Kinderfilm | Deutschland 2015 | 97 Minuten

Regie: Arend Agthe

Ein achtjähriger Junge gerät in höchste Sorgen, als sein geliebter Goldhamster mit dem Auto der Mutter gestohlen wird. Weil er sich alleingelassen fühlt, macht er sich selbst auf die Suche nach seinem Haustier und kommt dabei einem Gauner in die Quere, der ganz eigene Pläne mit dem Hamster hat. Der kindgerechte Krimi zeichnet sich durch die lebensnahe Darstellung der Figuren aus und nimmt durch seine niedliche tierische Hauptfigur für sich ein. Musik und Gags sind mitunter überstrapaziert, was jungen Zuschauern aber nicht negativ auffallen dürfte. - Ab 6.
Zur Filmkritik filmfriend

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Mimi & Crow Film
Regie
Arend Agthe
Buch
Arend Agthe · Bettina Kupfer
Kamera
Thomas Benesch
Musik
Matthias Raue
Schnitt
Andrea Wenzler
Darsteller
Nicolaus von der Recke (Samuel "Sammy" Wiese) · Sophie Lindenberg (Molly Wiese) · Philipp Schmitz-Elsen (Jochen Fahrholz) · Henriette Heinze (Helene Wiese) · Bettina Kupfer (Miranda)
Länge
97 Minuten
Kinostart
22.10.2015
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Kinderfilm | Krimi
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
MFA+
Verleih Blu-ray
MFA+
DVD kaufen

Kindgerecht erzählter Hamsterkrimi von Arend Agthe

Diskussion
Kann es sein, dass man nicht ernst genommen wird, nur weil man ein Kind ist? Das zumindest ist der Eindruck des achtjährigen Sammy. Er ist in allergrößter Sorge, denn sein Goldhamster Raffi, frisch am kleinen Herzen operiert, ist weg. Verschwunden, nicht irgendwo im Haus oder Garten, sondern mitten in Hamburg, wo das Auto seiner Mutter samt Tierkäfig gestohlen wurde. Aber niemand in seiner Familie scheint zu verstehen, dass alles – wirklich alles – getan werden muss, um ihn wiederzufinden. Jeder ist beschäftigt: seine alleinerziehende Mutter mit Job, Familie und Alltag, seine Schwester Molly mit ihrem Freund oder ihrem Aussehen. Ein kleiner Bruder nervt da nur und der ganze Trubel um einen Hamster erst recht. Dabei ist Raffi für Sammy etwas ganz Besonderes, ein Abschiedsgeschenk nämlich von seinem Vater, der sich als Arzt in Afghanistan selbst verwirklicht. Sammy fühlt sich alleingelassen. Und so macht er sich mit Fahrrad, Stadtplan und viel detektivischem Gespür auf die Suche nach seinem Haustier, entdeckt dabei die Großstadt, gerät in brenzlige Situationen und kommt einem Gauner in die Quere, der ganz eigene Pläne mit Raffi hat. Mit „Rettet Raffi!“ hat Arend Agthe das gleichnamige Kinderbuch, das er gemeinsam mit Bettina Kupfer geschrieben hat, originalgetreu verfilmt. Vordergründig ein „Hamsterkrimi“, geht es vor allem um einen Jungen, der aus Verantwortungsgefühl mutig handelt und an seiner selbst gewählten Aufgabe wächst. Sammy beweist, dass er „kein Baby mehr“ ist, kommt im Lauf seines Abenteuers aber auch an seine Grenzen. So schätzt er Gefahren nicht immer richtig ein, etwa wenn er nachts allein im Hafenviertel ermittelt oder in einer waghalsigen Aktion Raffi aus der Elbe retten will. Doch gerade in diesen Situationen erfährt Sammy Unterstützung und familiären Zusammenhalt: Er ist gar nicht so allein, wie er glaubt. Selbst der Schmuggler Rocky, der richtig gemein sein kann, ist kein Unmensch und hat zudem eine Freundin, die ein großes Herz für Hamster hat. Die Welt in „Rettet Raffi!“ ist also eine heile Welt, allerdings eine mit Schrammen. Dafür steht nicht nur Bösewicht Rocky, sondern auch der abwesende Vater, auf dessen Rückkehr der Junge sehnsuchtsvoll hofft. Sammy und sein direktes Umfeld – und das zeichnet den Film aus – sind realistisch und lebensnah gezeichnet: Er und seine Schwester sind mal Konkurrenten, mal Verbündete, seine Mutter ist für ihn da, hat aber auch nicht immer Zeit, und auch Sammy selbst ist ein ganz normaler Junge. Hauptfiguren und Setting haben somit jede Menge Wiedererkennungspotenzial, was jungen Zuschauern den Zugang zur etwas konstruierten Geschichte erleichtert. Das Mitgefühl des Publikums wird aber wohl vor allem dem Hamster gelten, der in allerlei lebensbedrohliche Situationen gerät – und dankenswerterweise im Film nicht vermenschlicht wird, wenngleich er, clever wie er ist, Sammy einmal durch gezieltes Nagen aus der Patsche hilft. Obwohl Arend Agthe, Regisseur des Kinderfilmklassikers „Flussfahrt mit Huhn“ ((fd 24 474); 1983), die kindliche Perspektive seines Helden konsequent vermittelt, kann man nicht immer mit Sammy mitfiebern. Manches Mal wirken Dramatik und Gefühle eher behauptet, was der Einsatz des überladenen Scores offenbar verdecken soll. Dass sogar in diesem Film eine Torte in einem Gesicht landen muss, mag als kindlicher Spaß durchgehen, ist aber ganz und gar unnötig. Junge Zuschauer bis neun Jahre dürften freilich ihren Spaß an dem Film haben, der sich beim Erzählen Zeit lässt, mit positiven Botschaften gespickt ist und einige durchaus spannende Momente hat. Insgesamt geht es in „Rettet Raffi!“ eben weniger um Gänsehautgefühl und Action als vielmehr um die Frage, wie und wann Sammy seinen geliebten Goldhamster wiederfindet. Dass er das tun wird, steht von Anfang an fest.
Kommentar verfassen

Kommentieren