Während an der Croisette der rote Teppich für den neuen Festivaljahrgang von Cannes ausgerollt wird, ergänzt MUBI seine Cannes-Filmkollektion um zahlreiche Highlights aus früheren Jahrgängen. Mit „Erwarte nicht zu viel vom Ende der Welt“ präsentiert der Arthouse-Streamingdienst zudem exklusiv den jüngsten Film von Radu Jude.
In Cannes wird wieder der rote Teppich ausgerollt: Vom 14. bis zum 25. Mai findet die neueste Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele statt. Der Arthouse-Streamingdienst MUBI nimmt das zum Anlass, um seine gut bestückte Cannes-Filmkollektion, die Highlights aus früheren Cannes-Jahrgängen quer durch die Sektionen versammelt, ab 9. Mai um zahlreiche Titel zu ergänzen. Eine der Highlights darunter ist der jüngste Film des finnischen Meisters Aki Kaurismäki, der 2023 in Cannes im Wettbewerb lief: „Fallende Blätter“ erzählt im gewohnt lakonischen Kaurismäki-Tonfall eine Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern, die beide gerade ihre Jobs verloren haben: Sie, weil sie in dem Supermarkt, in dem sie gearbeitet hat, abgelaufene Lebensmittel hat mitgehen lassen, er, weil er ein Alkoholproblem hat. In einer Karaoke-Bar lernen sich die beiden gebeutelten Existenzen kennen, doch um zusammenzufinden, müssen noch manche Hindernisse überwunden werden.
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„Goldene Palmen“ und ein Skandalfilm
Aus dem Cannes-Wettbewerbsjahrgang 2021 stammt Bruno Dumonts Drama „France“, das im Mai ebenfalls bei MUBI startet: Léa Seydoux spielt in der Mediensatire eine eitle Starjournalistin, die über einen kleinen Zwischenfall stolpert, fortan ihre Tränen nicht mehr kontrollieren kann und immer stärker in eine Abwärtsspirale gesogen wird.
Außerdem ist der „Goldene Palme“-Gewinner aus dem Jahr 2019, Bong Joon-hos „Parasite“, Teil des Cannes-Fokus, eine stylische Gesellschaftsfarce um eine arme Familie aus Seoul, die sich bei einer fast spiegelbildlichen Familie aus der Oberschicht unentbehrlich macht, bis ein sintflutartiger Regen alle Verhältnisse zum Einsturz bringt. Und mit „Blau ist eine warme Farbe“ startet der Cannes-Aufreger aus dem Jahr 2013, Abdellatif Kechiches mit expliziten Sexszenen arbeitendes Drama um eine intensive erste Liebe zwischen zwei jungen Frauen – seinerzeit ebenfalls mit der „Goldenen Palme“ geehrt, schon damals aber auch als Männerfantasie geschmäht und mittlerweile zusätzlich in Verruf geraten, weil die beiden Darstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos rückblickend den Dreh als extrem belastend beschrieben und Kechiches rücksichtslosen Regiestil kritisierten.
Zwischen Spielfilm, Essay und politischem Kommentar
Auch jenseits des Cannes-Fokus wartet MUBI im Mai mit vielen spannenden Neustarts auf. So präsentiert der Streamingdienst ab 3. Mai exklusiv das jüngste Werk des gefeierten rumänischen Filmemachers Radu Jude, „Erwarte nicht zu viel vom Ende der Welt“, ein Werk, so MUBI, das „Elemente des Spielfilms, Essays und politischen Kommentars zu einer beißend-komischen Gegenwartsanalyse“ verbindet. Festgemacht wird das an der Figur einer überarbeiteten, unterbezahlten Produktionsassistentin, die damit beauftragt wird, ein Video zur Arbeitssicherheit für ein multinationales Unternehmen zu drehen; als einer der Interviewpartner, an die sie dabei gerät, eine Aussage macht, die einen Skandal provoziert, steht sie vor unerwarteten Problemen. Flankiert wird die Premiere des Films bei MUBI von einer Kurzfilmreihe, die sechs frühere Arbeiten von Radu Jude umfasst.
Highlights aus Lateinamerika
An neuen MUBI-Exclusives ist außerdem noch Rodrigo Morenos „Die Missetäter“ (der in Cannes in der „Un Certain Regard“-Sektion Premiere hatte) im Programm, dem der Streamingdienst vor Kurzem schon einen Kinostart spendiert hatte – ein ungewöhnliche Haken schlagender Film aus Argentinien, der als Heist Movie um einen Bankangestellten, der seinen eigenen Arbeitsgeber beklaut, um sich Geld für einen bescheidenen Ruhestand zu sichern, dann aber zunehmend zur romantischen Aussteigerfantasie wird.
Auch wenn im Mai Cannes im Fokus steht: Zu den Highlights bei MUBI gehört in diesem Monat auch ein Film, der bei der Berlinale seine Premiere hatte. „Tótem“ stammt ebenfalls aus Lateinamerika und ist ein ebenso herzergreifender wie beglückender Film über eine Großfamilie, die anlässlich der Geburtstagsfeier eines jungen Mannes zusammenkommt, der voraussichtlich nicht mehr lange zu leben hat, weil er schwer an Krebs erkrankt ist. Im Zentrum des Figurenreigens steht die kleine Tochter des Kranken, die darunter leidet, dass sie während der Vorbereitungen der Party nicht zu ihrem Papa darf, da der durch die Krankheit schon massiv geschwächt ist und vor der Feier nochmal Kräfte sammeln soll. Ein facettenreicher, mal schmerzhaft-tragischer, mal sanft komödiantischer Film über das Sterben als Teil des Lebens.
MUBI-Neustarts im Mai im Überblick
Festival-Fokus Cannes
9. Mai
Die Früchte der Leidenschaft
10. Mai
Sommer
12. Mai
Border – Grenze
14. Mai
Birds of Passage
Blau ist eine warme Farbe
Colonos
Fallende Blätter
Parasite
Die Taschendiebin
Vom Gießen des Zitronenbaums
27 (Animations-Kurzfilm von Flóra Anna Buda)
15. Mai
France
23. Mai
Vengeance
24. Mai
Die Missetäter
Weitere MUBI-Neustarts
1. Mai
Isabella Rossellini: „Green Porno“ und andere Kurzfilme
3. Mai
Beale Street
Erwarte nicht zu viel vom Ende der Welt
4. Mai
Aprile
Das Zimmer meines Sohnes
6. Mai
Der Fremdenlegionär
8. Mai
Douglas Street – Das Chamäleon
Das Leben ist ein Spiel
Sick of Myself
10. Mai
Kurzfilme von Radu Jude:
Der alte Fernseher
Shadow of a Cloud
The Marshal’s Two Executions
Caricaturana
Plastic Semiotic
The Potemkinists
14. Mai
Lemon Tree (Kurzfilm von Rachel Walden)
27. Mai
Tótem
31. Mai
Gasoline Rainbow