Manolo und das Buch des Lebens

Abenteuer | USA 2014 | 97 Minuten

Regie: Jorge R. Gutierrez

Animationsfilm über eine smarte mexikanische Schönheit und ihre beiden Verehrer, den starken Joaquin und den sensiblen Manolo. Die Dreiecksgeschichte verkompliziert sich, als sich die Totengötter in das Geschehen auf der Erde einmischen und eine Wette auf die Liebenden abschließen. Ein bildgewaltiges, farbenfrohes Abenteuer mit liebevoll gezeichneten Haupt- wie Nebenfiguren. Der von mexikanischen Mythen und Eigenheiten geprägte Film erzählt eine universelle Geschichte über Liebe, Freundschaft und Selbstbestimmung, die mitunter freilich schwer an den überbordenden Actionszenen zu tragen hat. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
THE BOOK OF LIFE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Twentieth Century Fox/Reel FX Animation Studios/Chatrone
Regie
Jorge R. Gutierrez
Buch
Jorge R. Gutierrez · Doug Langdale
Musik
Gustavo Santaolalla
Schnitt
Ahren Shaw
Länge
97 Minuten
Kinostart
12.02.2015
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Abenteuer | Animation
Externe Links
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Heimkino

BD und DVD enthalten eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache. Die Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Zu Beginn ist eine Weltkarte zu sehen, auf der ein Schnurrbart „den Mittelpunkt des Universums“ markiert: Mexiko. Der „moustache“ ist in diesem Animationsfilm das ironische Zeichen mexikanischer Machismo-Allüren, die lustvoll durch den Kakao gezogen werden. Etwa anhand der männlichen Mitglieder der Stierkämpfer-Familie Sanchez, die sich beim Versuch, einander an Mut und Stärke zu übertrumpfen, zu immer waghalsigeren und abstruseren Corrida-Kämpfen hinreißen lassen. Manolo ist Teil dieser Familie und doch ganz anders: Seine Leidenschaft gehört der Musik – und seiner Jugendliebe Maria. Auch er ist ein Torero, doch er schafft es nicht, den Stier zu töten, woraufhin sich sein Vater und die ganze Stadt von ihm abwenden. Sein bester Freund und Nebenbuhler um Marias Gunst ist Joaquin, der starke Hüter und Held des Städtchens San Angel. Klar, dass er neben den zahlreichen Abzeichen auf seiner breiten Brust auch einen stolzen Schnurrbart trägt. Ebenso klar ist aber auch, dass sich die kluge Maria eher zum sensiblen Manolo hingezogen fühlt. Doch eine Wette zwischen den Totengöttern La Muerte und Xibalba, einem zerstrittenen Ehepaar, verkompliziert die Dreiecksgeschichte. Während La Muerte auf die Liebe zwischen Manolo und Maria setzt, glaubt Xibalba, dass Joaquin den Sieg davontragen werde. Wetteinsatz ist die Herrschaft über das glückliche Land der Erinnerten, die La Muerte innehat – während Xibalba bislang das traurige Land der Vergessenen leitet. Doch der Totengott spielt kein faires Spiel, sabotiert die Annäherungsversuche zwischen Manolo und Maria und schickt den jungen Musiker kurzerhand ins Land der Erinnerten. Dort führen die Toten, an die man sich auf der Erde noch erinnert, ein fröhliches Dasein voller Essen und Feste. Doch Manolo will zurück zu Maria, ins Reich der Lebenden, wozu er die Hilfe von La Muerte, aber auch des „Kerzenmachers“ braucht, der in Gestalt von Milliarden von Kerzen die gesamte Menschheit „verwaltet“. Die magischen Figuren und Welten von „Manolo und das Buch des Lebens“ sind eine Steilvorlage für die Animatoren der Kreativschmiede von Reel FX. Die nutzt diese Chance mit viel Fantasie und Farbenfreude, liebevoller Detailarbeit und ironischen Akzenten. Sehr gelungen ist die Holzoptik der Figuren, die die Protagonisten warm und haptisch, geradezu greifbar wirken lässt. Aber auch die Götter, La Muerte mit ihrem attraktiven, bunten Totenschädel und dem riesigen Sombrero, der unheimliche, aus grün-schwärzlichem Teer bestehende Xibalba oder der aus Wachs geformte, rundlich-freundliche Kerzenmacher sind meisterlich erschaffen und animiert. Mexikanische Mythen und Eigenheiten prägen Story und Optik, doch der von Guillermo Del Toro mitproduzierte Film erzählt eine universale Geschichte über Liebe, Freundschaft und Selbstbestimmung. Die Nähe zur Welt der Verstorbenen, die sich in einem der wichtigsten mexikanischen Feiertage, dem farbenprächtig begangenen „Tag der Toten“, oder dem Glauben an magische Welten jenseits der hiesigen widerspiegelt, sowie der Ehr- und Männlichkeitskult des mittelamerikanischen Landes bilden die Grundlage der Geschichte. Darauf werden dann Themen verhandelt wie der Mut, zu sich selbst zu stehen, die Notwendigkeit, sich seinen Ängsten zu stellen, oder auch, dass wahrer Sieg manchmal Verzicht bedeutet. Das alles gelingt mit Hilfe liebevoll entwickelter Charaktere, allen voran dem grüblerischen Manolo und der smarten Maria. Aber auch der von sich eingenommene Joaquin weiß im entscheidenden Moment, worauf es wirklich ankommt, nämlich auf Selbstlosigkeit. Nebenfiguren wie die ewig strickende Großmutter oder die untalentierte Mariachi-Band sorgen für komische Momente inmitten dieses romantischen Abenteuers. Einziger Kritikpunkt ist die stellenweise allzu überbordende Action, insbesondere im finalen Kampf gegen den bösen „Schakal“ und seine Meute, die wie in so manchem Fantasy- und Action-Film mitunter des Guten zu viel tun. Immer unglaublichere, rasend schnell geschnittene Kämpfe, deren innerer Logik man kaum noch folgen kann, führen streckenweise zu Überdruss. Doch das ist nur eine kleine Einschränkung gegenüber einem ansonsten wunderbaren, ebenso witzigen wie bildgewaltigen Animationsabenteuer.
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