Satirische Fantasy-Parabel um zwei Engel, die von Gott auf die Erde verbannt sind und bei ihren Bemühungen, in den Himmel zurückzukehren, beinahe den Untergang der Schöpfung verursachen. Durch das Erscheinen Gottes - in Gestalt einer Frau! - wird dies im letzten Moment verhindert. Eine unausgegorene Mischung aus gescheiten bis albernen, teils auch geschmacklosen Gags, vulgären Beimischungen in den Dialogen bis hin zu zahllosen cineastischen Verweisen und Anspielungen auf theologische Fragen. Seine Wirkung bezieht der Film eher aus dem oberflächlichen Gag-Feuerwerk als aus den wenigen Ansätzen zur ernsthaften Auseinandersetzung mit der Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens.
Dogma
Komödie | USA 1999 | 128 Minuten
Regie: Kevin Smith
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Filmdaten
- Originaltitel
- DOGMA
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1999
- Produktionsfirma
- View Askew Prod.
- Regie
- Kevin Smith
- Buch
- Kevin Smith
- Kamera
- Robert Yeoman
- Musik
- Howard Shore
- Schnitt
- Kevin Smith · Scott Mosier
- Darsteller
- Ben Affleck (Bartleby) · Matt Damon (Loki) · Linda Fiorentino (Bethany Sloane) · Alan Rickman (Metatron) · Chris Rock (Rufus)
- Länge
- 128 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16; f
- Genre
- Komödie | Fantasy
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Den apokalyptischen Visionen zur Jahrtausendwende fügt Kevin Smith eine weitere hinzu. Zwei Racheengel, Loki und Bartleby, sind dazu verdammt, fern von Gott in Wisconsin ihr Dasein zu fristen, weil ihr himmlischer Auftraggeber seine „Politik“ geändert hat und nicht mehr als rächender Gott auftreten möchte. Eines Tages erfahren die Verbannten von der Neueinweihung einer Kathedrale in New Jersey und der Ankündigung des Bischofs, dass jeder, der die Pforte des Gotteshauses durchschreitet, den vollkommenen Ablass gewinnt. So glauben sie, ein Schlupfloch gefunden zu haben, um wieder heimkehren zu können. Der Himmel aber schaltet sich ein. Der Seraphim Metatron sucht Bethany Sloane auf, die zwar gläubig ist, aber Gott Vorwürfe macht, weil sie keine Kinder bekommen kann. Ihr erteilt der göttliche Bote den Auftrag, zu verhindern, dass die verbannten Engel die Pforte durchschreiten, denn dies würde die Allmacht Gottes in Frage stellen und somit den Untergang der Schöpfung bedeuten. Bethany macht sich auf den Weg, begleitet von zwei seltsamen „Propheten“, die sich aus Smiths „New-Jersey-Trilogie“ in den Film hineingeschlichen haben: dem sexbesessenen Jay und dem Schweiger Bob (der Regisseur höchtspersönlich). Zu ihnen gesellt sich noch der schwarze 13. Apostel Rufus. Er klärt Bethany darüber auf, dass sie direkt mit Jesus verwandt sei, denn Maria habe zwar Jesus jungfräulich empfangen, aber später mit Josef noch weitere Kinder gehabt. Der Gruppe schließt sich auch die Muse Serendipity an. Nach skurrilen und absonderlichen Abenteuern und Auseinandersetzungen mit dem Teufel Azrael und seiner jugendlichen Schlägertruppe kommt es zum großen Showdown vor der Kathedrale, bis Gott in Gestalt einer Frau erscheint und alles zum Guten wendet.„Dogma“ ist eine satirische Fantasy-Parabel, die in gewisser Weise auch als skurriler Epilog zu Smiths „New-Jersey-Trilogie“ („Clerks - Die Ladenhüter“, fd 31 246; „Mall Rats“, fd 32 058; „Chasing Amy“, fd 32 670) zu lesen ist, wobei die besondere Variation darin besteht, dass nun die „slackers“ (Herumtreiber) Engel sind. „Dogma“ lebt von vielen Gags, gescheiten, aber auch albernen und mitunter vulgären, von zahllosen cineastischen Querverweisen und theologischen Anspielungen: So entsteht eine Art Mischung aus Woody Allen und Monty Python, eine Kreuzung aus „Stadt der Engel“ (fd 33 236) und „Pulp Fiction“ (fd 31 041), zugleich ein Fantasy-Märchen à la „Der Zauber von Oz“ (fd 30 170). Der Film zerfällt in viele Einzelteile, die aber kein kohärentes Ganzes ergeben und sich in weitgehend harmlosen Scherzen ergehen. Vieles wird bedeutsam aufgebauscht, ohne dass dahinter viel Substanz zu erkennen wäre. Wie immer bei Smith wird viel geredet: über die Bibel, die katholische Kirche, über Dogmen, aber der Eindruck einer profunden Kenntnis täuscht. Smith bedient sich relativ wahllos ganz unterschiedlicher Quellen: Bibel, jüdische und christliche Theologie, Mythen, Literatur, Film. Was er selbst erfindet, wie z.B. das „shit monster“ Golgothan, das aus den Exkrementen der auf Gologotha Hingerichteten besteht, ist ebenso geschmacklos wie überflüssig. Dem schnellen Gag und dem oberflächlichen Effekt wird die innere Logik der Geschichte geopfert. Lange beklagen sich Loki und Bartleby darüber, dass ihr Auftraggeber kein Gott der Rache mehr sein will. So erscheint er am Ende konsequent auch als Friedensbringer in weiblicher Gestalt, weil aber Smith nicht auf einen „special effect“ verzichten will, muss sich er/sie dann aber im letzten Moment noch einmal als Rachegott erweisen und den inzwischen Mensch gewordenen Engel Bartleby durch einen göttlichen Schrei in 1000 Stücke sprengen. In dem bunten Sammelsurium gehen die durchaus gelungenen Momente unter, beispielsweise die ironische Kritik an Versuchen der Kirche, sich durch modernes Marketing attraktiv zu machen; mit der Kampagne „Catholicism wow!“ präsentiert sie an Stelle des Kreuzes den „Kumpel Christus“ („buddy Christ“), der augenzwinkernd mit dem Daumen nach oben weisend eine positive Lebenseinstellung demonstriert. Oder die Begegnung Bethanys mit dem Engel Bartleby im Zug, einem der wenigen ruhigen Momente des Films: Sie erzählt von dem Gefühl der Leere, das sie empfunden hat, als ihr Mann sie im Stich ließ, und man spürt, wie Bartleby dieses Gefühl des Verlassenseins auf seine Beziehung zu Gott überträgt.Bei aller bisweilen wild ins Kraut schießenden Fantasie macht der Film letztlich doch nicht alles lächerlich. Vielmehr lässt er trotz seiner provokativen Attitüde Kernaussagen des Glaubens bestehen, bestreitet weder die Existenz Gottes noch den Erlösungstod Christi und lässt selbst das Dogma der Jungfrauengeburt unangetastet. Alle Hauptpersonen kennen kein anderes Ziel als die Rückkehr zu Gott, und vor allem die für die Erlöserrolle bestimmte Bethany wird in keiner Weise lächerlich gemacht. Dass Gott am Ende in Gestalt einer Frau auftritt, ist kaum als mutwillige Provokation und auch nicht als tiefgründige Auseinandersetzung mit der feministischen Theologie zu sehen. Smith hat letztlich kein neues Gottesbild anzubieten, denn die von Alanis Morisette in einer Mischung aus rätselhafter Verschlossenheit und kindlich-naivem Frohsinn dargestellte weibliche Gottesfigur ist nichts anderes als die gute Märchenfee, die alles heil macht: Bethany, die im Massaker tödlich getroffen wurde, wird zu neuem Leben erweckt und empfängt die Verheißung, dass sie ein Kind bekommen wird. Das wird manchem Kritiker eher als zu fromm als zu blasphemisch erscheinen.
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