Heart of Darkness

Drama | USA 1993 | 101 Minuten

Regie: Nicolas Roeg

Ein junger Seemann wird um die Jahrhundertwende von einer Elfenbeingesellschaft angeheuert, um den Leiter einer Station am Kongo mitten im afrikanischen Dschungel abzulösen. Der Film hält sich eng an die literarische Vorlage von Joseph Conrad. Die unspektakuläre und zugleich spannende Erzählweise stellt die subjektive Beobachtung der Hauptfigur in den Vordergrund und entlarvt dadurch überzeugend Anmaßung und Machtgier. (Fernsehtitel: "Herz der Finsternis") - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HEART OF DARKNESS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Turner Pictures
Regie
Nicolas Roeg
Buch
Benedict Fitzgerald
Kamera
Anthony B. Richmond
Musik
Stanley Myers
Schnitt
Louise Rubacky
Darsteller
Tim Roth (Marlow) · John Malkovich (Kurtz) · Isaach de Bankolé (Mfumo) · James Fox (Gosse) · Morten Faldaas (Harlequin)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Abenteuer | Literaturverfilmung
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Diskussion
Ein englischer Hafen um die Jahrhundertwende: Der junge Seemann Marlow erzählt den Anwesenden an Deck eines Segelschiffs, drei Vertretern einer Elfenbeingesellschaft, von dem Auftrag, der ihn vor Jahren in den tiefsten Dschungel Afrikas geführt hat. Auf der sogenannten innersten Station war dort ein gewisser Kurtz außer Kontrolle geraten: Er ließ kein Elfenbein mehr über den Kongo zur äußeren Station liefern, und es mehrten sich Gerüchte über sein eigenwilliges Regiment im Dschungel. So wie nun die Gesellschafter hoffen, etwas über die großartigen Erkenntnisse von Kurtz über das unentdeckte Land zu erfahren, so wurde Marlow schon damals auf Schritt und Tritt mit Kurtz' Ruf als außergewöhnlichem Menschen konfrontiert. Schon bei seiner Abreise in England begegnet er Beamten, die ihr Wissen um die Zustände in Afrika verschweigen. Nicht anders ergeht es ihm in der äußeren Station an der Flußmündung, wo er lange Zeit ausharren muß, weil das Dampfboot, das er führen soll, erst noch aus dem Fluß geborgen und repariert werden muß. Die blinde Machtgier, aber auch die Verunsicherung der Kolonialangestellten werden bald offensichtlich. Doch erst die endlose Reise auf dem Fluß, die an die Grenzen des Erträglichen geht, und schließlich die Begegnung mit Kurtz läßt Marlow Abgründe erahnen, in die die menschliche Seele unter extremen Bedingungen geraten kann. Kurtz hat sich sein eigenes kleines Königreich geschaffen, die Eingeborenen verehren ihn, und er nutzt jede Gelegenheit, seine Macht über Leben und Tod zu demonstrieren.

Deutlicher als in der Vorlage von Joseph Conrad begegnet Marlow Kurtz von Anfang an mit Aggression, da er ihn für den Tod seines Freundes Mfumo auf dem Boot verantwortlich macht. Nicolas Roeg, der sich eng an den Verlauf der Erzählung hält, gibt Kurtz der Lächerlichkeit preis, er kleidet ihn in eine Art Gardine und gestaltet die Auftritte des selbsternannten Dschungelherrschers so unspektakulär wie möglich. Auch die meisten anderen Figuren wirken anmaßend und klein vor der düsteren Kulisse des Urwalds (die Roeg im karibischen Belize fand), einem Lebensraum von Völkern, denen sie verständnislos gegenüberstehen; selbst Marlow legt lange Zeit unverdrossenen Entdeckerdrang an den Tag - bis er auf Kurtz trifft. Coppola hat in seiner Vietnam-Version der Conrad-Erzählung, "Apocalypse Now" (fd 22 192), vor allem das Faszinosum der Figur des Kurtz herausgestellt - und zugleich das ihres Darstellers Marlon Brando. Der wuchtigen Wirksamkeit von Coppolas CinemaScope-Bildern setzt Roeg die Beschränktheit des subjektiven Blicks entgegen, mit der Marlow sich vortastet und die auch der Vorlage entspricht. Gerade aus dieser Sicht wirkt die eitle Anmaßung von Macht im Namen des Kolonialismus um so morbider und unmenschlicher.

Ein junger Seemann wird um die Jahrhundertwende von einer Elfenbeingesellschaft angeheuert, um den Leiter einer Station am Kongo mitten im afrikanischen Dschungel abzulösen. Der Film hält sich eng an die literarische Vorlage von Joseph Conrad. Die unspektakuläre und zugleich spannende Erzählweise stellt die subjektive Beobachtung der Hauptfigur in den Vordergrund und entlarvt dadurch überzeugend eitle Anmaßung und blinde Machtgier. - Sehenswert ab 16.
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