Dokumentarfilm | Deutschland 2015 | 89 Minuten

Regie: Maik Reichert

Dokumentarfilm über die deutsch-deutsche Fotoagentur „Ostkreuz“, die 1990 von Künstlern aus der ehemaligen DDR gegründet wurde und für die heute 18 Fotografen aus Ost und West vor allem im Bereich der Dokumentarfotografie tätig sind, wobei sie eine humanistische Weltsicht vertreten. Sieben von ihnen werden näher vorgestellt, darunter die Gründungsmitglieder Ute und Werner Mahler, die in ihren Arbeiten das Leben in der DDR festhielten. Breiteren Raum nehmen Maurice Weiss, Annette Hauschild und Julian Röder ein, die sich dem Berliner Polit-Betrieb verschrieben haben und über die wachsenden Schwierigkeiten ihres Berufsstands reflektieren. Über die näheren Umstände der Existenzkrise erfährt man eher wenig, sodass der Filim 25. Jahr des Bestehens der Agentur wie ein filmischer Jubiläumsgruß wirkt. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
nachtaktivfilm/RBB
Regie
Maik Reichert
Buch
Maik Reichert
Kamera
Maik Reichert · Florian Mag · Jörg Jeshel
Musik
Denis Jones
Schnitt
Bettina Blickwede
Länge
89 Minuten
Kinostart
26.11.2015
Fsk
ab 0 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Dokumentarfilm über die deutsch-deutsche Fotoagentur „Ostkreuz“

Diskussion
Ostkreuz heißt eine S-Bahnstation in Berlin. Wenn Werner Mahler keine Lust auf ausführliche Erklärungen hat, dann sagt er lapidar, dass die von ihm 1990 mitgegründete Fotoagentur nach dem Verkehrsknotenpunkt benannt sei. In diesem Dokumentarfilm, der die Agentur und ihre Fotografen vorstellt, holt Mahler freilich etwas weiter aus. So erfährt man, dass der Firmenname die DDR-Herkunft der Gründungsmitglieder mit dem Anspruch verband, in der eigenen Arbeit Ost und West zu umspannen – womöglich sogar europaweit. Von den sieben Firmengründern sind drei übriggeblieben: neben Mahler seine Ehefrau und langjährige Mitarbeiterin Ute Mahler sowie Harald Hauswald. Kurze Montagesequenzen präsentieren eine Auswahl ihrer jeweiligen Arbeiten, während das Trio in Interviews aus dem Nähkästchen plaudert. Regisseur Maik Reichert begleitet Hauswald außerdem bei Streifzügen durch den Prenzlauer Berg, wo in den 1980er-Jahren seine bekanntesten Fotos entstanden, und er beobachtet die Mahlers bei der Arbeit an einer Porträt-Reihe für die Schaubühne. Diesen Sessions mit Nina Hoss und Lars Eidinger haftet eine sympathisch-altmodische Note an, die in interessantem Kontrast zu Arbeiten jüngerer Agenturmitglieder steht. Neben den verbliebenen Gründern werden die anderen 15 Mitglieder ebenfalls mit Werkbeispielen kurz angerissen. Doch vor allem drei weitere Fotografen erhalten breiteren Raum: Maurice Weiss, der den Berliner Polit-Betrieb dokumentiert, Annette Hauschild, die an einer großen Reportage über die Lebensbedingungen der Roma arbeitet, sowie Julian Röder, der mit ästhetisierten Tableaus weltweiter politischer Proteste bekannt wurde. Vor allem Weiss und Hauschild sprechen die Schwierigkeiten an, denen seriöse Fotografen zunehmend ausgesetzt sind. Man wird auch Zeuge eines Krisentreffens, bei dem die Agentur offenbar schon zum wiederholten Mal gegen das finanzielle Aus kämpfen muss. Allerdings erfährt man kaum etwas über die näheren Umstände dieser Krise, da der Film anscheinend Diskretion wahren möchte. Im 25. Jahr des Bestehens der Agentur wirkt „Foto: Ostkreuz“ wie ein filmischer Jubiläumsgruß, weshalb denn auch Bilder von der offiziellen 25-Jahr-Feier der deutschen Wiedervereinigung den Abschluss bilden. Zuvor werden andere feierliche Anlässe gestreift, wenn es gilt, Ausstellungen vorzubereiten und zu eröffnen. Bei einer dieser Gelegenheiten führen die Fotografen sichtlich stolz den Bundespräsidenten und seine Lebensgefährtin durch eine Ausstellung. Dabei stellt Daniela Schadt die unvermeidliche Analogie zur bekanntesten Fotoagentur der Welt her, wenn sie Ostkreuz „unser MAGNUM“ nennt. Der Träger des höchsten Amtes im Staate würgt dagegen mit zeremoniellem Frohsinn ein Lamento über die Schwierigkeiten des Fotografenberufes ab, zu dem Hauschild gerade ansetzen will. Es wäre zu wünschen, dass der für Gauck so typische pampige Optimismus für die Zukunft seriöser Fotografie und für die Zukunft der Agentur Ostkreuz tatsächlich seine Berechtigung hat.
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