Horror | Spanien/Kanada 2015 | 107 Minuten

Regie: Alejandro Amenábar

Filmdaten

Originaltitel
REGRESSION
Produktionsland
Spanien/Kanada
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Mod Prod./First Generation Films/Himenóptero/Telefonica Studios
Regie
Alejandro Amenábar
Buch
Alejandro Amenábar
Kamera
Daniel Aranyó
Musik
Roque Baños
Schnitt
Carolina Martínez Urbina
Darsteller
Emma Watson (Angela Gray) · Ethan Hawke (Bruce Kenner) · David Thewlis (Prof. Kenneth Raines) · Lothaire Bluteau (Rev. Beaumont) · Dale Dickey (Rose Gray)
Länge
107 Minuten
Kinostart
01.10.2015
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror | Thriller
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Alejandro Amenábar lotet die Abgründe des Bösen aus

Diskussion
Eine Kleinstadt in Minnesota, einem der nördlichen Bundesstaaten in der USA, wo es nicht mehr gibt als jede Menge Natur und gähnender Weite. Was macht man in einer Gegend wie dieser? Fischen, Quilts nähen, in sich gehen, die Bibel studieren, dem Satan huldigen. Dem Satan huldigen? Warum nicht. Vielleicht haben wir ja all die Jahre dem falschen Messias Zeit, Geld und Glauben geopfert. Man kann schon auf seltsame Gedanken kommen; hier in der Einöde, in der Stille, wenn es früh dunkel wird und die alten Glühbirnen nur wenig Wohlbehagen in die dunkle Holzvertäfelung der guten Stube bringen. In einer Kleinstadt in Minnesota geht der Satan um und hat bereits ein unschuldiges Opfer in seinen Krallen. Angela Gray ist gerade 17 Jahre alt und hat sich nach all den Jahren unmenschlicher Qual endlich Reverend Beaumont anvertraut. Nun sitzt ihr Vater John im Büro von Chief Cleveland und soll endlich gestehen. Doch der will sich nicht erinnern. Dabei glaubt er seiner Tochter aufs Wort. Nie habe sie ihn noch irgendjemand anderen angelogen. Warum also in dieser Sache? Detective Bruce Kenner verlangt einen Psychologen zur Unterstützung. Immerhin handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen besonders schweren Fall von Kindesmissbrauch; über Monate, wenn nicht Jahre, und, was das Wichtigste ist: im Auftrag des Satans. Der Psychologe Kenneth Raines könnte Licht ins Unheil bringen und der Amnesie des Vaters ein Ende bereiten. Immerhin hat er mit Hilfe der regressiven Therapie schon häufig tief verdrängte Erinnerungen aus Patienten hervorgeholt. Das, was er in nur wenigen Sitzungen aus dem verzweifelten Vater herausbekommt, ist wahrhaft monströs. Er war mitnichten ein Einzeltäter. Mindestens einen Komplizen hatte er bei den nächtlichen Besuchen im Zimmer seiner Tochter. Eine ganze Kultgemeinde hält, schwarz gekleidet und mit gekalkten Gesichtern, im Schuppen der Grays grausame Rituale ab. Tieropfer sind zu beklagen und, schlimmer noch, Neugeborene! Alles, was Kenner und Raines noch fehlt, sind handfeste Beweise. Vielleicht gelingt es mit Hilfe der geschundenen Angela, den Schemen aus der Erinnerung ihres Vaters Gesichter aus Fleisch und Blut zuzuordnen? Einer aus Kenners Mannschaft könnte ein Mittäter sein. Doch je mehr sich der Detective in den Fall verbeißt, desto unwirklicher kommt ihm sein sonst so vertrautes Städtchen vor. Kaum eine Nachrichtensendung vergeht ohne neue Schreckensmeldungen über die Satanskulte; eine FBI-Akte quillt über vor vermeintlich ähnlich gelagerten Fällen – und dann sind da noch diese Blicke, die ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen scheinen. Todesankündigungen, wie Angela sie bezeichnet. Der spanische Regisseur Alejandro Amenábar ist ein Meister unheimlicher Stimmungen. Seien sie ganz real, wie in seinem Debütfilm „Tesis – Der Snuff Film“ (fd 32 556), sei es im Reich der Schatten und Geister wie in „The Others“ (fd 35 215). In „Regression“ zelebriert er nun den blanken Horror, in den man zwangsläufig hineingezogen wird, wenn man den Recherchen des Detectives folgt. Wie einst an der Seite von Pater Karras in William Friedkins „Der Exorzist“ (fd 18 987) wird man zusammen mit dem Polizisten Kenner Zeuge, wie das Böse langsam die Kontrolle über das Hier und Jetzt gewinnt. Ganz real, in den Nachrichten und in den Köpfen ansonsten ganz rational denkender Menschen. Amenábars Kunst besteht gerade darin, dass sein Horrorfilm den Zuschauer in dem Augenblick aushebelt, wenn er es am wenigsten erwartet. Der Verleih bewirbt „Regression“ als „Suspense-Thriller“. Das ist falsch, setzt Suspense doch einen Wissensvorsprung des Zuschauers gegenüber dem Helden voraus. Die Qualität des von Amenábar selbst verfassten Drehbuchs liegt jedoch darin begründet, dass sich der Zuschauer mit dem Helden stets auf Augenhöhe befindet. Möglicherweise ahnt er, welche Überraschungen dem Ermittler blühen. Er ist dann aber genauso überrascht und entsetzt wie Kenner. „Regression“ ist beseelt vom Einbruch des Schreckens ins Rationale, und er ist beseelt von mitunter superb aufspielenden Darstellern. Ihnen und Amenábars Meisterschaft ist es zu verdanken, dass man sich am Ende höchst zufrieden wähnt, auch wenn man einen Film zu sehen bekommt, den man so nicht erwartet hat.
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