Über „The Zone of Interest" von Jonathan Glazer

Das Verschwinden von Auschwitz

Der Film „The Zone of Interest“ reiht sich in die Versuche ein, den Holocaust mit den Mitteln des Kinos zu vergegenwärtigen. Bei aller ästhetischen Eigensinnigkeit solcher Fiktionalisierungen erliegt allerdings auch „The Zone of Interest“ dem Dilemma einer solchen Beschäftigung mit den NS-Gräueln: an sie zu erinnern, ohne ihrer sinnlich habhaft werden zu können oder gar zu wollen. Sie befördern eine Illusionskultur, die das Verstehen verhindert und sich nur noch Abstraktes vorstellen kann.

Von Patrick Holzapfel

Cannes 2024 - Das Programm

Der 85-jährige Francis Ford Coppola hat es nach Jahrzehnten wieder in den Wettbewerb von Cannes geschafft, wo er sein Langzeitprojekt „Megalopolis“ vorstellt. Daneben präsentiert das Filmfestival in seiner 77. Ausgabe (15.-24.5.2024) neue Werke von Yorgos Lanthimos, Jacques Audiard, David Cronenberg, Andrea Arnold und Kevin Costner. Es dominieren englischsprachige und französische Arbeiten, für Filme aus Deutschland und Österreich ist auch dieses Jahr wieder kein Platz.

Von Jörg Taszman

Disziplin & Kontrolle (III): „The Killing“ von Stanley Kubrick

Der dritte Beitrag zum Blog „Disziplin & Kontrolle“ über die Wandlungen des Heist-Movie-Genres nimmt sich Stanley Kubricks „The Killing“ (1956) vor. Dessen Schilderung eines perfekt geplanten Geldraubs, bei dem jedes erzählerische Detail von Bedeutung für die Gesamtkonstruktion ist, zeugt nicht nur von Perfektionismus des jungen Regisseurs, es verweist auch auf die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Entwicklungen seit den 1910er-Jahren. Eine Deutung des Films im Zusammenhang mit den industriellen Produktionsbedingungen im Sinne von Henry Ford.

Von Leo Geisler

Filmkultur News

#ichsehewas - Durch dick und dünn

Freunde zu finden und Freundschaften zu schließen, zählt zu den wichtigsten Aufgaben im Leben. In der Kindheit fällt das den meisten leicht, später wird es schwieriger. Doch auch in jungen Jahren purzeln Beziehungen nicht einfach vom Himmel, sondern entwickeln sich aus gemeinsamen Erfahrungen und Abenteuern. In Kinderfilmen kann man das besonders gut beobachten, aber auch nachvollziehen, was enge Beziehungen heute prägt und herausfordert.

SKS-Blog „Disziplin & Kontrolle (II)“: Asphalt Dschungel

In zweiten Beitrag zum Blog „Disziplin & Kontrolle“ über die Wandlungen des Heist-Movie-Genres geht es um „Asphalt Dschungel“ (1950) von John Huston, der als Urtypus dieser Filmgattung gilt. Als Weiterentwicklung des amerikanischen Gangsterfilms führt er die Gruppe von individuellen Spezialisten ein, die einen gewagten Raub planen, und zeigt ihren zwischenzeitlichen Erfolg wie ihr Scheitern. Ein Film, dessen Stimmung sich ganz aus den Bedingungen der US-amerikanischen Nachkriegszeit speist.

Von Leo Geisler

Für eine sonnige Zukunft - Der Boom des Kinos in Italien

In Deutschland haben die Folgen der Corona-Zeit die ohnehin schwierige Lage für Kinofilme noch einmal verschärft. Ganz anders in Italien: Dort kommt es seit einem Jahr zu einem regelrechten Kino-Boom. Dafür ist nicht nur der sensationelle Erfolg der Tragikomödie „Morgen ist auch noch ein Tag“ verantwortlich. Italienische Filme machten 2023 im eigenen Land insgesamt einen Marktanteil von 26 Prozent aus. Die Gründe dafür sind vielfältig, könnten in Deutschland aber durchaus als Vorbild dienen.

Von Jörg Taszman

Was ist heroisch?

Wo moralische Gewissheiten ins Wanken geraten und simple Gut-Böse-Zuschreibungen nicht genügen, kommen auch Heldenbilder ins Wanken. Im Kino gibt es schon lange neben den strahlenden Helden die sogenannten „Antihelden“, die Wertvorstellungen in Frage stellen und heroischen Idealen menschliche Brechungen entgegenhalten. Wo kommt dieser Figurentyp her? Bei Martin Scorseses Filmen, nicht zuletzt seinem Passionsfilm „Die letzte Versuchung Christi“, ließe sich ansetzen, um sich dann in die Gegenwart vorzuarbeiten.

Von Thomas Klein

Neue Geschichten für eine neue Zeit

Die Klimakrise betrifft uns alle, auch die Filmbranche. Wer in Deutschland Filmförderung bekommen will, muss seit Sommer 2023 ökologische Standards einhalten. Wie „grün“ ist es aber um die Inhalte bestellt, die Filme uns vermitteln? Da sieht es eher schlecht aus: Es gibt nicht nur eine Klimakrise und eine Krise der Artenvielfalt, sondern auch eine Krise des Erzählens darüber. Initiativen zum „Green Storytelling“ versuchen das zu ändern.

Von Thomas Klein

„Lola“-Chancen für „Sterben“

Bei den Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2024 gehören unter anderem eine stilistisch ausgefeilte Hommage ans Noir-Kino, die filmische Freundschaftsgeschichte zwischen einem Fuchs und einem Soldaten im Zweiten Weltkrieg und ein deutsch-kurdischer Spionagethriller zu den Favoriten. Die meisten „Lola“-Nennungen erhielt am 19. März indes Matthias Glasners dreistündige Familien-, Tod- und Künstler-Nabelschau „Sterben“.

Von Marius Nobach

Träume & Realitäten

Die Sektion „Generation“ mit ihrem Kinder- und Jugendprogramm „Kplus“ und „14plus“ strahlt weit über die Berlinale hinaus. Denn dort sind Filme aus aller Welt zu sehen, in denen junge Menschen im Mittelpunkt stehen. Die müssen ihren Platz in der Welt erst noch finden: Wer bin ich? Was will ich? Wen will ich lieben? Es geht um Beziehungen zu anderen Menschen, aber auch darum, wie man die eigenen Lebensziele und Träume verwirklichen kann.

Von Kirsten Taylor

Kuchenfilm (I): Chaplins Hütchen

Der Ausdruck „Kuchenfilm“ wurde in den 1960er-Jahren als Kampfbegriff an der DFFB erfunden, um unpolitische Filme zu diskreditieren. In der gleichnamigen Essayreihe des Siegfried-Kracauer-Stipendiums dient er als Klammer bei der Suche nach filmischen Ausdrucksformen und Vorbildern, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben, sondern andere Formen des Denkens und Handelns befördern wollen.

Von Leo Geisler