Mama Muh und die große weite Welt

Abenteuer | Schweden 2021 | 65 Minuten

Regie: Christian Ryltenius

Eine Störchin bringt das Leben auf dem Bauernhof durcheinander, auf dem die neugierige Kuh Mama Muh lebt. Sie weckt in der Kuh das Fernweh, was vor allem Mama Muhs vorsichtiger Freundin, der Krähe Krah, gar nicht gefällt. In Anlehnung an die inhaltlich wie gestalterisch fantasievollen Bilderbücher von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist erzählt der Animationsfilm in ruhigem Tempo eine Geschichte, die für kleine Kinder viele Anknüpfungspunkte bietet. Dabei bleibt der Film stets auf Augenhöhe mit seiner Zielgruppe und setzt auf Einfachheit anstatt auf Überfrachtung. - Sehenswert ab 6.
Zur Filmkritik Im Kino sehen

Filmdaten

Originaltitel
MAMMA MU HITTAR HEM
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
SF Studios
Regie
Christian Ryltenius · Tomas Tivemark
Buch
Peter Arrhenius
Musik
Henrik Lörstad
Länge
65 Minuten
Kinostart
03.11.2022
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Abenteuer | Animation | Familienfilm | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Wild Bunch
DVD kaufen

Beschwingter Animationsfilm um eine Kuh, ihre Freundin, die Krähe, und eine Störchin, die mit ihren Erzählungen über die weite Welt Sehnsüchte weckt.

Diskussion

Mama Muh ist wie ein Fels in der Brandung. Was auch passiert: die liebenswerte Kuh gerät nicht aus der Fassung. Neugierig beobachtet sie die Welt um sich herum und fasst manchmal auch scheinbar unmögliche Pläne. Damit ist sie ganz anders als ihre beste Freundin, die Krähe Krah. Die motzt immerzu und ist allem Neuem gegenüber erst einmal ablehnend, außerdem vorlaut und sehr vorsichtig. Kein Wunder also, dass Krah es zunächst mal wieder total blöd findet, wenn sie Mama Muh im Kopfstand entdeckt. Kühe machen so etwas einfach nicht, meint Krah. Mama Muh denkt hingegen: Wenn das Kindern so viel Spaß macht, warum sollte eine Kuh das dann nicht auch ausprobieren?

Schon mit der Eröffnungsszene trifft der Film den Ton der Bilderbuchvorlagen von Jujja Wieslander, die von „Pettersson und Findus‟-Erfinder Sven Nordqvist illustriert wurden. Prägnant werden die beiden gegensätzlichen Figuren charakterisiert, die trotz ihrer Unterschiede aber immer sehr respektvoll miteinander umgehen und füreinander da sind. Wie eng ihre Freundschaft ist, wird dann vor allem sichtbar, sobald ein drittes Tier auf dem Hof von Mama Muh auftaucht: eine Störchin.

Einmal die Welt und zurück

Die Störchin ist Krah sofort ein Dorn im Auge. Sie gibt Mama Muh einen Kosenamen, zieht bei Krah ein und ramponiert mit ihrer Schusseligkeit das Nest. Vor allem weckt sie mit ihren Erzählungen über ferne Länder das Fernweh von Mama Muh. Warum nur eine normale Kuh zu sein, die immerzu nur auf der Weise herumsteht und grast? Warum nicht einmal die Welt entdecken? Für Krah sind so viele Wünsche nach Veränderung eindeutig zu viel des Guten; ihr reicht es vollkommen, dass sie den Bahnhofsvorplatz der nächsten Stadt kennt.

Vermittelt über wenige Figuren und in sich geschlossene Episoden greift „Mama Muh und die große weite Welt‟ viele Themen auf, die jüngeren Kindern aus ihrem Alltag vertraut sind. Es geht um Freundschaft und Eifersucht, um Neugier und den Wunsch, in die Welt hinauszuziehen und Abenteuer zu erleben, aber auch um jenen, ein sicheres Zuhause zu haben.

Wie die Bücher lebt der Film, der eine neue Geschichte erzählt, von seinem Wortwitz und seiner Fabulierlust. Es sind herrlich absurde Bilder, wenn Mama Muh auf einem Skateboard fährt, das sie den Kindern des Bauern stibitzt hat, oder aber von einer Wasserrutsche träumt, die sie auf einer Postkarte entdeckt hat – und die die erfindungsreiche Krähe ihr sogleich zusammenzimmert.

Dabei überfordert „Mama Muh und die große weite Welt‟ Kinoanfänger nicht und nimmt sie in ihren Wahrnehmungsbedürfnissen ernst. Wo andere Filme wie „Die Mucklas und wie sie zu Pettersson und Findus kamen‟, die sich an eine ähnliche Zielgruppe richten, auf Überwältigung setzen und selbstverliebt andere Filme zitieren, die jüngere Kinder noch gar nicht kennen, bleibt dieser bewusst einfach gehaltene, langsam inszenierte und mit nur knapp einer Stunde Laufzeit überschaubare Animationsfilm ganz nahe bei der Vorlage.

Viel Lob fürs Zuhause

Für erwachsene Vorstellungen kann das tatsächlich alles zu simpel und zu träge wirken, für junge Kinder im Vorschulalter aber ist er genau richtig. Die Bilder sind nicht überladen und ermöglichen eine schnelle Orientierung, kurze musikalische Einschübe sorgen für Entspannung, die Dosis an Spannung ist dezent, so dass niemand lange um Mama Muh bangen muss. Einzig das Lob des Zuhauses ist vielleicht ein wenig zu mächtig geraten. Ein wenig mehr Abenteuer in der weiten Welt hätte die neugierige und aufgeschlossene Mama Muh ganz sicher gut vertragen, bevor sie wieder auf ihren vertrauten Hof zurückkehrt.

Kommentar verfassen

Kommentieren