Omulaule heißt schwarz
Dokumentarfilm | Deutschland 2003 | 67 Minuten
Regie: Beatrice Möller
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien
- Regie
- Beatrice Möller · Nicola Hens · Susanne Radelhof
- Buch
- Beatrice Möller · Nicola Hens · Susanne Radelhof
- Kamera
- Nicola Hens
- Musik
- Felix Shigololo · traditionelle Musik
- Schnitt
- Beatrice Möller · Nicola Hens · Susanne Radelhof
- Länge
- 67 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb
Einer von ihnen, ein sehr ernster junger Mann, war von einer deutschen Familie in Namibia aufgenommen worden, von denen es seit der kaiserlichen Kolonialzeit noch Tausende gibt. Kaum lief es in der Banklehre nicht rund, wurde er vom strengen Ziehvater, der im Film auch zu Wort kommt, fallen gelassen. Ein anderer heiratete eine deutsche Frau, gründete eine Familie, pendelt nun zwischen seinen Heimaten und fand offenbar sein Glück. Ein dritter ließ sich zum Piloten ausbilden. Eine junge Frau kam zwischen den Welten weniger gut zurecht, ließ sich von düsteren Sekten beeinflussen, fand dann den Weg zum christlichen Glauben und heiratete einen Pastor. Eine weitere Frau lebt in einer eher ärmlichen Stadtrandsiedlung in Namibia, wirkt aber glücklich, weil sie hier die Anonymität der deutschen Wohngebiete nicht erlebt. Ein junger Mann bleibt während des ganzen Gesprächs im Bett. Einig sind sich alle darin, dass sie in der DDR ebenso ausgegrenzt waren, wegen ihrer Kultur und ihrer Hautfarbe, wie sie es jetzt in Namibia sind: Viele kamen hier in deutsche Schulen, weil diese die besten im Land sind, waren dort aber die ersten Schwarzen unter lauter weißen Schülern – Namibia hatte den Rassismus von der ehemaligen Besatzungsmacht Südafrika aufgezwungen bekommen. Auch die schwarzen Namibier akzeptieren „die Deutschen“ nicht recht, die die Muttersprache Oshiwambo nur gebrochen sprechen und keinen Bezug etwa zum ärmlichen Dorfleben entwickeln. Auf wirkungsvolle Weise haben Beatrice Möller, Nicola Hens und Susanne Radelhof von der Bauhaus-Universität in Weimar ihre ausgiebigen Gespräche mit Ex-Schülern, -Erziehern und -Pflegeeltern nach Themen geordnet und entsprechend zusammengeschnitten, ein Verfahren, das auch die Widersprüche und unterschiedlichen Sichtweisen verdeutlicht. Denn die homogene Gruppe, für die sie von außen oft gehalten werden, auch in diversen Presseberichten, so sagen sie, seien sie nicht. Drei junge Männer diskutieren vor der Kamera lange darüber, wie die einstmals so eng miteinander verbundenen „schwarzen Deutschen“ sich in Gruppen aufgeteilt haben, getrennt nach sozialem Status. Als einer versucht, wieder in Richtung der Kamera zu sprechen, streiten die beiden anderen munter weiter miteinander. Das besonders Schöne und Unterhaltsame an dem Dokumentarfilm ist, dass die Filmemacherinnen solche Szenen laufen lassen, nicht eingreifen oder (hörbar) dazwischen fragen und auch im Schneideraum nichts auseinander reißen. Sie wollen die Leben zeigen, die sich entwickelt haben, nicht die historische Kuriosität. Das gilt auch für die Frau, die auf ihrer Türschwelle von deutscher Anonymität redet, dann von einem Autofahrer angehupt wird und mit ihm einen Smalltalk hält, wie zum Beweis ihrer Aussage. Die Zeit in der DDR illustrieren die Autorinnen vor allem über die Gespräche mit ehemaligen Erziehern, denen man glaubt, dass sie ihr Bestes gegeben haben, für die Kinder und für den SED-Staat. Dazu sind Zeichnungen mit artigen Sätzen wie „Wenn ich groß bin, werde ich ein tapferer Swapo-Kämpfer“ zu sehen sowie Videoaufnahmen von namibischen Tänzen in einer Turnhalle im sächsischen Staßfurt. Mehr und mehr versteht man nicht nur die Heimatlosigkeit und das Gefühl, nirgends wirklich erwünscht zu sein, sondern bewundert die jungen Leute dafür, dass offenbar keiner daran zerbrochen ist. Im Gegenteil zeigt der Film Menschen, die gerade vor dem schwierigen Hintergrund besondere und interessante Charaktere entwickelt haben. (Infos im Internet: www.omulaule.de)