4K UHD. | USA 2022 | 137 Minuten

Regie: Michael Bay

Um die Operation seiner kranken Frau bezahlen zu können, lässt sich ein US-Kriegsveteran von seinem kriminellen Stiefbruder zu einem vielversprechenden Bankraub überreden. Doch das Unterfangen scheitert und die beiden flüchten zusammen mit einer Rettungssanitäterin und einem schwerverletzten Wachmann vor einer Armada an Polizeiautos und Helikoptern. Der überwiegend aus einer einzigen langen Verfolgungsjagd bestehende Actionfilm reizt seine ausweglose Situation mit pausenloser Dramatik, treibendem Soundtrack und spektakulären Kameraeinsätzen aus. Eine hochtourige, handwerklich souverän inszenierte Materialschlacht ohne Verschnaufpausen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
AMBULANCE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Universal Pict./Bay Films/Endeavor Content/New Republic Pict./Project X Ent.
Regie
Michael Bay
Buch
Chris Fedak · Laurits Munch-Petersen · Lars Andreas Pedersen
Kamera
Roberto De Angelis
Musik
Lorne Balfe
Schnitt
Pietro Scalia
Darsteller
Jake Gyllenhaal (Danny Sharp) · Yahya Abdul-Mateen II (Will Sharp) · Eiza González (Cam Thompson) · Garret Dillahunt (Captain Monroe) · Keir O'Donnell (FBI-Agent Anson Clark)
Länge
137 Minuten
Kinostart
24.03.2022
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
4K UHD. | Action | Drama | Krimi
Externe Links
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Heimkino

BD und DVD enthalten eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache.

Verleih DVD
Universal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 2.35:1, dolby_Atmos engl./dt.)
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Hochgetunter Actionfilm um zwei Gangster und zwei Geiseln, die in einem Krankenwagen vor der Polizei durch Los Angeles fliehen.

Diskussion

Ferne, sonnendurchflutete Erinnerungen, die wie ein Musikvideo aussehen. In lässiger Zeitlupe genießen ein schwarzer und ein weißer Junge archaische Momente einer glücklichen Kindheit. Als Erwachsene haben sich die beiden Stiefbrüder allerdings für denkbar unterschiedliche Wege entschieden. Während der kriminelle Danny (Jake Gyllenhaal) ein Ding nach dem anderen dreht, widmet sich der Kriegsveteran Will (Yahya Abdul-Mateen II) einem anständigen Familienleben an der Armutsgrenze.

Als Will jedoch dringend Geld für die Operation seiner kranken Frau braucht, sucht er seinen Stiefbruder auf. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Die Kamera zittert nervös, während Dialoge und Schnitte im Stakkato an einem vorbeirattern. Es ist bezeichnend für die konsequente Eskalationsstufe von „Ambulance“, dass es nur ein paar Minuten braucht, bis Will sich mit Danny und ein paar zwielichtigen Typen auf den Weg zu einem 32-Millionen-Dollar-Bankraub macht. Und nur eine ausufernde Actionszene später haben die Brüder auch schon einen Krankenwagen gekapert, in dem sie sich zusammen mit der Rettungssanitäterin Cam (Eiza González) und dem angeschossenen Polizisten Zach (Jackson White) auf eine schweißtreibende Flucht begeben.

Eine ausweglose Situation

Das Fundament der von Michael Bay hochtourig inszenierten Materialschlacht ist das Scheitern ihrer hemdsärmeligen Figuren. Will wird seinen moralischen Ansprüchen aus existenziellen Nöten nicht mehr gerecht und bleibt während der Flucht derjenige, der jederzeit die Seiten wechseln könnte. Weil Cam wegen ihrer früheren Drogensucht keine Ärztin werden konnte, versucht sie nun umso entschiedener, jedes Leben zu retten. Und Zach, der sich noch kurz vor der Mittagspause in die Bank mogelte, um eine Angestellte nach einem Date zu fragen, vereitelt durch seinen misslungenen Flirtversuch nicht nur den Überfall, sondern landet bewusstlos-blutend auf einer Trage.

Der auf dem gleichnamigen dänischen Film aus dem Jahr 2005 basierende, überwiegend aus einer einzigen langen Verfolgungsjagd bestehende „Ambulance“ lebt von der Ausweglosigkeit seiner Situation. Die Stimmung im Krankenwagen ist hochexplosiv: Während die Brüder sich nur aus dem Staub machen wollen und Cam versucht, das Leben des Polizisten zu retten, folgt ihnen eine Armada aus Polizeiautos und Helikoptern. Bei dieser unsinnigen Flucht schimmern aber auch immer wieder Freiheitsversprechen durch: ein paar Takte von Bobby Womacks Song „California Dreamin’“, eine flatternde US-Flagge und immer wieder Sonnenstrahlen, die in die Kameralinse fallen.

Laut, spektakulär und extrovertiert

So konzentriert die Geschichte eigentlich ist, so zerstreut und aufgemotzt setzt die Inszenierung sie um. „Ambulance“ ist laut, extrovertiert, atemlos und spektakulär. Drohnenkameras stürzen spiralenförmig von Hochhäusern in die Tiefe, rasen durch Parkgaragen und Straßenschluchten, donnern millimetergenau unter fahrenden Autos hindurch und schnurstracks ins Flammenmeer einer Explosion. Lorne Balfe hat dazu einen Score komponiert, der einem Presslufthammer gleicht. Mit wummernden Bässen, nervösen Rhythmen und infernalischem Dröhnen folgt der Sound derselben Maxime wie den beiden Stiefbrüdern: Wer bremst, verliert.

„Ambulance“ strebt dabei unbeirrbar in die Breite. Nicht nur das Stadtgebiet von Los Angeles wird immer wieder von der Kamera durchforstet; auch zahlreiche Nebenfiguren, etwa eine markige Spezialeinheit der Polizei oder eine finster dreinschauende Latino-Gang, öffnen die Erzählung nach außen. Selbst die Szenen im Krankenwagen reizen ihre Dynamik voll aus. Die Herausforderungen reichen dabei von Spannungen innerhalb der Gruppe bis zu einer lebensnotwendigen Operation, die von zwei Ärzten per Zoom orchestriert wird.

Gefilmt werden die angespannten Protagonisten meist in Untersicht und aus nächster Nähe. Als Zuschauer ist man immer mitten im Geschehen, gewinnt aber nur selten einen Überblick. Die Besonderheit des verschwenderischen Hochdruckkinos von Michael Bay besteht auch darin, aus dem Chaos maximale Intensität zu schöpfen.

On the Run

So wird etwa schnell klar, dass bei der permanenten Vorwärtsbewegung des Films keine Zeit für psychologische Zwickmühlen bleibt, als ein FBI-Agent (Keir O'Donnell), ein früherer Kumpel von Danny, versucht, den wahnwitzigen Gangster zur Vernunft zu bringen. „Ambulance“ schüttelt sein Publikum auf handwerklich hohem Niveau durch und lässt ihm abgesehen von einem verbindenden Lächeln nach einem halsbrecherischen Manöver oder ein paar gegrölten Zeilen aus der Christopher-Cross-Schnulze „Sailing“ keinerlei Verschnaufpause.

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