vorher besucht der Teufelsadvokat in Las Vegas eine an Multiple Sklerose erkrankte Sängerin, die trotzdem den Berg Krizevac oberhalb von Medjugorje bestiegen hat: „Hören Sie auf zu kämpfen und alles allein lösen zu wollen, als gäbe es keinen Gott“, rät sie Cotelo. In Medjugorje, dem unscheinbaren Ort im Süden von Bosnien-Herzegowina, erfüllt sich dann Cotelos Mission. Ein Ort der Wunderheilungen und der spirituellen Erweckungserlebnisse, zwischen Tausenden von Pilgern und Gläubigen, welche die Mutter Gottes täglich sehen. „Mary’s Land“ erzählt die Geschichte der Liebe Gottes und die Geschichte eines Saulus, der zum Paulus wird. Der spanische Regisseur Juan Manuel Cotelo spielt selbst die Hauptrolle. Als narrativer Rahmen dient ein allerdings eher parodistisch gehaltener Agententhriller. Es folgt die Nachinszenierung der biblischen Geschichte, die etwas plakativ geraten ist. Während man ständig das schöne Gesicht Marias sieht und auch das von Jesus, verbirgt Gott sein Gesicht hinter halblangen Haaren, wobei nicht so klar ist, ob das eher dem alttestamentarischem Bildverbot gehorcht oder einem Regiefehler entspricht. Die dritte Ebene des Films ist dokumentarisch. In den Interviews geben reale Personen ihre Erfahrungen wieder, auch wenn die Statements in die Fiktion einer „diabolischen“ Untersuchung eingebettet sind. Als visuelle Leitmotive dienen die Muttergottes und der Wallfahrtsort Medjugorje. Es geht um die Befreiung des Individuums durch die göttliche Liebe, seine Rückkehr zum Vater und zur Mutter. Cotelo streift allerdings auch kurz die dunklen Seiten der katholischen Kirche, vom pädophilen Priester bis zur korrupten Amtskirche. „Mary’s Land“ ist ein religiöser Propagandafilm, inhaltlich sehr redundant, aber durch die Vielzahl der Ebenen, Figuren und Handlungsorte auch sehr kurzweilig.
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