Komödie | Deutschland/Österreich/Dänemark 1999 | 103 Minuten

Regie: Otto Alexander Jahrreiss

Ein Westentaschen-Casanova lernt wenige Tage vor seiner Hochzeit mit einer Bankierstochter eine allein erziehende Mutter von drei Kindern kennen und sieht sich genötigt, seine Heiratsabsichten noch einmal zu überdenken. Handelsübliche Komödie, die gängige Klischees und müde Witze aneinander reiht. Die Fehlbesetzung der Hauptrolle lässt den Film endgültig scheitern. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Österreich/Dänemark
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Gemini/Wega/Alien Prod./Polyphon/RTL
Regie
Otto Alexander Jahrreiss
Buch
Markus Hoffmann · Otto Alexander Jahrreiss
Kamera
Egon Werdin
Musik
Wilbert Hirsch · George Kochbek
Schnitt
Katharina Schmidt
Darsteller
Martina Gedeck (Barbara) · Gregor Törzs (Bob) · Tonio Arango (Theo) · Miriam Lahnstein (Claudia) · Hans Peter Hallwachs (Arnim von Pape)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Diskussion
Nur weil Bob behauptet, sein Vater sei Botschafter in Paraguay und die Mutter liege dort dauernd am Strand, wird sein Schwiegervater in spe, der reiche Bankier von Pape, mißtrauisch – denn das südamerikanische Land liegt gar nicht am Meer. Aber da er seiner Tochter Claudia die erhoffte Liebesheirat nicht verderben will, schluckt er die Lügen des Möchtegern-Hochstaplers und nimmt ihm nur das Versprechen ab, seine Tochter glücklich zu machen und alle ihre (Kinder-) Wünsche zu erfüllen. Obwohl die Hochzeit schon in einer Woche stattfinden soll, nutzt der Westentaschen-Casanova jede Gelegenheit den Macho zu spielen. Erst verführt er eine hübsche Türkin, die ihn daraufhin genauso „verfolgt“ wie ihre um ihre Ehre besorgten Brüder, und dann flirtet er im Bus mit der Enddreißigerin Barbara, die sich als Angestellte der Von-Pape-Bank entpuppt. Aber weder diese Tatsache noch die, daß Barbara alleinerziehende Mutter von drei neun- bis 17jährigen Kindern ist, halten ihn davon ab, mit ihr anzubändeln. Als er sich bei seinem Seitensprung ein Bein bricht, wird die Hochzeit verschoben, und Bob zieht als „Hausmann“ bei Barbara ein. Als Barbara hinter sein Doppelleben kommt, setzt sie ihm den Stuhl vor die Tür – aber als er gerade Claudia das Ja-Wort geben will, fällt sie ihm in dasselbe.

Junger Mann erkennt kurz vor der Hochzeit, daß die Auserwählte doch nicht die Frau fürs Leben ist – das ist kein allzu neuer Stoff im Kino. Da muß man sich schon bei der Inszenierung oder bei der Schauspieler-Konstellation etwas einfallen lassen, um dem abgedroschenen Thema neue Reize abzugewinnen. Fernseh-(Serien-) Regisseur Otto Alexander Jahrreiss meint freilich, schon mit der Wahl des Scope-Formats dem Kino Genüge getan zu haben. Aber wenn sich dann im breiten Bildformat eine allzu schmalspurige Story abspielt, wird das Mißverhältnis zwischen technischem und geistigem Aufwand umso deutlicher, zumal die Kamera ständiges Hin- und Herzoomen mit Tempo verwechselt und manch harter Tonschnitt die fehlende Dynamik der Inszenierung kaschieren soll. Aber die peppige akustisch-optische Aufbereitung, ästhetisch am Videoclip orientiert, läuft ins Leere, weil statt spritziger Dialoge nur abgestandene Witze gerissen und altbekannte Klischees wiederholt werden. Claudia ist natürlich dumm, naiv, blond und nur an der Vergrößerung ihrer Brüste interessiert, und Barbara ist die emanzipierte Karrierefrau, die andererseits aber lustvoll die männliche Fantasie von der Mutter und Hure in einer Person bedient. Da in jeder deutschen Komödie seit „Knockin’ on Heaven’s Door“ (fd 32 404) auch ein trotteliges Kleingangster-Paar vorkommen muß, laufen hier zwei Türken wie dramaturgisches Falschgeld über die Leinwand. Da steht eine Slapstick-Einlage wie Bobs Kampf mit einem Designer-Stuhl recht verloren im humorlosen Raum, und das Abfüttern von Barbaras spießigen Eltern mit Haschisch-Kuchen wirkt ebenso peinlich wie der Auftritt einer „vertrockneten“ Sozialarbeiterin. Vielleicht wäre über die Besetzung etwas zu retten gewesen, aber alle Leinwandpräsenz und der Charme, den zumindest Martina Gedeck ausstrahlt, werden sofort zunichte gemacht, wenn Gregor Törzs mit ihr das Bild teilt. Statt mit ihm dem voraussehbaren Happy End entgegenzufiebern, wünscht man sich da, Barbara möge doch so handeln, wie man es von einer intelligenten Frau wie ihr erwartet und ihn Claudia überlassen. Leider bestimmen die autobiografischen Erinnerungen (und Wünsche?) des Regisseurs den Schluß – und nehmen dem Zuschauer das einzige übriggebliebene Vergnügen: das der Schadenfreude.
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