© SWR/Moritz Schultheiß

Pelikanblut

Drama um eine Adoptivmutter, die für die Rettung ihres Kindes über Grenzen geht - bis 17.6. in der 3sat-Mediathek

Veröffentlicht am
20. Mai 2024
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Der Titel dieses Dramas von Regisseurin Katrin Gebbe verweist auf die christliche Ikonografie der Selbstaufopferung: Darin wird die Pelikanmutter, die die Brust aufsticht, um mit ihrem Blut ihre toten Jungen wieder zum Leben zu erwecken, zum Gleichnis für die Kreuzigung Jesu. Auch Wiebke (Nina Hoss), die Hauptfigur in "Pelikanblut", hat zwei kleine Kinder in ihre Obhut genommen, die aufgrund ihrer Herkunft besonders verletzlich sind und Halt benötigen und die aus einem bulgarischen Kinderheim stammen.

Die neunjährige Nikolina lebt schon ein paar Jahre auf Wiebkes Pferdehof, während die fünfjährige Raya neu dazustößt. Das blonde Mädchen zeigt aber bald irritierende Verhaltensweisen: Sie hortet tote Tiere in ihrem Zimmer, legt einen Brand im Haus und übt offen Gewalt gegen sich und andere aus. Ein Psychologe diagnostiziert eine schwere dissoziative Persönlichkeitsstörung. Ohne professionelle Hilfe droht das Mädchen zu einer ersthaften Gefahr für seine Umwelt zu werden. Im Ringen um eine Heilung überschreitet die Adoptivmutter persönliche wie soziale Grenzen und verfällt immer mehr einer obsessiven Rettungsfantasie.

Das intensiv gespielte Drama thematisiert ambivalente Facetten von Weiblichkeit und Mutterschaft und lotet die Abgründe hinter den Bildergeschichten christlicher Selbstaufopferung aus. – Sehenswert ab 18.

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