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Luftkrieg - Die Naturgeschichte der Zerstörung

Doku-Essay über den Bombenkrieg der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs - bis 6.8. in der ARD-Mediathek

Veröffentlicht am
09. Mai 2024
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In seinem Buch „Luftkrieg und Literatur“ ging der Schriftsteller W.G. Sebald 1999 der Frage nach, warum die verheerenden Luftangriffe der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Nachkriegsliteratur kaum eine Spur hinterlassen haben. Inspiriert von Sebalds provokativen Thesen arrangiert der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa historische Aufnahmen aus deutschen und britischen Archiven zu einem bildmächtigen Essay über das Wesen des Krieges.

Mit teilweise unbekannten Filmaufnahmen aus britischen wie deutschen Archiven entwirft das dokumentarische Essay ein ebenso eigensinniges wie verstörendes Bild des alliierten Bombenkrieges gegen Nazi-Deutschland. Man sieht die deutsche Fachwerkidylle der Vorkriegszeit, die Fertigungsstraßen der Kampfflugzeuge, die schreckliche Schönheit der nächtlichen Bombenteppiche aus der Luft und das menschliche Leid in den rauchenden Trümmern am Boden.

Statt die Perspektive der kriegführenden Parteien einzunehmen, werden die technischen Prozeduren und Abläufe der hochindustrialisierten Kriegsmaschinerie den Bildern des menschlichen Leids gegenübergestellt. Die Montage der nachträglich vertonten, durch vier Reden von Admiral Arthur Harris, Winston Churchill, Field Marshall Bernard Montgomery und Joseph Goebbels unterlegten Bilder stellt komplexe, zudem hochaktuelle moralische Fragen an Kriegsführung, Filmemachen und die Aufarbeitung von Geschichte: Ist es moralisch vertretbar, im Krieg auch gegen die Zivilbevölkerung vorzugehen, um ein Terrorregime zu besiegen? Ist der Luftkrieg noch die Fortsetzung der Politik oder betreten wir mit ihm die Dimensionen einer Naturgewalt? - Sehenswert ab 14.

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