Echo Park L.A.

- | USA 2005 | 90 Minuten

Regie: Richard Glatzer

Eine 15-Jährige lebt mit ihren streng katholischen Eltern in einem schicken Stadtteil von Los Angeles, muss sich wie die anderen jugendlichen Protagonisten des Films den Problemen des Erwachsenwerdens stellen und wird durch "unbefleckte Empfängnis" schwanger. Die mitunter reizvoll gefilmte Independent-Komödie schneidet eine Reihe von Problemen an, vermittelt dabei aber weder ernsthaft Glaubensfragen noch ein glaubwürdiges Lebensgefühl. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
QUINCEANERA
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Kitchen Sink Ent.
Regie
Richard Glatzer · Wash Westmoreland
Buch
Richard Glatzer · Wash Westmoreland
Kamera
Eric Steelberg
Musik
Victor Bock · J. Peter Robinson · Micko Westmoreland
Schnitt
Robin Katz · Clay Zimmerman
Darsteller
Emily Rios (Magdalena) · Jesse Garcia (Carlos) · Chalo González (Onkel Thomas) · David W. Ross (Gary) · Ramiro Iniguez (Herman)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.

Diskussion
Wie eine Schleife verknotet sich „Echo Park L.A.“ zu einer pinkfarbenen Melange. Denn der Spielfilm endet da, wo er begann: mit einer Fülle in den Himmel gestreckter Rosen, mit Tüll und Spitze und einer engen filmischen Umarmung von demonstriertem Wohlgefallen. Das Mädchen Magdalena feiert als Höhepunkt des Films seine Quinceañera, seinen 15. Geburtstag, jenen Tag, von dem an ein mexikanisches Mädchen als Frau angesehen wird. Das wichtige Fest wird zu Hause in Los Angeles zelebriert, mit weißer Limousine und anderem Brimborium, ebenso wie es unzählige MTV-Formate in Endlosschleifen den Teenagern von heute vormachen. Magdalena ist die Tochter einer streng katholischen Einwandererfamilie, die im Stadtteil „Echo Park“ wohnt, der gerade von Trendsettern für schick erklärt wurde. Während die Wohnungspreise explodieren, lebt die 14-Jährige den amerikanischen „Life Style“ nach, allerdings mit Abstrichen. Das Latino-Mädchen zappt so schell zwischen seiner eigenen und der fremden Kultur hin und her, dass Individualität ihm zum Fremdwort geworden ist. Sein junges Leben schustert es sich aus adaptierten Klischees zusammen: aus den Zutaten des Fernseheinheitsbreis, der dauernd läuft, aber ebenso wenig wie die Fototapete ein echter Hingucker ist, sondern mehr ein unterschwelliger Bestandteil im Alltag der Jugendlichen. Auch die Probleme, mit denen Magdalena und ihr homosexueller Cousin Carlos zu kämpfen haben, wirken nicht wirklich originell, auch weil sie schon zu oft in dieser Art erzählt wurden. Abgesehen vom Thema der ungewollten Schwangerschaft, die in „Echo Park L.A.“ doch tatsächlich der Jungfrau Magdalena passiert. Die unbefleckte Empfängnis wird schließlich selbst von Magdalenas empörten Eltern als Wunder akzeptiert und damit legitimiert. Dem Zuschauer aber will dieses Wunder einfach nicht in den Kopf. Ist das nun Ironie? Oder der nicht verstandene Subtext einer schwammigen Gesellschaftskritik? Oder halt doch nur hanebüchener Unfug? Neben Magdalenas Schwangerschaft stellen sich die Protagonisten die üblichen universellen Fragen über das Erwachsenwerden: Die Jugendlichen suchen nach Orientierung, Vorbildern, Abgrenzung von Familie und Herkunft und überlegen sich ihre persönliche Zukunft. Der Independent-Film wurde 2006 auf dem Sundance Film Festival mit dem Publikums- und dem großen Jurypreis ausgezeichnet, ist aber weder Fisch noch Fleisch, weder Komödie noch Drama. Die Skizzierung der Geschichte von Magdalena und Carlos findet zwar immer wieder attraktive Bilder in warmen Rottönen, aber die Intensität eines (lateinamerikanischen) Lebensgefühls ist dennoch kaum spürbar. Allzu deutlich spürt man den Willen, mit der Brechstange ein Happy End herbei zu zwingen – spätestens dann, wenn die gute Seele des Films stirbt und sich alle Protagonisten eines Besseren belehren lassen. Richard Glatzer arbeitete in den letzten Jahren vermehrt fürs Fernsehen und kreierte Serien wie „The Osbournes“ oder „America’s Next Topmodel“ mit. Wer ständig von einer Jugend erzählt, auf die es Rosen regnet und bei der Wunder geschehen, glaubt vielleicht selbst irgendwann daran.
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