Tanja – Life in Movement

Dokumentarfilm | Australien 2011 | 83 (24 B./sec.)/80 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Bryan Mason

Künstlerporträt über die früh verstorbene Tänzerin und Choreografin Tanja Liedtke (1977-2007), die drei Monate vor ihrem Unfalltod zur Leiterin der Sydney Dance Company berufen wurde. Mit privaten Videoaufnahmen von Liedtkes Proben und Auftritten sowie Interviews mit trauernden Kollegen, Freunden und ihrer Familie begleitet die eindringliche Dokumentation die Abschiedstournee der Company. Dabei wird nicht nur das bewegte Leben und Werk eines Ausnahmetalents nachgezeichnet; auch werden der Umgang mit dem immensen Erfolgsdruck sowie die quirlige Lebenslust einer Künstlerin eingefangen, die ihr Umfeld inspirierend mit sich riss. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LIFE IN MOVEMENT
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Closer Productions
Regie
Bryan Mason · Sophie Hyde
Buch
Bryan Mason · Sophie Hyde
Kamera
Bryan Mason
Musik
Tyson Hopprich
Schnitt
Bryan Mason
Länge
83 (24 B.
sec.)
80 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
31.10.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Eine Frau hüpft mit riesigem Jutebeutel über dem Kopf quer durch ihr nächtliches Schlafzimmer, die Videokamera vor der Nase, das Panoramafenster mit der erleuchteten Skyline von Sydney im Rücken. Weitere grisselige Aufnahmen zeigen, wie sie als junges Mädchen mit schlaksigen Gliedmaßen und expressiven Grimassen sich aus einem Schulspind windet. Tanja Liedtke heißt die junge Tänzerin und Choreografin, die dieser frühe Befreiungsakt zu ihrem ersten Tanzstück „Twelfth Floor“ über Menschen in engen Räumen inspirierte. Ausdrucksstark versuchte Tanja seitdem, ihre Gefühle und Erfahrungen in Bewegung zu übersetzen und diese in Videoaufnahmen festzuhalten. Doch die Aufnahmen sind ein Zeugnis der Vergänglichkeit, beigesteuert von Kollegen und Tanjas Partner, denn die Künstlerin kam 2007 mit nur 29 Jahren durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Ein Müllwagen fuhr die muskulös schlanke und doch zerbrechliche Passantin an. Drei Monate zuvor hatte sie die Welt des Modern Dance in Aufruhr versetzt, als sie zur künstlerischen Leiterin der Sydney Dance Company berufen wurde. Liedtke, die in Stuttgart geboren und in London ausgebildet worden war, galt als Ausnahmetalent, das Menschen mitriss und zu Höchstleistungen motivierte. Sie war aber auch eine Perfektionistin, die am Druck, den sie sich selber machte, und am Erfolg, der diesen Druck graduell verstärkte, litt. Ihr Tod riss tiefe Wunden in die Dance Company, die die Wunden dort zu kitten versucht, wo sich Liedtke wahrscheinlich am wohlsten fühlte: auf den Bühnen der Welt. Für eine Abschiedstournee wählt das Team Liedtkes Erstling „Twelfth Floor“. Der Film von Bryan Mason und Sophie Hyde folgt den vom Verlust überschatteten Proben und den Aufführungen des Stücks. Elegant, eindringlich, aber nie rührselig erzählen sie mit Hilfe der Tänzer trotz des traurigen Themas von Tanjas Lebenslust, die ansteckend und inspirierend war – und führen damit nicht nur ein abwechslungsreiches Leben vor Augen, sondern konzipieren das Porträt genauso aufregend: Gegenwart und Vergangenheit, die Menschen aus ihrem privaten wie familiären Umfeld, Liedtke selbst und ihre Stücke, in wild, aber klug zusammengewürfelten Interviews, Auftritten und Videoaufnahmen. Modern Dance schien für Liedtke nicht nur eine Ausdrucksform, sondern auch ein überlebenswichtiger Verarbeitungsmechanismus gewesen zu sein – eine Variation des Atmens sozusagen, dem mit einer letzten jähen Bewegung so tragisch die Luft abgeschnitten wurde. „Tanja – Life in Movement“ ist mit all seinen großartigen Tanz-Impressionen, der tiefen Trauer und den verwaisten Straßenzügen Sydneys ein Abschied nehmender Film über das Abschiednehmen. Und das sehr persönliche Porträt einer Künstlerin, die ihr Leben so stark in ihre Kreativität einfließen ließ, dass der Einblick in ihr Werk und in die Erinnerungen der Kollegen sehr viel über ihre kraftvolle Persönlichkeit verrät. Wie ruft Liedtke in einer der letzten Aufnahmen doch so humorvoll gedämpft aus dem Jute-Beutel heraus? „Hello! So this is all about baggage. I’m wearing mine at the moment. I’m right inside it... in fact. I’m consumed by it. But I have hope!“
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