Nomaden des Himmels

Drama | Kirgisistan 2015 | 78 Minuten

Regie: Mirlan Abdykalykov

Im kirgisischen Hochgebirge lebt eine Nomadenfamilie seit Generationen von der Pferdezucht, doch die Zeichen stehen auf Wandel hin zum sesshaften Leben. Der Enkel studiert, die Schwiegertochter, die vor Jahren ihren Mann verloren hat, verliebt sich in einen Meteorologen, und selbst der Großvater interessiert sich für Bilder aus der fernen Stadt. Mit bemerkenswerter Authentizität entwirft der Debütfilm ein subtiles gesellschaftliches Panorama, ohne in Wehklagen über das Ende der traditionellen Kultur auszubrechen; vielmehr stimmt er ein bedächtiges Lied des Übergangs an, wobei der Großvater zum Bindeglied zwischen Natur und Technik wird. (Titel Schweiz: "Heavenly Nomadic - Sutak") - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SUTAK
Produktionsland
Kirgisistan
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Aitysh Film/Oy Art Film Producing Co.
Regie
Mirlan Abdykalykov
Buch
Aktan Arym Kubat · Ernest Abdyjaparov
Kamera
Talant Akynbekov
Musik
Murzali Jenbaev
Schnitt
Murat Ajiev · Eldiar Madakim
Darsteller
Taalaikan Abazova (Shaiyr) · Tabyldy Aktanov (Tabyldy) · Jibek Baktybekova (Umsunai) · Jenish Kangeldiev (Ermek) · Anar Nazarkulova (Karachach)
Länge
78 Minuten
Kinostart
14.04.2016
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
D: Neue Visionen (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.) CH: Trigon (16:9, 2.35:1, DD5.1 Kirgisisch/dt.)
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Spielfilm über ein kirgisische Nomadenfamilie zwischen Traditon und Moderne

Diskussion
Am weiten Himmel über den Berggipfeln schwebt ein Adler. Ein kleines Mädchen glaubt fest daran, dass der Vogel dort oben ihr verstorbener Vater sei. Das ist ein einfacher, anrührender Moment in einem kirgisischen Filmdebüt, das sich durch eine genaue Beobachtung der Wirklichkeit ebenso auszeichnet wie durch die Poesie des Alltags – ohne darüber die Unerbittlichkeit des Lebens zu ignorieren. Auf den Wiesen im kirgisischen Hochgebirge lebt eine Nomadenfamilie, wie schon Jahrhunderte zuvor, von der Pferdezucht. Sind die Weiden abgegrast, ziehen die Menschen weiter. In der traditionellen Jurte leben drei Generationen unter einem Dach: Der Großvater Tabyldy und seine Frau Karachach, ihre Schwiegertochter Shaiyr und die kleine Enkelin Umsunai. Shaiyrs Ehemann kam vor vielen Jahren in einem Fluss ums Leben. Zur Familie gehört auch noch der älteste Sohn Ulan, der in der Hauptstadt studiert. Aus der modernen Welt stammt auch der Meteorologe Ermek, der sich mit seinen Messgeräten neben der Jurte niederlässt. Als sich Ermek und Shaiyr ineinander verlieben, versteht der Großvater dies als Zeichen, dass seine Welt im Umbruch ist; ein anderes Signal sind die schweren Baufahrzeuge, Bagger und Lastwagen, die eine Straße quer durch die Berge ziehen wollen. „Nomaden des Himmels“ ist der Erstling des kirgisischen Filmemachers Mirlan Abdykalykov, Sohn des Regisseurs Aktan Abdykalykov, der mit Filmen wie „Der Dieb des Lichts“ (fd 40 392) und „Beschkampir“ (fd 34 004) auch einem deutschen Publikum bekannt wurde. Er zählt von einer Familie zwischen Tradition und Moderne. In nur rund 80 Minuten breitet der Film ein ebenso eindringliches wie subtiles gesellschaftliches Panorama aus: In der Jurte treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander, aber auch Tradition und Moderne. In großartigen Landschafts- und Naturbildern geht es leise und ohne Polemik um das Ende einer alten Kultur, einem ländlichen Mikrokosmos, den der Regisseur bei seinen Großeltern in den Bergen selbst noch erlebt hat. Abdykalykov rührt dabei weder die laute Kriegstrommel zum Schutz bedrohter Völker, noch verfällt er in süßlichen Ethno-Kitsch. Sein Film stimmt vielmehr ein bedächtiges Lied des Übergangs an, indem er nachdenklich die Erosion traditioneller Lebensformen beschreibt, den Wandel der Zeiten und Menschen, die von der Natur leben und in höchstem Maße von ihr abhängig sind. Deutlich sichtbar wird dieser Wandel in der Figur des Großvaters. Er ist Träger alter Traditionen, aber zugleich den Bildern aus der neuen Welt gegenüber offen, die sein Enkel vor ihm ausbreitet. Die Darsteller wirken dabei wie Bestandteile der rauen Gebirgslandschaft, besonders die Großeltern mit ihren von langen Lebensjahren gezeichneten Gesichtern. Aber auch die anderen Protagonisten strahlen eine bemerkenswerte Wahrhaftigkeit aus. Dennoch handelt es sich bei ihnen nicht um begabte Laien aus der Region, sondern bis auf das kleine Mädchen, das noch zur Schule geht, um bekannte kirgisische Theater- und Filmschauspieler. Ihre „Natürlichkeit“ scheint auch darin begründet zu sein, dass die meisten in der ländlichen Nomadenkultur Kirgisiens aufgewachsen sind. Diese Authentizität, die sehr eigene Schönheit dieser Menschen aus einer extremen Landschaft, ist die große Stärke dieses bemerkenswerten Debüts über den Wandel der Zeiten in Kirgisien.
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