Banana Pancakes and the Lonely Planet

Dokumentarfilm | Niederlande/Laos 2015 | 85 Minuten

Regie: Daan Veldhuizen

Dokumentarfilm über die Folgen des Individual-Tourismus in Südostasien, der anhand zweier Männer aus einem abgelegenen Dorf in Laos den unterschiedlichen Reaktionen nachspürt. Er räumt den auseinanderstrebenden Lebensanschauungen, Wünschen und Träumen der Einheimischen viel Platz ein, lässt aber auch junge Backpacker-Touristen zu Wort kommen. In sorgfältig komponierten CinemaScope-Bildern wird der schnelle technische und infrastrukturelle Wandel des Dorfs und seiner Umgebung nachgezeichnet. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
BANANA PANCAKES AND THE CHILDREN OF STICKY RICE
Produktionsland
Niederlande/Laos
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Viewpoint Prod.
Regie
Daan Veldhuizen
Buch
Daan Veldhuizen · Tamara Vuurmans
Kamera
Daan Veldhuizen
Musik
Peter Pluer
Schnitt
Daan Veldhuizen · Jos Driessen
Länge
85 Minuten
Kinostart
07.09.2017
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Dokumentarfilm über die Folgen des Individual-Tourismus in Südostasien

Diskussion
„Banana Pancakes and the Lonely Planet“ des niederländischen Regisseurs Daan Veldhuizen porträtiert zwei junge Männer aus Laos, Khao und Shai, deren abgelegenes Dorf Muang Ngoi sich für den zunehmenden Backpacker-Tourismus rüstet. Der ruhige, reflektiert unsentimentale Film lässt in erster Linie die beiden ungleichen Kindheitsfreunde zu Wort kommen. Sie können frei und unbefangen über ihre Wünsche und Träume sprechen. Der eine ist ein einfacher Bauer mit sympathisch-familiärer Verantwortung, der andere ein alleinstehender Möchtegern-Selfmade-Mann, der nach einiger Zeit in der Großstadt endlich zeigen möchte, was in ihm steckt. Denn die ländliche Region ist durch den Tourismus binnen kürzester Zeit von infrastrukturellen Veränderungen überrollt worden, die das soziale wie das wirtschaftliche Leben der Menschen stark verändert haben. Der Film lässt auch die Reisenden zu Wort kommen. Die Erkundung fremder Regionen ist für viele junge Menschen inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das muss nicht unbedingt eine positive Entwicklung sein, denn ein bewusster, reflektierter Umgang mit den bereisten Ländern, ihren Kulturen und Menschen, steht häufig nicht an erster Stelle. Auch die hier porträtierten Backpacker präsentieren sich als eine Mischung aus nett-naiven, aber zumindest interessierten jungen Menschen auf Selbstfindungswegen und Reisenden, die den Einheimischen mit fast kolonialistischem Gehabe begegnen und realitätsfernen Vorstellungen von der Natur huldigen. Der Film ist nicht unbedingt als Kompliment für Touristen gemeint und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Denn er zeigt, dass Identitätsbildung und Sinnfindung nicht unbedingt an einen bestimmten Ort gebunden sind. Was für die Einheimischen unaufhebbar ist, stellt sich für Touristen als austauschbar dar. Im Umkehrschluss heißt das, dass der Weg wichtiger ist als das Ziel. Ein echtes Einlassen und ein interessierter Umgang mit den fremden Kulturen stehen weit hinter den Aspekten des Kennenlernens anderer Reisender und dem Genuss der für einen begrenzten Zeitraum gelebten Freiheit. Genau dieser Aspekt ist es, der den so genannten Banana Pancake Trail, der durch Südostasien führt und Routen und Reiseziele für Backpacker lose zusammenfasst, vom Hippie Trail der 1960er- und 1970er-Jahre unterscheidet. Auch hier ging es vornehmlich um identitätsstiftendes Reisen und Selbstfindung. Vom damaligen Interesse am Kennenlernen anderer Kulturen scheint heute aber nicht mehr allzu viel übrig geblieben zu sein. Mit dem Porträt der beiden jungen Männer aus Laos vermag der Film allerdings auch eine andere Seite des Reisens aufzuzeigen. Er verzichtet auf simple Schwarz-Weiß-Malerei zwischen Einheimischen und Fremden, sondern lässt alle Beteiligten, eben auch Khao und Shai, mit ihren Wünschen und Bedürfnissen zu Wort kommen. Die Inszenierung setzt auf beiläufige Momente, was oft mehr enthüllt als wohlfeile Interviews. Die wunderbar weiten CinemaScope-Bilder inszenieren nicht nur die Natur und die ländliche Umgebung auf beeindruckend reale Weise. Sie fangen in der Wahl ihres Bildausschnitts auch eine Welt ein, die in ihren Details ein großes Ganzes ergibt, das ein flüchtiger Touristenblick möglicherweise nicht zu erkennen vermag.
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