Small Island

Drama | Großbritannien 2009 | 182 (91 & 91) Minuten

Regie: John Alexander

Eine junge Jamaikanerin und eine Britin aus ländlichen Verhältnissen träumen davon, aus der Enge ihrer jeweiligen Lebensverhältnisse zu entkommen. Wähend des Zweiten Weltkriegs kreuzen sich ihre Schicksale in London, nicht zuletzt wegen der Männer, an die die Frauen ihre Erwartungen und träume geknüpft haben. Roman-Adaption als (Fernseh-)Miniserie, die in der Parallelisierung der Frauenschicksale über Glück und Sehnsucht, aber auch die Zwänge reflektiert, denen die willensstarken Protagonistinnen ausgesetzt sind. Mitunter etwas unübersichtlich und auch nicht frei von Kitsch, überzeugt der Film vor allem durch seinen spannenden Stoff und famose Darsteller. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SMALL ISLAND
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Ruby Films/BBC
Regie
John Alexander
Buch
Paula Milne · Sarah Williams
Kamera
Tony Miller
Musik
Martin Phipps
Schnitt
Roy Sharman
Darsteller
Naomie Harris (Hortense) · Ruth Wilson (Queenie) · David Oyelowo (Gilbert) · Benedict Cumberbatch (Bernard) · Roger Sloman (Mr. Todd)
Länge
182 (91 & 91) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
KSM (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl., DD2.0 dt.)
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Diese Insel ist zu klein, wenn man große Träume hat, sagt eine der Hauptfiguren in diesem gediegenen Fernsehfilm. Hortense, eine angehende Lehrerin, meint damit ihre Heimat Jamaika. Die dunkelhäutige junge Frau träumt davon, in Großbritannien zu leben; das Mutterland des „Empires“ stellt sie sich als strahlenden Ort voller neuer Möglichkeiten vor.

Diskussion
Diese Insel ist zu klein, wenn man große Träume hat, sagt eine der Hauptfiguren in diesem gediegenen Fernsehfilm. Hortense (Naomie Harris), eine angehende Lehrerin, meint damit ihre Heimat Jamaika. Die dunkelhäutige junge Frau träumt davon, in Großbritannien zu leben; das Mutterland des „Empires“ stellt sie sich als strahlenden Ort voller neuer Möglichkeiten vor. Von einer besseren Zukunft träumt auch die Engländerin Queenie (Ruth Wilson). Sie ist in London zwar dem beengten Leben auf der elterlichen Schweinefarm entkommen, doch als ihre Tante, die sie zu sich genommen hatte, plötzlich stirbt, steht ihr Bleiben in der Stadt auf der Kippe. Um sich abzusichern, lässt sie sich auf eine Vernunftehe mit einem biederen Banker (Benedict Cumberbatch) ein, die sie emotional und sexuell alles andere als ausfüllt. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs, während ihr Mann Kriegsdienst leistet, lernt sie einen aus Jamaika stammenden Soldaten kennen; die kurze Affäre mit dem aufregenden Fremden wird zum Ventil für ihre unerfüllten Sehnsüchte. Nach dem Krieg kreuzt sich ihr Lebensweg mit dem von Hortense, der es gelingt, ihren Traum vom Leben in England in die Tat umzusetzen. Als Bindeglied fungieren Männer, an die beide Frauen ihre Hoffnungen knüpfen. Doch auch Hortense stellt fest, was Queenie längst schon weiß: Großbritannien ist ebenfalls nur eine kleine Insel mit wenig Platz für weibliche Selbstentfaltung; von den Vorurteilen gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe ganz zu schweigen. Das Fremde als verheißungsvolle, verlockende Alternative zum vertrauten, beengten Dasein. Oder: das Fremde als verhasstes, verachtetes Gegenteil des Eigenen. Beides sind Spielarten des Exotismus, die Verklärung wie die Diskriminierung, die in der Romanadaption nach Andrea Levy eine wichtige Rolle spielen. Die Parallelführung der Schicksale von Queenie und Hortense lässt deren konträre und doch letztlich ähnliche Glücksprojektionen aufeinanderprallen; gleichzeitig verdeutlicht der Film die Zwänge, denen sie als Frauen ausgesetzt sind: Sie haben kaum Chancen, ihr Leben selbstständig in die Hand zu nehmen, und so sind ihre Sehnsüchte unlösbar an die Männer in ihrem Leben gebunden. Was nicht heißt, dass sie als arme Opfer gezeichnet werden; Queenie und Hortense sind lebenshungrige, willensstarke Figuren, die durchaus hart und mitunter auch unfair um ihr Glück kämpfen; vor allem Hortense erweist sich als schillernde, ambivalente Figur, deren kindlicher Enthusiasmus etwas Rührendes hat, die aber zugleich äußerst rücksichtslos sein kann, wenn jemand ihren Träumen versehentlich im Weg steht. Außerdem verliert der Film auch die männlichen Figuren nicht aus dem Blick; dass auch sie zahlreichen Zwängen und Enttäuschungen ausgesetzt sind, bleibt nicht außen vor. Zwar greifen das Drehbuch und die Musik einige Male zu tief in die Kitsch-Kiste, und fällt auch die Verschachtelung zwischen den Handlungssträngen mitunter etwas unübersichtlich aus. Der spannende Stoff und die famosen Darsteller entschädigen jedoch für die inszenatorischen Schwächen.
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