Dokumentarfilm | USA 2013 | 79 Minuten

Regie: Gabriela Cowperthwaite

Seit fast drei Jahrzehnten zählt der Schwertwal Tilikum zum Unterhaltungsprogramm US-amerikanischer Freizeitparks, obwohl er für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich gemacht wird. Mit reißerischen Mitteln und der Dramaturgie eines Thrillers rekonstruiert das dokumentarische Pamphlet gegen die Zurschaustellung von Orcas in Delfinarien die Umstände, die 2010 der Trainerin Dawn Brancheau das Leben kosteten, als der Wal sie unter das Wasser zog. Obwohl sorgfältig recherchiert und umsichtig konzipiert, verschenkt der aufrüttelnde Film durch seine manipulativ-überwältigende Machart viel von seinem Potenzial. (O.m.d.U.; TV-Titel: "Der Killerwal") - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
BLACKFISH
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Manny O Productions
Regie
Gabriela Cowperthwaite
Buch
Gabriela Cowperthwaite · Eli B. Despres
Kamera
Jonathan Ingalls · Christopher Towey
Musik
Jeff Beal
Schnitt
Gabriela Cowperthwaite · Eli B. Despres
Länge
79 Minuten
Kinostart
07.11.2013
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 1.78:1, dts-HD engl.)
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Diskussion
Eigentlich ist es ein Anachronismus, dass es diese Shows noch immer gibt; selbst wenn es in „Blackfish“ heißt, dass „wir in 50 Jahren auf barbarische Zeiten zurückblicken werden“. Der Titelheld ist kein schwarzer Fisch und auch kein Kuscheltier, sondern ein Orca, ein Schwertwal, der in Gefangenschaft tatsächlich zum Killerwal werden kann. Die Dokumentarfilmerin Gabriela Cowperthwaite beginnt ihr engagiertes Pamphlet gegen die Zurschaustellung von Orcas in Delfinarien wie einen Thriller. Man lauscht einem Funkkontakt, aus dem zu entnehmen ist, dass eine Trainerin offenbar von einem Wal getötet wurde. „Blackfish“ etabliert zwei Antagonisten: Auf der einen Seite den Orca Tilikum, auf der anderen das Unternehmen SeaWorld, das mehrere große Delfinarien in den USA und einen Ableger auf Teneriffa betreibt. Tilikum besitzt sogar einen Eintrag bei Wikipedia. Er wurde im Alter von zwei Jahren vor Island gefangen, ist einer der größten Schwertwale in Gefangenschaft – und war in den Tod von mindestens drei Menschen verwickelt, darunter auch den der erfahrenen „SeaWorld“-Trainerin Dawn Brancheau im Jahr 2010. Wie eine kriminalistische Untersuchung rollt die Inszenierung den Fall auf. Hat Tilikum die Trainerin an ihrem Pferdeschwanz unter Wasser gezogen, weil er die Haare für ein Spielzeug hielt? War er frustriert, weil er zuvor das Lob für ein fehlerfrei absolviertes Kunststück überhört hatte? Oder haben ihn vielmehr 30 Jahre Gefangenschaft „in einer Badewanne“, die er als Zuchtbulle zum großen Teil alleine verbrachte, aggressiv werden lassen? Flankiert wird Tilikums „Fall“ von weiteren, zum Teil tödlichen „Zwischenfällen“ in „SeaWorld“-Delfinarien, die von dem Unternehmen stets verschleiert oder heruntergespielt wurden. Die Firma selbst äußert sich im Film nicht; Freunde und Kollegen der Trainerin, die zu Wort kommen, arbeiten inzwischen nicht mehr für SeaWorld; die meisten haben offenkundig ihre Haltung radikal geändert und berichten von der naiven Begeisterung, mit der sie ihren Job als Trainer einst begonnen hatten. Die Regisseurin hat VHS-Archivmaterial von Vorführungen und Trainingsstunden gesammelt, es gibt grafisch animierte Sequenzen, die einen Gerichtsprozess illustrieren, mit dem ein Verbot des Kontakts zwischen Tier und Trainer im Becken erreicht werden soll; die Auswirkungen der Gefangenschaft auf die Tiere sind natürlich auch ein Thema. Cowperthwaite zeigt aber auch Orcas in Freiheit, die über einen ausgeprägten Familiensinn und vor allem über eine hohe emotionale Intelligenz verfügen. Ausführlich wird erläutert, wie brutal die Tiere gefangen werden und wie man die Jungtiere noch heute von ihren Müttern trennt. Ähnlich detailliert, wie der Tod der Trainerin rekonstruiert wird, dekonstruiert der Film die vom Konzern verbreiteten Mythen über die angeblich artgerechte Haltung der Orcas. Die minutiöse Recherche lässt auch vermuten, dass die Macher von „Blackfish“ mit der PR-Offensive gerechnet haben, die das Unternehmen nach dem US-Start gegen den Film mit massivem Kapitaleinsatz lancierte. Zur stichhaltigen Recherche und der spannenden Dramaturgie will jedoch der reißerische Stil einer Discovery-Channel-Dokumentation nicht so recht passen. Subtil oder nüchtern wird das Anliegen in „Blackfish“ jedenfalls nicht vertreten. Wenn jemand weint, und das passiert häufiger, zoomt die Kamera ungeniert heran; und auch die Filmmusik hält sich mit melodramatisch-bombastischem Sound nicht zurück. Stilistisch arbeitet „Blackfish“ mit den gleichen manipulativ-propagandistischen Mitteln, die bei SeaWorld – wenn auch indirekt – kritisiert werden. Ob ein Publikum, das sich dem simplen Schauder von Wal-Shows unreflektiert hingibt, nur mit den gleichen Mitteln erreicht werden kann?
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